Rezension/Kritik - Online seit 09.12.2016. Dieser Artikel wurde 14502 mal aufgerufen.

Agricola: Familienspiel

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Autor: Uwe Rosenberg
Illustration: Klemens Franz
Verlag: Lookout Games
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 1 - 4
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
5,1 5,1 Leser
Ranking: Platz 281
Agricola: Familienspiel

Spielziel

In der Familienversion von Agricola fühlt sich vieles so an wie beim großen Vorbild, allerdings stark vereinfacht. In erster Linie gibt es nur wenige Karten (oder Plättchen), deren Funktionen man bereits nach einer Partie verinnerlicht hat und auf diese Weise auch als Nicht-Agricola-Fan schnellen Zugang zu dem Spiel bekommen kann.

Ablauf

Jeder Spieler besitzt zu Spielbeginn einen Bauernhof, der aus einem kleinen Holzhaus mit zwei Räumen besteht. Dort platziert man seinen Bauer sowie die Bäuerin, später vielleicht noch ein einziges Tier, dann ist die Bude voll. Um weitere Tiere und Menschen unterbringen zu können, muss der Hof erst einmal erweitert werden: mit neuen Räumen, Weiden, Ställen und Äckern, wofür man wiederum Material benötigt.

Diese Rohstoffe sowie ein Schaf und eine Nahrung werden zu Beginn einer Runde auf die dafür vorgesehenen Felder gelegt. Danach beginnt man reihum mit dem Einsetzen seiner Figuren. Auf jedes Feld darf genau eine gestellt werden, und man nimmt sich im Anschluss sofort seinen jeweiligen Ertrag. Hat jeder alle seine Figuren eingesetzt (im späteren Verlauf können die Spieler über unterschiedlich viele Figuren verfügen), nimmt man sie wieder zurück; die Rohstofffelder werden aufs Neue bestückt, und der Rundenanzeiger wandert um ein Feld weiter. Mit jeder Runde wird dadurch ein zusätzliches Feld freigeschaltet, das irgendwelche neuen Rohstoffe, Tiere, Baumöglichkeiten oder Familienzuwachs bringen kann.

Nach bestimmten Runden gibt es zusätzlich eine Acker-, Ernährungs- und Vermehrungsphase. Dann kann man Getreide von seinen Ackerfeldern ernten, muss alle seine Leute ernähren. Tiere einer Sorte, von denen man mindestens zwei besitzt, vermehren sich, sofern man über genügend Platz verfügt, um sie unterzubringen.

Das Spiel endet mit der Runde, in welcher der Rundenanzeiger auf dem letzten Wegefeld ankommt, dann gewinnt natürlich, wer am meisten Punkte sammeln konnte. Punkte gibt’s für vieles: für eigene Personen, für jedes Tier, (fast) jedes Plättchen, jeden Stall, der auf einer Weide steht, und für bestimmte Gebäude. Punktabzüge gibt es dagegen, wenn man sich während des Spiels Bettelmarken eingefangen hat, weil man seine Leute nicht ernähren konnte.

Fazit

Agricola ist zweifellos eines der beliebtesten Brettspiele für geübte Spieler. Kaum zu glauben, dass es im nächsten Jahr bereits seinen 10. Geburtstag feiern wird! Eigentlich wäre da das Familienspiel das ideale Jubiläumsgeschenk für die Spielewelt gewesen. Aber wir freuen uns natürlich auch ein Jahr früher über diese Agricola-Light-Version.

Ein gelungener Spielplan und die schönen Holzteile für die Rohstoffe und Tiere machen auch gleich neugierig auf das Spiel. Agricola-Kennern wird die neue Ausgabe natürlich recht einfach erscheinen. Auf der anderen Seite werden es die meisten Gelegenheitsspieler vermutlich nicht schaffen, sich die Regeln selbst zu erarbeiten. Denn trotz der im Vergleich zu Agricola wenigen Gebäude, die man errichten kann, kommt doch einiges zusammen, für das es Regeln zu beachten gibt: Weiden, Äcker, Hausrenovierung, Koch- und Feuerstellen, Lehmöfen, Korbflechterei, Töpferei, Windmühle und Lager, Familienzuwachs, Tierunterbringungen, Ernährung, Umwandlung von Tieren in Nahrung usw.

Auch erfordert das Spiel einiges an Planung, denn viele Felder sind zu Beginn noch gar nicht freigegeben (erst, wenn sie der Rundenanzeiger erreicht) und auf jedes Feld passt nur eine einzige Figur. Wenn also beispielsweise das einzige Feld besetzt ist, über das man eine Ackerfläche erhält, dann gibt es eine solche erst wieder ab der nächsten Runde. Neben guten Planungen ist es da auch unabdingbar, nicht immer nur der letzte Spieler der Runde zu sein und sich auch mal auf jenes Feld zu setzen, auf dem man das Startspielerplättchen für die nächste Runde erhält. Diesbezüglich kam hier in meinen Spielrunden die Frage auf, ob sich auch der Startspieler selbst auf dieses Feld setzen darf, auf dem man gleichzeitig auch eine Nahrung erhält. Ganz eindeutig geht das aus der Spielregel nicht hervor.

Überhaupt halte ich das Regelwerk an manchen Stellen für wenig gelungen. Der Autor Uwe Rosenberg mag ja ein netter Kerl sein, aber die unzähligen Sprechblasen mit seinem Konterfei verwirren eher. Überhaupt ist die Spielregel an manchen Stellen sehr unübersichtlich. So wird zum Beispiel unter der Überschrift „Viehzucht“ schon von Feuer- und Kochstellen gesprochen, obwohl die nähere Erklärung dazu erst später im Regelheft erscheint. Das macht auch ein Nachschlagen während der ersten Partie ziemlich mühselig.

Einfach ist das Familienspiel nicht. Ich denke, es muss sich schon um sehr spielerfahrende Familien handeln, damit 8-Jährige alles verstehen und gut mithalten können. Sorgfältige Planungen sind nämlich erforderlich, um nicht nur die eigenen Siegpunkte zu vermehren, sondern auch zusätzliche Personen und damit mehr Aktionen zu bekommen. Natürlich muss man diese Leute auch ernähren, und wer dies nicht schafft, wird hart bestraft.

Bis auf die Tatsache, dass man in der letzten Runde oft nicht mehr so recht weiß, wo man all seine Bauern einsetzen soll, weil so manches Feld gegen Ende hin uninteressant wird, gefällt mir diese Agricola-Ausgabe jedoch sehr gut. Vieles aus dem Original erkennt man wieder; was fehlt, sind die diversen Überraschungen, denn alle Möglichkeiten und deren Ins-Spiel-Kommen sind allen Spielern von Anfang an bekannt. Auch die vielen unterschiedlichen Karten hat man weggelassen. Für mich als Nicht-Agricola-Fan ein Segen, für den einen oder anderen Fan macht genau dieses Fehlen dieser Karten das neue Spiel jedoch total uninteressant. Ich habe es aber auch mit genügend Fans gespielt, denen das Herunterbrechen der vielen Agricola-Regeln auf ein Minimum sehr gefallen hat.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Agricola: Familienspiel: 5,0 5,0, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.10.16 von Sandra Lemberger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.09.16 von Michael Kahrmann - Schön aufs Wesentliche reduziert. Anfangs war ich skeptisch, doch irgendwie hat es mich dann doch gepackt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.10.16 von Udo Kalker - Als vereinfachtes Familienspiel geht Agricola locker und zügig von der Hand und reduziert das "Kennerspiel" auf die Grundmechanismen. Eine wirklich schöne Umsetzung der Spielidee, die man mit geringerer Komplexität auch fühlbar leichter und auch deutlich kürzer spielt. Insgesamt aber immer noch eines "Agricola" würdig und damit dann doch eher für die etwas spiele-affinere Familie.

Leserbewertungen

Leserwertung Agricola: Familienspiel: 5,1 5.1, 14 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.09.16 von Hans Huehnchen - Deutlich weniger Spielreiz als der große Bruder, aber ein schönes Gateway-Spiel.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.09.16 von Maja - Super. Meine Kinder lieben es. Spielt sich locker und macht großen Spaß.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.09.16 von Dennis L.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.09.16 von Ernst-Jürgen Ridder - Agricola ohne Karten. Immer noch Agricola, aber doch wesentlich weniger Arbeit und mehr Spiel als das "normale" Agricola. Da kommt bei mir tatsächlich Spielspaß auf.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.11.16 von Martin - Wir sind erst über das (mit den Erweiterungen) tolle 2-Personen-Spiel auf Agricola gestoßen und wollten uns über das Familienspiel an das Kennerspiel herantasten. Diese Ausgabe hat uns allen sehr viel Spaß gemacht, vom Vielspieler bis zum Gelegenheitsspieler. So ein Spiel hätte mal den Titel Spiel des Jahres verdient.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.12.16 von Wombel_13 - Toll - alle anderen Infomationen stehen schon weiter oben geschrieben. Ein würdiger "... des Jahres"-Kandidat.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.12.16 von Kathrin - Kommt sehr gut bei ambisionierten Seltenspielern und Familien an, aber auch bei Vielspieler, für die komplexer nicht automatisch besser ist.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.12.16 von Shigeru
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.01.18 von Achim Nieder-Vahrenholz - Die Familienversion spielt sich leider ähnlich lahm wie das Original: Alles entwickelt sich sehr mühsam, es ist keine Dynamik im Spiel. Durch die fehlenden Ausbaukarten gibt es auch ichts zu entdecken. Die Tischlerei ist sehr stark, da Holz einfach viel häufiger/mehr auf den Markt kommt, als die anderen Rohstoffe. Wie soll man andererseits z.B. ausreichend Schilf ergattern, um SP daraus zu generieren? Am Schluss des Spiels kam es vor, dass bestimmte Spieler keine entscheidenden Dinge mehr tuen konnten (bei anderen Spielen sind die letzten Schritte die spannendsten!). Ein Spieleralter ab 8 ist zu tief gegriffen- das mehrere-Schritte-im-Voraus-denken ist genauso wichtig wie beim Original. Fazit: Wer das Original nicht mag, wird die Familienversion auch nicht mögen...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.04.18 von edru - Im Vergleich zum Ur-Argicola ist das ein Familienspiel exakt auf den Punkt gebrach, auch sehr viel schlanker gemacht. Das passt prima für Vielspieler und auch für diejenigen, die sich an die Rosenberg-Spiele erst einmal herantasten wollen. Auf die vielen Karten, die das Ur-Agricola ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen können, wurde zum Glück verzichtet. Was bleibt ist ein nahezu perfektes Agricola. Chapeau!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.10.18 von Oliver Müller - Es gibt in meinen Augen nur einen Kritikpunkt: für weniger spieleaffine Käufer ist der fette Aufdruck "Familienspiel" mitunter missverständlich und kann dann auch zu Frust führen. Materialfülle und Regelkomplexität lassen nur die Einordnung "Kennerspiel" zu - und dennoch können in Haushalten, in denen regelmäßig gespielt wird auch Jüngere locker mitspielen, wenn man hier und da die Optionen erklärt. Ich glaube, man kann das Spiel von der Komplexität mit Stone Age (wobei hier die Hunger-Thematik konsequenter und besser gelöst ist) und anderen seichteren Workerplacement-Spielen vergleichen. Ansonsten ist Uwe Rosenberg hier das Kunststück gelungen, sein Agricola so herunterzubrechen, dass es perfekt zu Heranführung an "dickere Brocken" dienen kann und auch pädagogisch wertvoll erscheint (kluges Einsetzen, Aufbauen, für die Zukunft planen, usw.). Meine Kinder sind ebenfalls sehr angetan von Thema und Umsetzung. Deshalb: Höchstnote.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.04.19 von Familienvater - Da ich für das Kennerspiel einen zusätzlichen günstigen Rohstoffvorrat (insbesondere für Getreide und Schafe) benötigte, kam mir dieses Spiel gerade recht. Und nachdem nicht jeder gleich Zeit und Lust für das Kennerspiel hat, probierten wir die Familienversion auch gleich aus. Das Regelheft hat zwar dieselbe Aufmachung wie das neue Kennerspiel, ist aber nicht ganz so gut durchdacht und strukturiert. Es wird zwar immer mal wieder angeschnitten, für was es Punkte gibt, doch die Zusammenfassung am Ende des Regelheftes ist diesbezüglich unvollständig bzw. ungenau. Und für jemanden, der das Kennerspiel nicht kennen sollte, mag der Spielplan, der komplett ohne Ortsbeschreibungen auskommt, zu nüchtern sein. Auch das Zusammenpuzzeln des eigenen Bauernhofes ist gewöhungsbedürftig und ist "verschiebegefährdet". Beim Spiel selber muß man sich dann etwas umstellen: Jedes Tier einen Punkt (egal welche Art und Anzahl), jedes Getreide auf dem Acker einen Punkt, keine Steine, kein Gemüse und keine Karten mehr - nur um die wichtigsten Änderungen zu nennen. Letztendlich hält das Spiel dennoch zum Großteil das, was es verspricht: Es ist ein Familienspiel, welches in 60 bis 90 Minuten (inkl. Auf- und Abbau) gespielt werden kann. Und da man nur noch über die Bettelmarken Minuspunkte bekommen kann, wurden zur leichteren Spielbarkeit auch etliche mögliche Frustrationserlebnisse für jüngere Mitspieler abgebaut. Es liegen alle Planungsmöglichkeiten auf dem Tisch, es kommen keine Überraschungen mehr, und dennoch gibt es unterschiedliche Strategien, wie man das Spiel gut meistern kann. Und sollte es einem dann nach der x-ten Partie zu langweilig werden, ja dann gibt es schließlich noch das Kennerspiel, mit all seinen Raffinessen. Es führt einem nach einer gewissen Zeit quasi wie von selbst dahin. :-)
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.01.20 von sutrebuh - Agricola für Einsteiger! Kein Gemüse, keine Steine, keine Ausbildung, keine kleinen Anschaffungen. Das Familienspiel reduziert die Komplexität deutlich. Hat man beim Original als Einsteiger kaum Punkte gemacht, so erreichen hier schon allein durch die großen Tierherden auch Kinder vergleichsweise hohe Punktzahlen. Verstärkt wird das dadurch, dass man keine Ḿinuspunkte machen kann außer bei Mangelernährung. Die Knappheit, von der das Original so geprägt ist und die auch seinen Charakter ausmacht, ist hier also deutlich gemildert. Hatte man da immer zu wenige Züge, so weiß man hier teilweise tatsächlich nichts Schlaues mehr anzufangen. In der alten Auflage gab es eine Familienversion, die einfach ohne Ausbildungen und kleinen Anschaffungen auskam. Das vermittelte fast das gleiche Spielgefühl und ist auch nicht viel komplexer.

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