Spielziel
Wie der Titel schon ahnen lässt, geht es in diesem Spiel ums Erben. Ein reicher Mann bekundet in seinem Testament, dass derjenige seiner potenziellen Erben sein Vermögen erhalten wird, der es am schnellsten schafft, einen bestimmten Geldbetrag auszugeben. In die Rolle dieser Erben schlüpfen die Spieler, womit es zu ihrer Aufgabe wird, ihr Vermögen so schnell wie möglich durchzubringen.
Ablauf
Dies geschieht in mehreren Spielrunden. Zu Beginn werden immer Karten ausgelegt, die man in dieser Runde erhalten kann. Sie alle zeigen unterschiedliche Möglichkeiten auf, Geld "mit Stil" loszuwerden: auf Schiffsreisen, in Luxusrestaurants, durch den Kauf von Immobilien usw. Reihum entscheidet sich jeder Spieler, auf welche Position er seinen Planungsmarker in dieser Runde setzt. Dies eröffnet dann verschiedene Möglichkeiten: Platziert man sich weit vorne, hat man zwar die erste Auswahl, darf dafür aber nur wenige Aktionen durchführen und/oder Karten nachziehen. Im Mittelfeld muss man sich entweder für viele Aktionen oder Karten entscheiden, im hinteren Bereich kann man aus dem Vollen schöpfen, ist aber zum Schluss an der Reihe.
Wurde diese erste Entscheidung getroffen, zieht jeder so viele Karten nach, wie die Position des eigenen Planungsmarkers vorgibt. Danach darf - beginnend beim vordersten Spieler - jeder genau einen Boten einsetzen. Mit dessen Hilfe kann man wertvolle Karten ergattern, zusätzlichen Ablageplatz für seine ausgespielten Karten erwerben, in die Oper gehen (um dort ein bisschen Geld auszugeben) sowie die Immobilienpreise verändern. Reihum werden so lange Boten ausgeschickt, bis jeder sein vom Planungsmarker vorgegebenes Maximum erreicht hat.
Ebenfalls entscheidend ist der Planungsmarker am Ende einer Runde, wenn es darum geht, Aktionen durchzuführen. Dafür steht jedem ein eigenes Tableau zur Verfügung, auf dem er Karten ablegen oder bereits dort liegende Karten aktivieren darf. Beides kostet jeweils eine bestimmte Anzahl an Aktionen, es sei denn, man hat zuvor Sonderkarten ausgelegt, welche die Aktionskosten verringern oder auf Null setzen.
Hat es am Ende einer Runde keiner geschafft, sein Vermögen zu verjubeln, wird das fröhliche Geldausgeben fortgesetzt. Ansonsten hat derjenige gewonnen, der dies zuerst schafft. Wenn in einer Runde mehrere Spieler ohne Geld dastehen, dann gewinnt jener, der am meisten Schulden gemacht hat. Im Übrigen kann keiner das Spiel gewinnen, der noch im Besitz von Immobilien ist. Diese müssen vorher (möglichst verlustreich) wieder verkauft werden.
Fazit
Das Spiel besteht aus zwei Teilen: Im ersten überlegt man sich, was man in dieser Runde für wichtiger erachtet: viele Karten oder lieber viele Aktionen? Oder von beidem etwa gleich viel? Oder möchte man eine ganz bestimmte ausliegende Karte haben? Dann wäre es sinnvoll, möglichst die erste Position mit seinem Planungsmarker einzunehmen, so dass man zuerst auswählen darf.
Im zweiten Teil kommen die Karten ins Spiel, welche dessen treibender Motor sind. Von ihnen gibt es eine ganze Menge. So gibt es zum Beispiel Karten, die man einmalig verwendet, indem man für etwas Geld ausgibt, das danach verbraucht ist, zum Beispiel für ein Abendessen oder einen Festball.
Außerdem gibt es Karten, die einem länger zur Verfügung stehen. Für diese braucht man jedoch Platz auf dem eigenen Spieltableau, und sie dort abzulegen, kostet ebenfalls Geld. Diese Karten später Runde für Runde nutzen zu können, ist teilweise gratis, teilweise kostet auch dies Geld, abhängig vom Kartentext. Zu diesen Karten in der eigenen Auslage zählen zum Beispiel Immobilien, ein eigener Kutscher, Reservierungen etc. Auch so genannte Gefährten zählen dazu, die man mit anderen Karten kombinieren kann, um die Ausgaben entsprechend zu erhöhen. Der Betrieb eines Bauernhofs etwa kostet mehr, wenn dort auch Hunde oder Pferde gehalten werden. Diese schwarzen Karten sind während des Spiels sehr begehrt, denn oft ergänzen sie einander so perfekt, dass ganze "Ausgabenketten" entstehen. Gegen Ende des Spiels werden jedoch immer mehr weiße Karten gezogen, denn bei ihnen kann man ziemlich sicher sein, dass man sie auch noch einsetzen kann, wohingegen schwarze Karten oft keinen kurzfristigen Nutzen mehr bringen.
Genau diese Menge an unterschiedlichen Karten ist es übrigens, die den Einstieg in das Spiel nicht eben leicht macht. Vor allem beim Lesen der Spielregel kommt man dabei leicht durcheinander. Zwar kann man der Spielanleitung keine Fehler vorwerfen, trotzdem stellt sie schon eine gewisse Hürde dar. Auch sind die Karten mit einer Fülle von Symbolen versehen, die nicht alle selbsterklärend sind und deren Bedeutung (nicht nur in der ersten Partie) immer wieder nachgelesen werden muss, was den Spielfluss meistens ins Stocken bringt. Auf der anderen Seite ermöglicht die Vielzahl an unterschiedlichen Karten natürlich auch mehrere verschiedene Siegstrategien, sofern die Mitspieler und das Kartenglück es zulassen.
Überhaupt spielt das Glück in diesem Wirtschaftsspiel keine unbeträchtliche Rolle. Denn auch die Sitzreihenfolge, wenn bestimmte Karten aufgedeckt werden, kann sehr entscheidend sein. Vor allem, wenn jene Karten, die eine dauerhafte Zusatzaktion gewähren, immer dann zur Auswahl stehen, wenn man selbst gerade nicht Startspieler wird, hat man es nicht einfach. Auch die Tatsache, dass man zu dem Zeitpunkt, wenn man seinen Planungsmarker setzt, noch gar nicht weiß, welche Karten man erhalten wird, macht die Entscheidung, wo man diesen platziert, nicht gerade einfach. So entscheidet sich der eine vielleicht für viele Karten und wenig Aktionen, hätte aber mit seiner ersten Karte schon eine gute gezogen und diese mit seinen beiden eventuell vorhandenen Handkarten aus der Vorrunde perfekt umsetzen können, aber leider hat er nicht ausreichend Aktionen, denn er entschied sich ja für viele Karten. Ein anderer riskiert die Kombination viele Aktionen/wenig Karten, obwohl er über keine Handkarten mehr verfügt und hat beim Kartenziehen Glück, so dass er einen tollen Zug machen kann, bei dem er viel Geld los wird. Wie schon erwähnt: Fortuna spricht ein hier ein Wörtchen mit!
Sehr originell finde ich das Spielthema – Der letzte Wille zeigt, dass es nicht immer das Mittelalter sein muss. Außerdem verleiht das Thema dem Spiel auch eine gewisse Würze, denn auch wenn es einfach klingt, aber es fällt nicht jedem auf Anhieb leicht, sein Geld mit vollen Händen auszugeben. Abgesehen davon, dass man Geld nicht scheffeln, sondern ausgeben muss, bietet das Spiel keine wirklich neuen Spielelemente. Allerdings wurden altbekannte gelungen miteinander kombiniert, so dass man mit dem Spiel ein bis zwei vergnügliche Stunden verbringen kann.
Auch am Spielmaterial gibt es nichts auszusetzen: schön gestaltete Holzfiguren, Geld aus Pappe sowie gelungene Grafiken tragen wunderbar zum Spielvergnügen bei.
Der letzte Wille funktioniert in allen Besetzungen. Mir persönlich gefallen aber Partien zu dritt am besten. Diese lassen sich sehr flott in etwa einer Stunde spielen, zu fünft braucht man dagegen um die 90 Minuten, in den ersten Partien eher zwei Stunden. In Summe liegt hier ein Vielspielerspiel vor, das man dieser Zielgruppe auch gerne empfehlen kann, wenn sie nichts gegen den nicht unbeträchtlichen Glücksfaktor einzuwenden hat. Gelegenheitsspieler wären mit der Spielregel jedoch überfordert und sollten daher die Finger davon lassen.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.