Spielziel
Aus den Burgen stürmen die Raubritter und erobern die benachbarten Städte und Dörfer - auch die umliegenden Burgen sind nicht sicher. Wer zum Schluss die meisten Ortschaften kontrolliert, kann das Spiel gewinnen.
Ablauf
Reihum wird die Landschaft, in der die Raubritter zuschlagen werden, von den Spielern ausgelegt. Dazu steht jedem Spieler ein Kartenstapel aus je 24 Karten zur Verfügung, der in 5 jeweils separat gemischte Unterstapel unterteilt ist. Diese Karten zeigen als Landschaftshintergrund eine Ebene, Wald, Gebirge oder einen See - in unwegsamerem Gelände sind die Ritter weniger beweglich. Die Landschaften Ebene und Wald können überdies Behausungen aufweisen: Die wertvollen Städte, deren Kontrolle am Spielende je 3 Siegpunkte einbringen wird, die kleineren Dörfer mit einem Wert von je 2 Siegpunkten, sowie die Burgen mit je 1 Siegpunkt.
In jedem Zug darf der aktive Spieler 1 bis 3 seiner Plättchen anlegen - jeweils zwei der Plättchen hat er dazu auf der Hand. Eine Begrenzung des Spielfeldes auf 7 mal 7 (bei 2 Spielern), 9 mal 9 (3 Spieler), bzw. 10 mal 10 Plättchen (4 Spieler) ist überdies zu beachten.
Die in jedem Spielerstapel enthaltenen 8 Burgen erlauben den Einsatz von Rittern, von denen jeder Spieler 30 zur Verfügung hat. Legt der aktive Spieler eine Burg aus, darf er dort sofort bis zu 5 Ritter platzieren und in die Lande schicken. Diese stürmen in eine der 4 möglichen Richtungen in die Landschaft. Dabei muss jedes betretene Landschaftsfeld mit eigenen Rittern besetzt werden: In der Ebene muss mindestens 1 eigener Ritter stehenbleiben, im Wald bleiben wenigstens 2 Ritter zurück, im Gebirge deren sogar 3. Auf diese Weise kann man von einer Burg in der Ebene aus maximal 4 weitere Landschaftsfelder betreten. Abbiegungen sind dabei nicht erlaubt. Auf jedem Feld haben dauerhaft nur 4 Ritter Platz - kann nicht die Mindestzahl an Rittern eingesetzt werden, darf der ganze Pulk auch nicht über dieses Feld hinwegziehen. Beim Einsetzen auf ein bereits durch fremde Ritter besetztes Feld werden diese einfach überdeckt und damit von der Punktevergabe ausgeschlossen.
Sobald kein Plättchen mehr angelegt werden kann, endet das Spiel. Nun werden alle mit Burgen, Dörfern oder Städten bewohnten Landschaftsfelder ausgewertet: Die Siegpunkte zählen für den Spieler, dessen Ritter zuoberst liegt. Wer jetzt die meisten Punkte sammeln kann, gewinnt als erfolgreichster Raubritter das Spiel.
Fazit
In ansprechender Aufmachung bleibt im Karton nur wenig Luft - an Material wurde in dieser kleinen Schachtel nicht gespart. Sogar an Zipp-Beutel zum Verstauen der Ritter pro Farbe wurde gedacht. Etwas nüchtern empfanden manche Spieler die Ritter, die aus farbigen Holzscheiben bestehen. Der Mechanismus des "Sich gegenseitig Überrennens" wird durch diese Scheiben jedoch gut unterstützt. Lediglich die Überdeckung der Orte ist nicht so gelungen: Mitunter muss man erst die Ritter wegschieben um zu erkennen, ob sich eine Stadt oder ein Dorf unter dem Stapel befindet.
Die Spielregel lässt keine Fragen offen. Das Vergessen wichtiger Regeldetails kann jedoch zu einem getrübten Spielerlebnis führen: Übersieht man etwa, dass die Ritter nur in eine Richtung ohne Abbiegen über die Landschaft preschen dürfen, geht eine Menge Taktik verloren. Ein Fehler ist in der Spielregel der 1. Auflage enthalten: Bei 3 Spielern darf die Landschaft bis zu 9 mal 9 Plättchen gross werden, nicht 8 mal 8 wie in der Spielregel abgedruckt.
Bei Raubritter gibt es mehrere Ebenen, die Raum für taktische Überlegungen geben. Zunächst darf man im eigenen Zug zwischen 1 und 3 Plättchen anlegen. Hier muss man den geeigneten Zeitpunkt abpassen, auch mal 2 oder 3 Plättchen einzusetzen und damit wertvolle Gebiete einzunehmen und abzusichern. Eine Hilfe beim Absichern sind nicht nur die Landschaften Gebirge und See, sondern auch die Spielfeldbegrenzung, die erst während des Spiels festgelegt wird - auch hier kann man durch geschicktes Anlegen steuern, wo die Kanten verlaufen werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Sicherung von Feldern durch Besetzung mit mehr als der minimal erforderlichen Ritterzahl - in der Ebene ist ein mit 4 Rittern besetztes Feld sicher, im Wald reichen schon 3 Ritter für denselben Zweck aus. Diese Massnahme sollte man aber nur mit Bedacht einsetzen, weil sie zu "personalintensiv" ist - da jeder Spieler Behausungen im Gesamtwert von 32 Punkten in die Landschaft einfügt, wird der Sieger im Mittel etwas mehr als 1 Siegpunkt für jeden seiner 30 Ritter einfahren müssen.
Besonders reizvoll ist die Überlegung, wie viele Ritter man einsetzt: Es gibt 8 Burgen und 30 Ritter - damit ist direkt klar, dass man nicht von jeder Burg aus die volle Besetzung von 5 Rittern losschicken kann! Vor allem das Spielende sollte man im Auge behalten, da man ggf. noch das eine oder andere Ruder herumreissen kann, wenn man noch genügend Ritter besitzt.
Das Glückselement ist insgesamt gut überschaubar: Zwar zieht man die Plättchen zufällig vom eigenen Stapel, dieser wurde jedoch aus mehreren separat gemischten Plättchenstapeln zusammengefügt. Somit ist sichergestellt, dass die Burgen einigermassen gut über den gesamten Stapel verteilt sind. Selbiges gilt für die zur Sicherung geeigneten Landschaften See und Gebirge. Eine gute Kenntnis der Plättchenverteilung ist selbstredend von Vorteil. Da man mit steigender Spielerfahrung mehr darauf zu achten beginnt, nimmt der taktische Anteil mit der Anzahl der gespielten Partien zu. Der Einfluss variiert in gewissem Mass auch mit der Spielerzahl. Zu zweit kann man den eigenen Aufbau besser planen, da zwischen den eigenen Zügen weniger passiert. Da aber jeder Spieler in allen Besetzungen dieselbe Anzahl an Plättchen spielt, und zudem die Spielfeldgrösse angepasst wird, gibt es keine zusätzliche Abhängigkeit von Glücksfaktor und Spieleinfluss zur Spielerzahl.
Mit Raubritter liegt damit insgesamt ein durchaus gelungenes Spiel mit mehrschichtigen taktischen Elementen vor - eigentlich alles, was das Spielerherz begehrt. Dass Raubritter nicht durchweg in allen Spielerunden gut ankommt, mag am abstrakten Grundmechanismus liegen. Auch berichteten einige Spieler, dass ein regelrechtes "Belauern" stattfand, bei dem derjenige Spieler den kürzeren zog, der als Erster punkteträchtige Gebäude anlegt. Wenn sich sofort alle darauf stürzen, wird er diese letztendlich nicht verteidigen können. Dieser Effekt tritt meines Erachtens jedoch insbesondere bei unerfahrenen Raubrittern auf, die die Verteilung der Plättchen und den gezielten Einsatz der Ritter noch optimieren können. Mit Spielern, die bereits mehrere Partien hinter sich haben, wird das Spiel über lange Zeit hinweg immer noch von Partie zu Partie spannender.
Rezension Kathrin Nos
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Regelkorrektur
Bei drei Spielern beträgt die Landschaftsgröße entgegen den Angaben in der Spielregel zur 1. Auflage nicht 8 mal 8 Felder, sondern 9 mal 9. Dadurch werden alle Plättchen tatsächlich gespielt. Im kleineren Feld gibt es nur Platz für 64 Plättchen. Somit würden einige der 72 Plättchen gar nicht eingesetzt.