Rezension/Kritik - Online seit 16.10.2010. Dieser Artikel wurde 8808 mal aufgerufen.

Sankt Petersburg - In bester Gesellschaft & Das Bankett

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Autor: Michael Tummelhofer
Verlag: Hans im Glück
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 5
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2008
Bewertung: 4,7 4,7 H@LL9000
4,4 4,4 Leser
Ranking: Platz 1491
Sankt Petersburg - In bester Gesellschaft & Das Bankett

Spielziel

Und ich dachte schon, da kommt nichts mehr. Werden in der Regel Erweiterungen spätestens ein Jahr nach Erscheinen des Grundspiels veröffentlicht, durfte sich die Sankt-Petersburg-Fangemeinde vier Jahre lang in Geduld üben, bis die offizielle Erweiterung erschien. Na ja, eigentlich nur anderthalb Jahre: Ein Teil der Erweiterung war bereits in der Spielbox 6/2005 enthalten. Dennoch konnte ich es kaum erwarten, den Rest von Michael Tummelhofers Ausbauwerk zu entdecken. Dieser hat sich schließlich mit Tom Lehmann und Karl-Heinz Schmiel prominente Unterstützung geholt.

Ablauf

Erweitert wird offiziell um zwei Kartensets nebst Spielmaterial für einen fünften Spieler. Alle Erweiterungskarten können kumulativ dem Grundspiel beigefügt werden, sogar einzeln.

Erweiterung In bester Gesellschaft
Als Vorbereitung findet ein Austausch von im Grundspiel vorhandenen und neuen Karten aus diesem Erweiterungsset statt. Wird das Spiel zu fünft gespielt, kommen die zusätzliche Startspielerkarte und eine Goldscheibe zum Einsatz. Letztere bekommt der Spieler, der die zugehörige Startspielerkarte zugelost bekommt und damit außerdem zu Beginn der Runde ein Extraeinkommen von 2 Rubel als Privileg. Die Scheibe wird im weiteren Verlauf wie die anderen Steine der Spielphasenstartmarker reihum weitergegeben. Diese Weitergabe selbst wird nun nicht an den nächsten, sondern den übernächsten Spieler durchgeführt.
In der ersten Spielrunde werden beim 5-Personen-Spiel zehn statt der sonst maximal acht Handwerker ausgelegt. Bei der Endwertung des Spiels bekommen Spieler, die mehr als 10 Adlige gesammelt haben, je "übergebuchten" Adligen weitere 10 Siegpunkte.
Die Karten selbst sind nahtlos in das Prinzip und die Phasen des Grundspiels eingebunden und werden auf die gleiche Weise erworben und ausgelegt.

Erweiterung Das Bankett
Diese Erweiterung besteht ausschließlich aus Karten, die zusätzlich zu den Karten des Grundspiels verwendet werden. Die meisten davon sind Sonderkarten, deren Erwerb kostenlos ist. Dafür können sie fast nie sofort genutzt werden, sondern müssen zunächst auf die Hand genommen werden. Ist dort kein Platz mehr frei, dürfen sie nicht erworben werden.

Fazit

Wie fühlt sich ein Pirat, der eine große Schatztruhe aufspürt, birgt und beim Öffnen feststellt, dass nur sehr wenig enthalten ist? Zunächst einmal enttäuscht. Einen Hauch hiervon verspüren Fans von Sankt Petersburg beim Öffnen der Erweiterungsschachtel. Bei Halbierung der Originalschachtel ein Zehntel zusätzlichen Spielmaterials zu veräußern, kann als mutig bezeichnet werden. Mir sind auch andere Begriffe zu Ohren gekommen, die weniger positiv belegt waren. Doch ein kluger Pirat schaut erst mal nach, was die wenigen Beutestücke, die er ergatterte, denn eigentlich so wert sein könnten.

In bester Gesellschaft
Die Erweiterung der Spielerunde um einen weiteren Spieler ist sehr gelungen. Der Spielverlauf sorgt für eine Verschiebung vom strategischen ins taktische Spiel. Konkrete Planung über eine Spielrunde hinaus ist minimal formuliert riskant. Investieren Sie lieber in Hedgefonds, das ist sicherer. Auch die neuen Karten beflügeln das dominierende Spielgefühl der Halbverzweiflung ob der eigenen Ohnmacht, mangels Geld und Aktionen an all die begehrten Karten zu kommen, die in der Auslage bereit sind. Sanft strukturieren sie das Spiel um, so wird die Austauschkarte des Marijinski-Theaters plötzlich vom Geld- zum Punktelieferanten. Das Kaffeehaus hat nunmehr seine ehemalige Funktion übernommen. Wer unbedingt bei der Schlusswertung die Nase vorne haben will, sollte sich für den Hochstapler interessieren, den ersten Adligen, der pro Runde auch noch Geld kostet, statt welches einzubringen. Dafür erhöht er die Anzahl für den Adligenbonus. Aber, hier dann nochmals: Vorsicht vor den Langzeitstrategien. Zumindest, wenn fünf ebenbürtige Spieler am Tisch Platz genommen haben.

Das Bankett
Die zweite Erweiterung enthält ausschließlich additive Sonderkarten, die sehr reizvolle Optionen bieten wie z. B. ein einmaliges Vordrängeln bei einer Spielphasenreihenfolge oder ein sofortiges Zusatzeinkommen von 5 Rubel. Durch ihre unangenehme Eigenschaft, zunächst bei den Handkarten platziert werden zu müssen, zwingen sie zu einem sehr sorgsamen Abwägen bei der Belegung der raren Plätze auf der Hand. Oft fallen preiswerte Karten, die unter anderen Umständen mal schnell zusätzlich auf die Hand genommen wurden, jetzt durchs Auswahlraster. Vielleicht kommt ja gleich der Schwarzmarkt, mit dem man den Ablagestapel nach verloren geglaubten Schätzen durchwühlen und diese wiederverwerten kann.

Beide Erweiterungen, ob getrennt oder gemeinsam ins Spiel gebracht, erfüllen Ihre wortwörtliche Bestimmung und erweitern das Grundspiel. Dabei werden keine neuen Mechanismen implementiert, es findet keine Umverteilung von Chancen und Zufallskomponenten statt. Vielmehr findet eine sofortige Assimilation der neuen Karten in das bestehende Spiel und das Kartendeck statt. Das ist gut so. Insbesondere eine erste Erweiterung sollte nicht soweit gehen, völlig Neues in ein funktionierendes System integrieren zu wollen. Denn das geht meistens schief. Bei den von den Herren Lehmann, Schmiel und Tummelhofer erdachten und gewählten Neuzutaten ist nichts schief gegangen. Inhaltlich und gestalterisch top integriert oder - wie es so schön beim DFB heißt - "Mas integration!"

Wer dem Grundspiel Wiederspielwünsche abgewinnen konnte, dem kann dieser Pirat nur sagen: Hebet die Schatzkiste, wundert euch nicht, dass sie so leicht ist und wenn ihr nach dem Öffnen wieder bei Sinnen seid, dann vertieft euch in den Inhalt. Es lohnt sich!

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Sankt Petersburg - In bester Gesellschaft & Das Bankett: 4,7 4,7, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.06.10 von André Beautemps - Die Einflussnote ist im 2-Personen-Spiel auch bei den Erweiterungen höher.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.06.09 von Rene Puttin - Insgesamt sehr schöne Erweiterung. Wegen 2 Kritikpunkten keine 6er Note: 1. Das Bankett war bereits in der Spielbox. 2. Die Erweiterung enthält eine ganze Reihe "Korrekturkarten". Diese hätte man meiner Meinung nach auch vorher kostenlos an die Kunden herausgeben können. (Andere Verläge tun das auch.)
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.07.09 von Michael Dombrowski - Direkte Interaktion gibt es nicht. Allerdings beeinflussen die Aktionen der Mitspieler sehr stark die eigenen Handlungsmöglichkeiten.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.07.10 von Udo Kalker - Schöne Erweiterung, die Sankt Petersburg endlich auch zu fünft spielbar macht. Obwohl es dadurch fühlbar länger dauert, bricht dies nicht den Spielspaß ab. Da auch einige der bestehenden Karten mit neuen Preisen versehen werden, ist die Spielbalance gefühlt im Einklang. Nach langen Jahren immer wieder ein Klassiker, der gerne auf den Tisch kommt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.07.10 von Monika Harke
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.05.12 von Mahmut Dural - Finde das Originalspiel wird durch die eine Erweiterung nur in der Dauer verlängert, mehr nicht.

Leserbewertungen

Leserwertung Sankt Petersburg - In bester Gesellschaft & Das Bankett: 4,4 4.4, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.08.09 von Jens - Das Grundspiel gehört schon zu meinen Lieblingsspielen, und diese Doppel-Erweiterung setzt ihm nochmal eins drauf!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.09.10 von Gülsüm Dural - Neben Michael Rieneck ist auch Herr Tummelhofer mein Favorit an Spieleautoren leider bin ich durch diese Erweiterung eher enttäuscht. Weil es Korrekturkarten enthält und durch Ergänzungen das Spiel unnötig in die Länge gezogen wird. Ich spiele lieber 2 Kurze, perfekte Partien - als eine lange ....
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.10.10 von Oliver K. - Die Erweiterung zieht das Spiel in die Länge. 10 Adlige zu bekommen ist plötzlich kein größeres Problem mehr, das Sammelelement fällt also fast vollkommen raus. Aus dem flott gespielten St. Petersburg wird ein sehr zähes Spiel, drum ist die Erweiterung nach einigen Partien wieder heraus geflogen und ich spiele wieder mit dem Grundset. St. Petersburg bekommt 6 Punkte, auf die Erweiterung kann ich (trotz interessanter Ansätze) verzichten.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.10.10 von Detlef Vanis
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.12.10 von Andreas Meßner - klasse Spiel das mit gut verständlichen einfachen Regeln einen hohen Spielreiz hat und bei uns immer wieder gerne gespielt wird

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