Spielziel

10 Jahre Alea, das ist ein Grund zum Feiern, dachte sich der Verlag. Aus diesem Grund verwöhnt er seine treuen Kunden mit einer Schatzkiste. Diese enthält weder Gold noch Juwelen, aber für Spieler trotzdem einen wahren Schatz, nämlich eine Menge Erweiterungen zu sechs Alea-Spielen.

Ablauf

Die 10-Jahre-Alea-Schatzkiste enthält passenderweise 10 Erweiterungen zu sechs Alea-Spielen (in 20 Jahren sind das dann schon 20 Erweiterungen und in 50 Jahren ...).

Wie verhext

Gleich 3 Erweiterungen enthält die Schatzkiste zum neuesten Alea-Spiel Wie verhext:

Die magischen Amulette erlauben es demjenigen Spieler, der als Erstes einen Charakter ausgespielt hat und somit normalerweise nahezu nie dessen Aktionsrecht bekommen würde, dieses nachträglich für sich zu beanspruchen. Je nach Spielerzahl erhält jeder Spieler ein bis drei Amulette, die er einmal während des gesamten Spiels einsetzen darf.

Die magischen Fähigkeiten erlauben es den Spielern in jeder Runde einzigartige Sonderaktionen auszuführen. Jeder Spieler erhält dazu zum Anfang jeder Runde eine Karte auf die Hand, der Startspieler sogar drei. Dieser sucht sich eine davon aus und gibt die anderen beiden weiter. So sucht sich jeder Spieler eine von drei Fähigkeiten aus und kann dadurch sehr individuelle Aktionen ausführen: mehr als 5 Karten auf der Hand halten, mehr Gold oder Tropfen nehmen usw.

Als dritte Erweiterung liegt das Material für einen sechsten Spieler bei: Ein neuer Satz Personenkarten sowie eine zusätzliche Karte für jeden Satz Trankkarten.

Gar nicht einzeln erwähnt, aber trotzdem sehr schön, sind die ebenfalls beiliegenden sechs Rabenplättchen, mit denen man nachhalten kann, wieviel Rabenkarten schon genommen wurden, ohne dass die Spieler dies offen vor sich ausliegen haben müssen.

Im Jahr des Drachen

Auch in China gibt es zwei neue Herausforderungen:

Im Anschluss an das normale Ereignis nach der siebten Runde gibt es zusätzich ein Superereignis. Zu Beginn des Spieles wird eines von insgesamt zehn Superereignissen ausgelost oder gewählt und bereit gelegt, so dass alle Spieler sich darauf vorbereiten können.

Durch den Bau der Chinesischen Mauer versuchen sich die Chinesen vor den Angriffen der Mongolen zu schützen. Bei den Mongolenstürmen und am Ende des Spiels erhalten die Spieler Sondersiegpunkte für ihre gebauten Mauerabschnitte. Allerdings nur, wenn die Mauer bereits lang genug ist, ansonsten töten die Mongolen einen Bewohner jenes Spielers, der sich am wenigsten am Mauerbau beteiligt hat.

Notre Dame

In Paris kommt es durch die neuen Personenkarten zu mehr Abwechslung. Bisher standen genau neun Personenkarten (für jede Runde eine) zur Verfügung, nun gibt es ein neues Set von neun Karten. Diese werden vor Beginn gemischt und drei für jede Phase werden gezogen und allen Spielern gezeigt, damit sie ihre Strategie nach diesen Karten ausrichten können.

Louis XIV

Am Hofe des Sonnenkönigs trifft nun ein Günstling ein. Dieser steht immer auf der Personenkarte gegenüber von Louis. Bei der Wertung der Günstlingskarte dürfen die Spieler, die dort vertreten sind, zusätzlich Einflusssteine auf ihrer Günstlingstafel einsetzen, um damit später Sonderaktionen auszuführen. Sie können Einflusskarten gegen neue tauschen, beim Einsetzen mehr als eine Karte weit springen, bei Intrigenkarten einen zusätzlichen Einflussstein setzen oder bei der Auswertung mehr als einen Missions-Chip mit in die nächste Runde nehmen.

San Juan

In der Hauptstadt Puerto Ricos stehen nun einige neue Gebäude zum Bau zur Verfügung. Insbesondere liegt nun von Anfang an die Kathedrale (Baukosten 7) aus, durch die der Spieler, der sie baut, Punkte für alle von den Mitspielern gebauten 6er-Gebäude erhält.

Weiterhin finden nun während des Spiels Ereignisse statt. Dazu werden zu Spielbeginn Ereigniskarten mit in den Nachziehstapel gemischt. Sobald ein Spieler eine solche zieht, wird diese offen zu den Rollenkarten gelegt und kann nun anstelle einer solchen gewählt werden. Es gibt sowohl konstruktive Ereignisse, wie beispielsweise den Gouverneursbesuch, der die Verwendung einer bereits gewählten Rolle ermöglicht, als auch destruktive Ereignisse, wie das Erdbeben, bei dem jeder Spieler ein Gebäude verliert.

Puerto Rico

Endlich ist es so weit - für die letzjährige Spielemesse in Essen war bereits eine Erweiterung angekündigt, wurde dann aber wieder zurückgerufen - auch in Puerto Rico gibt es neue Gebäude und auch Adlige sind eingetroffen. Auf dem Kolonieschiffen kommt nun auch immer ein Adeliger ins Land - diesen erhält, wer den Bürgermeister wählt. Die Adligen sind am Ende des Spiels einen Siegpunkt wert. Weiterhin gibt es einige Gebäude, in denen mit Adeligen mächtigere Aktionen als mit normalen Kolonisten ausgeführt werden können.

Fazit

Insgesamt ist die Schatzkiste eine rundum gelungene Sache. Das Material ist in gewohnt guter Alea-Qualität. Das einzige kleine Manko stellen die Farbabweichungen zwischen alten und neuen Karten dar, aber dies lässt sich vermutlich kaum vermeiden, wenn man Material für Spiele herausbringt, die bereits vor einigen Jahren gedruckt wurden. Das einzige Spiel, bei dem dies aber überhaupt Auswirkungen zeigt, ist San Juan. Und selbst dabei ist es nicht tragisch, denn es gibt so viele neue Karten, dass die "andere" Rückseite kaum einen Rückschluss zulässt.

Wie verhext

Durch die magischen Amulette wird das Spiel ein wenig taktischer, ohne viele Regeln zu benötigen. Super! Das lässt sich auch mit jedem Gelegenheitsspieler spielen.

Schwieriger wird es bei den magischen Fähigkeiten, denn damit sind einige Gelegenheitsspieler doch überfordert. Dafür sind diese ein Hochgenuss für Vielspieler, denn sie machen das Spiel deutlich planbarer und noch abwechslungsreicher. Für Vielspieler ist dies ein, wenn nicht sogar das Highlight der Schatzkiste.

Das Spiel zu sechst funktioniert prima. Durch die sehr kurzen und schnellen Aktionen enstehen hier kaum Wartezeiten.

Die beigelegten Raben finde ich super, denn so können alle Spieler ihre gesammelten Karten verdeckt halten. Weiterhin braucht man auch nicht mehr rundzuschauen, um zu wissen, wann Schluss ist, sondern man schaut einfach, wie viele Raben noch in der Mitte liegen.

Im Jahr des Drachen

Sowohl die Superereignisse als auch die Chinesische Mauer verlangen von den Spielern noch mehr Planung. Für den Mauerbau steht nun eine zusätzliche Aktionstafel zur Verfügung. Beim Bau jedes Mauerteils erhält der Spieler sofort eine Ausschüttung in Form von Siegpunkten, Rohstoffen, oder anderen Dingen, so dass sich mit dieser Aktion auch in kleinem Umfang Dinge besorgen lassen, wenn die entsprechenden Aktionstafeln bereits belegt sind. Die Chinesische Mauer ist meiner Meinung nach auch eine der besten Erweiterungen (einzige Kritik hier: Wer hat sich den furchtbaren Namen "Superereignisse" ausgedacht?).

Notre Dame

Durch die neuen Personenkarten kommt es zu noch mehr Abwechslung rund um die berühmte Kathredrale und die Spieler müssen in jedem Spiel ihre Strategie anpassen und können nicht immer ihre Lieblingsstrategie verfolgen, welche auf bestimmten Personen beruht, denn diese stehen eventuell gar nicht zur Verfügung.

Louis XIV

Durch die Günstlingsaktionen wird Louis XIV noch vielschichtiger und den Spielern werden völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Insbesondere das weite Springen auf dem Plan kann aus einer vermeintlich "schlechten" Karte doch noch eine sehr nützliche machen. Außerdem wird es durch das Mitnehmen meherer Missions-Chips deutlich leichter, in der nächsten Runde auch schwierigere Missionen zu erfüllen.

San Juan

Bei den neuen Gebäuden sind einige interessante Bauten enthalten, die neue strategische Möglichkeiten eröffnen. Die Ereignisse ermöglichen teilweise brillante Züge. Gerade zu Anfang des Spieles kann man beispielsweise Spieler, die bereits ein teureres Gebäude gebaut haben, mit dem Erdbeben sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Puerto Rico

Die neuen Gebäude in Puerto Rico ist die einzige Erweiterung der Schatzkiste, die es zuvor schon einmal gab (man erhielt diese beim Kauf des Computerspiels, als Spielbox-Beilage oder als Download von der Alea-Homepage.) Zu Beginn des Spieles werden nun Gebäude ausgewählt oder ausgelost, so dass der Gebäudeplan mit Gebäuden der entsprechenden Kosten gefüllt ist. Insbesondere bei Puerto Rico finde ich diese neue Auswahl sehr wichtig, da sich sonst sehr schnell Standardspiele ergaben, in denen die Spieler immer dieselben Gebäude kauften. Dies ist nun nicht mehr möglich, jedes Spiel ist individuell und verlangt eine neue Strategie.

Auch bei den Adligen kamen noch einige neue Gebäude mit, die in derselben Weise verwendet werden. Diese Gebäude beziehen sich ausschließlich auf Adlige, d. h. Adlige können darin andere Aktionen durchführen als normale Kolonisten, oder man erhält Geld oder Punkte für seine Adligen. Diese Erweiterung gefällt mir sehr gut (noch besser als die neuen Gebäude) allerdings besteht bei kleineren Spielerzahlen (2 bis 3 Spieler) die Gefahr eines Ungleichgewichts. Denn die Spieler erhalten hier sehr viele Adlige, so dass Adligengebäude sehr, sehr mächtig werden. Für meine Begriffe sogar teilweise zu mächtig. Aber dies lässt sich leicht regeln, indem man die bei kleinerer Spielerzahl zu mächtig erscheinenden Gebäude eben nicht verwendet.

Alea macht den Vielspielern, die viele Alea-Spiele besitzen, mit der Schatzkiste wirklich ein Jubiläumsgeschenk, denn sie enthält für den sehr günstigen Preis unglaublich viel Material für zehn ausnahmslos sehr gute bis hervoragende Erweiterungen. Wer viele der sechs Spiele besitzt, dem kann ich nur empfehlen sich diese Erweiterungen zuzulegen. Und wer die entsprechenden Alea-Spiele nicht besitzt, sollte sich vorher die entsprechenden Spiele zulegen ;-). Nein, im Ernst: Im Spielbox-Forum (www.spielbox.de) gibt es einige Spieler, die nur wenige der sechs Spiele besitzen und gerne mit jemandem zusammen die Schatzkiste kaufen bzw. einzelne Erweiterungen abgeben würden. Bei Interesse lohnt sich dort bestimmt ein Blick!

Rezension Rene Puttin

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.