Rezension/Kritik - Online seit 06.07.2015. Dieser Artikel wurde 6293 mal aufgerufen.

Stichling

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Autor: Ralf zur Linde
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Rezension: Monika Harke
Spieler: 2 - 5
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2015
Bewertung: 4,3 4,3 H@LL9000
4,2 4,2 Leser
Ranking: Platz 3400
Download: Kurzspielregel [PDF]
Stichling

Spielziel

Stichlinge sind kleine possierliche Wesen, denen zwei Leidenschaften nachgesagt werden: Stichkartenspiele und spitze Gegenstände. Der Umgang mit diesen Kerlchen ist unbeschwert und unkompliziert. Doch leider haftet ihnen manchmal auch ein wenig Boshaftigkeit an, denn sie versuchen permanent, mit Reißzwecken, Nadeln und anderen pieksenden Utensilien ihr Umfeld zu ärgern.

Ablauf

Geselligkeit wird bei den kleinen Geschöpfen groß geschrieben. Daher sind grundsätzlich vier verschiedenfarbige Stichlingsfamilien mit von der Partie. Ob alle Familienmitglieder teilnehmen dürfen, hängt von der Spielerzahl ab. Bei weniger als fünf Mitspielern müssen sich die höherwertigen Stichlinge das Spiel aus der Schachtel anschauen.

Die glücklichen Kerlchen, die mitspielen dürfen, werden nun kräftig gemischt und an die Spieler verteilt, so dass jeder eine bunte Mischung aus zwölf Stichlingen auf die Hand bekommt. Dann nimmt jeder Spieler die drei Stichansagekärtchen der ersten Runde und legt sie in einer von ihm gewählten Reihenfolge verdeckt vor sich hin.

Der Startspieler eröffnet nun einen Stich, indem er einen beliebigen Stichling ausspielt und mit diesem gleichzeitig die Stichfarbe festlegt. Um zu zeigen, dass der Stich zurzeit ihm gehört, legt der Spieler einen seiner Spielsteine neben den Stich. Der nachfolgende Spieler hat nun folgende Möglichkeiten:

  • Er spielt einen Stichling der gleichen Familie aus und legt ihn auf den begonnenen Stich. Hat dieser Stichling jetzt den höchsten Wert des Stiches, tauscht der Spieler den Spielstein des Mitspielers gegen seinen aus. Alternativ kann er mit diesem Kerlchen auch einen neuen Stich eröffnen. Insgesamt dürfen jedoch maximal vier Stiche gleichzeitig ausliegen.
  • Er spielt einen Stichling einer anderen Familie aus. Da noch kein Stich dieser Familie ausliegt, muss er mit diesem Burschen einen neuen Stich eröffnen. Sollte im weiteren Spielverlauf jeder der vier Stichplätze belegt sein und die eigene Familie durch Abwesenheit glänzen, darf ein Stichling auch zu einer fremden Familie gelegt werden.

Sobald sich der vierte Stichling zu einem Stich gesellt, gewinnt der Spieler, dessen Spielstein dort ausliegt, den Stich. Ist es sein erster Stich, deckt er die erste seiner drei Stichansagekärtchen auf. Beim zweiten Stich die zweite, muss aber gleichzeitig das erste Kärtchen wieder zudecken. Bei einem möglichen vierten Stich wird wieder vorne angefangen.

Nachdem alle Stichlinge einmal ins Spielgeschehen eingreifen durften, endet die Runde. Offene Stiche werden nicht gewertet. Das aufgedeckte Stichansagekärtchen - sofern vorhanden - wird beiseite gelegt. Es gibt die in dieser Runde erzielten Siegpunkte an. Dann beginnt eine neue Runde, indem alle Stichlinge wieder verteilt und die höherwertigen Stichansagekärtchen der nächsten Runde ausgewählt werden. Nach drei Runden endet das Spiel. Gewonnen hat der Spieler, der mit seinen Ansagekärtchen die meisten Siegpunkte erzielen konnte.

Fazit

Die Stichlinge erobern mit ihrer charmanten Art schnell die Herzen vieler Spieler, und zwar beiderlei Geschlechts. Glücklicherweise wurde bei der Aufmachung sowohl auf jegliche thematische Einbindung in Fantasywelten als auch auf schnöde Zahlenkarten verzichtet. Mit den witzigen Illustrationen wurde ein goldener Mittelweg gewählt. Die Stichlinge erfreuen das spielerische Gemüt, halten sich aber ansonsten dezent zurück und lenken nicht ab. Dies ist bei Stichspielen nicht unbedeutend, da der Mechanismus im Vordergrund steht und Konzentration erfordert. Wichtig sind große Zahlen und gut unterscheidbare Farben, und darauf wurde viel Wert gelegt. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es lediglich bei den Spielerfarben. Hier hat man mitunter die Wahl zwischen Rot, Orange und Pink, welche sich nicht besonders gut voneinander unterscheiden lassen. Reine Mädchenrunden mögen die Farbwahl toll finden, alle anderen nur bedingt.

Die Regeln sind minimalistisch, so dass der Einstieg leicht fällt. Im Gegensatz zu vielen anderen Stichspielen gibt es weder Trümpfe noch Sonderkarten oder Ausspielzwänge. Das Rechnen beschränkt sich auf den Zahlenraum bis 18, und auch die Stichansage ist ohne jahrelange Stichspielerfahrung bestens zu meistern. Man kann hier bedenkenlos das Prädikat "familienfreundlich" verleihen.

Trotz einfacher Regeln sorgen jedoch pfiffige Mechanismen dafür, dass das belanglose Runterspielen seiner Handkarten in der Regel nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Da bis zu vier Stiche gleichzeitig gespielt werden können, muss man sich schon genau überlegen, welchen Stich man mit welchem Zahlenwert bedient oder ob man einen neuen Stich eröffnet. Die erste Hälfte einer Runde läuft meist nach Plan. Wer Stiche bekommen will, bekommt sie und wer sich bei der Stichverteilung zurückhalten möchte, dem gelingt dies auch. Ist man dann aber an dem Zeitpunkt angelangt, an dem nur noch wenige Stiche ausgespielt werden, wird es zum einen spannend, weil jeder Spieler natürlich die eigene Vorhersage erfüllen möchte, und zum anderen zunehmend interaktiver. Denn sobald ein Spieler das höchste Ansagekärtchen einer Runde aufgedeckt hat, spricht er damit unmittelbar eine Einladung zum Ärgern aus, die nur selten abgelehnt wird. Hier zeigt Stichling mitunter sogar kooperative Züge. Da die Opferrolle ständig wechselt, stehen Freude und Schadenfreude aber in einem guten Verhältnis zueinander, so dass niemand Grund hat, lange zu schmollen.

Ob man um seine erreichte Vorhersage zittern muss, hängt stark von der eigenen Spielweise ab. Die Reihenfolge der Ansagekärtchen ist nicht ganz so wichtig. Bisher hat jeder - wirklich jeder - immer mindestens einen Stich pro Runde bekommen. Zwei Stiche sind auch meistens drin. Nur wenn man auf drei oder mehr Stiche setzt, kann es brenzlig werden. Hier sollte man auch hohe Karten auf der Hand haben. Wer aufmerksam spielt und sich insbesondere die höheren gespielten Kartenwerte merkt, kann mit taktischem Geschick nahezu immer die Höchstpunktzahl erreichen. Eine Garantie gibt es zwar nicht, aber ein hohes Maß an Planbarkeit hat man schon.

So wurde - bis auf eine Ausnahme - in allen bisherigen Spielrunden immer die maximale Punktzahl erreicht, oft - bis auf wenige Ausnahmen - auch von mehreren Spielern, was jedoch interessanterweise niemanden gestört hat. Hat man in einer der ersten beiden Runden bereits geschwächelt, sieht es mit den Siegchancen nicht mehr allzu gut aus. Unterhaltsam ist es trotzdem, denn schließlich soll man die Hoffnung nie aufgeben, dass dem oder den führenden Spieler(n) nicht vielleicht doch ein kleiner Spielfehler unterläuft oder man durch ein bisschen ärgern noch nachhelfen kann.

Stichling funktioniert in jeder Spielerzahl gleich gut. Eine Ausnahme bildet lediglich das Spiel zu zweit. Die Kartenhand des Gegners und somit die Verteilung der vier höchsten Zahlenwerte ist bekannt. Von sechs möglichen Stichen werden meist vier gespielt. Unabhängig von der Verteilung der höchsten Karten kann jeder sein Spiel runterspielen. Alles ist planbar. So endet das Spiel bei gleichstarken Spielern immer unentschieden mit Höchstpunktzahl. Dies mag für harmoniebedachte Pärchen ideal sein, alle anderen sollten sich lieber einen dritten Mitspieler suchen.

Stichling ist ein erfrischend anderes Stichspiel. Ideal zum Einstieg in die Stichspielwelt, bietet es aber auch für erfahrene Stichspieler genug Spielreiz. Wer kein Problem damit hat, seinen Sieg zu teilen, erhält ein sehr unterhaltsames Kartenspiel.

Rezension Monika Harke

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Stichling: 4,3 4,3, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.04.15 von Monika Harke
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.07.15 von André Beautemps
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.07.15 von Rene Puttin - Stichspiel, einmal anders. Der Mechanismus ist super, das Spiel insgesamt gut aber kein Überflieger.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.07.15 von Tommy Braun - Die Idee ist durchaus nett und innovativ. Für mich nimmt der Langzeit Spaß aber dann doch etwas ab.

Leserbewertungen

Leserwertung Stichling: 4,2 4.2, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.03.15 von Volker Nattermann - Sehr ungewöhnlich und originell, aber ich bin mir nach zwei Partien noch nicht ganz sicher, ob ich es wirklich gut finde.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.03.15 von Christo - Es ist unglaublich, dass es bei der Fülle von Stichansagespielen noch neue Ideen gibt. Ich finde, fast so gut wie Wizard, nur noch etwas gemeiner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.04.15 von Martin Schipper - Schönes, einfaches Stichspiel für die ganze Familie.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.04.15 von DaLi - ungewöhnliches Stichspiel. Nicht ganz mein Fall
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.07.15 von Tim Mertens - Ja, ungewöhnlich und originell, aber auch irgendwie langweilig. Es gibt schlicht deutlich bessere Stichspiele.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.07.15 von Waiko - Da bin ich hin und her gerissen zwischen der Genialität der Spielidee und dem etwas mechanischen Ablauf, der bei mir nicht so recht Stimmung aufkommen lässt. Aber auf jeden Fall solide.

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