Rezension/Kritik - Online seit 27.08.2015. Dieser Artikel wurde 6145 mal aufgerufen.

Why First?

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Autor: Simon Havard
Verlag: Pegasus Spiele
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 6
Dauer: 15 Minuten
Alter: ab 7 Jahren
Jahr: 2015
Bewertung: 3,8 3,8 H@LL9000
2,8 2,8 Leser
Ranking: Platz 6011
Why First?

Spielziel

Ein Spiel, wie gemalt für Schalker. Oder diese Saison Wolfsburg. Ganz zu Anfang der Bundesliga hätte es auch dem Meidericher SV gut gestanden. Zweiter zu werden, das ist hier das große und auch einzige Ziel!

Ablauf

Jeder Spieler erhält 5 Handkarten mit Werten zwischen -4 und +5. Je extremer die Werte, je seltener das Vorkommen der Karte.

Außerdem bekommt man eine Spielfigur und die farblich passende Karte zur Zuordnung, welche Figur welchem Spieler gehört. Alle beteiligten Spielfiguren werden auf das mittlere Feld der Laufleiste des Spielplans gestellt, jeder wählt aus seinen Handkarten eine aus, die gleichzeitig verdeckt vor irgendeinem Mitspieler abgelegt wird. Dadurch können manche Spieler ohne Karte bedacht sein, während bei anderen Teilnehmern eine entsprechende Häufung vorkommt. Im Extremfall können auch alle Karten vor ein und demselben Spieler abgelegt werden.

Alle gelegten Karten werden aufgedeckt und die Spielfiguren auf dem Feld entsprechend bewegt, also bei positiven Kartenwerten vorwärts und bei negativen rückwärts. Danach wird wieder die nächste Karte aus der Hand gewählt und ebenfalls gleichzeitig mit allen anderen verdeckt vor einem Spieler platziert.

Das Gesamtprocedere wird wiederholt, bis alle nur noch eine Karte übrig haben. Diese muss für die eigene Spielfigur genutzt werden. Nach dieser letzten Figurenbewegung erfolgt eine Wertung. Alle Figuren, die auf dem 2. Platz stehen, erhalten Punkte gemäß dem Feld, auf dem sie sich befinden. Das können auch Minuspunkte sein, denn wenn Figuren hinter das Startfeld zurückgezogen werden, sind die Felder auch nur noch mit negativ steigenden Werten besetzt.

Die Punkte werden notiert und in der gleichen Weise vier weitere Runden mit einer Wertung gespielt. Wer in der Summe aller Wertungen den 2. Platz erreicht, gewinnt die gesamte Partie.

Fazit

Alles gut verstaut, sämtliche Utensilien können gut und leicht untergebracht werden und dennoch ist die Schachtelgröße angemessen? Gibt es nicht? Doch, bei Pegasus. Zumindest bei Why First? kann niemand von einer Mogelpackung sprechen, wenn das kleine Mitbringschächtelchen geöffnet wird. Auch das darin befindliche Material ist nicht wirklich zu beanstanden. Obwohl man sich ob der Karton-, Spielplan- und Kartengestaltung fragt, ob es nicht noch netter gewesen wäre, wenn die Spielfiguren etwas größer ausgefallen und als Gimmick ein Klebebogen mit Augen und Mündern beigefügt worden wäre.

Erklärt ist das Spiel rasend schnell, die Regel gibt keinen Anlass zu längeren Hasspredigten. Alles ist klar und eindeutig beschrieben, genügend grafische Unterstützung (und auch Auflockerung) ist vorhanden. Es kann sofort losgelegt gewerden.

Genauso schnell, wie es begonnen hat, ist es auch schon wieder vorbei. Ja sicher, überall auf der Welt findet man Theoretiker, die der Meinung sind, das Chaos müsse sich doch beherrschen lassen. Und diese überlegen sich eben sehr genau, mit welcher Karte sie diese Herrschaft erlangen wollen. Das ist und bleibt aber die Ausnahme. Spieler, für die dieses Spiel erfunden wurde, merken sehr schnell, dass hier die gewissenhafte Überlegung so sinnvoll ist wie das Absuchen des Firmaments nach toten Vögeln.

Nein, Why First? will gar nicht zu großen Gedanken verleiten, es drängt sich in Form leichter Kost eher als Amuse-Gueule oder Digestif auf denn als hochkomplexer Hauptgang. Sowohl die Kartenverteilung als auch die Entscheidungen, wessen Figur in welche Richtung gezogen wird, sind sowas von zufallsbestimmt! Mal abgesehen von Kleinigkeiten, wie der Möglichkeit nachzuhalten, ob und welche der extremsten Bewegungskarten bereits gespielt wurden, ist der eigene Einfluss in etwa so hoch wie das Ansehen der Jugendgeneration bei den jeweils darüber liegenden Altersschichten. Streng gen Null tendierend.

Dies berücksichtigend empfiehlt sich die einfache Faustregel: Je mehr Spieler, je besser. Da selbst im Spiel zu zweit (s. Regelvarianten) quasi drei Teilnehmer um den Sieg ringen, wird das Spiel nur sehr bedingt beherrschbarer. Und wenn man schon dem Zufall Tür und Tor öffnet, sollte dies in angemessener Gruppenstärke und mit großem Hallo erfolgen. Ja, es darf an manchen Stellen sogar gelacht werden. Wenn es unbedingt sein muss, auch schäbig.

Kurz ist die Spieldauer, schnell sind alle Karten gespielt (abwesende Theoretiker vorausgesetzt) und die Möglichkeit einer erneuten Partie ist zeitlich immer noch drin. Wenn alle wollen. Denn hier beginnt die scheinbar perfekte Welt ein wenig zu bröckeln. Einigen Charakteren wird der Zugang zu dem Spiel vermutlich dauerhaft verschlossen bleiben. Als da wären:

Der Verirrte - kommt zum Spieleabend, um diesmal Zug 47 des angedachten 3-Stunden-Epos noch besser durchzuführen und wird am Anfang "zum Aufwärmen" in das Spielgeschehen zwangsverpflichtet. Mag solche unbeeinflussbaren Spiele nicht und ist nur durch entsprechende Spielgeschwindigkeit der Gruppe davon abzuhalten, den eigenen Rekord im Dauernöhlen zu brechen.

Das Mathe-Ass, Schwerpunkt Wahrscheinlichkeitsrechnung - hat größte Schwierigkeiten, den Sinn des Spiels (leichte Zerstreuung, gemeinsamer Spielspaß) zu verinnerlichen und versucht vermutlich wirklich, Bewegungen vorauszuberechnen. Könnte also auch das Wetteramt unterstützen, enthält aber hier einer ganzen Gruppe den Spaß vor.

Die Duellanten - sind immer zu zweit, spielen zu zweit und sind sich selbst als Paar mehr als genug. Nichts bereitet ihnen mehr Freude als der Sieg über den einzigen Gegner. Hier müssen sie sich auf eine ménage à trois mit einem nicht vorhandenden Spieler einlassen, der zu allem Überfluss auch noch beiden den Sieg vermasselt. Na Glückwunsch.

Die unerfahrene Kinderrunde - gemäß Altersangabe ist das Spiel bereits mit 7 Jahren spielbar. Mag sein, jedoch wäre eine reine Kinderrunde dank unserer heutigen Gesellschaftsideale mit dem Spielziel überfordert. Dass man möglichst immer und vor allem zum Ende nicht vorne liegen muss, entspricht nicht gerade den medial wiedergekäuten Werten. Kinder würden also die Originalität durch eigene Regeln schnell ad acta legen.

Und genau dieses Spielziel ist für die vorhandene Höhe des eigenen Einflusses genau richtig gewählt. Das Spiel würde gnadenlos durchfallen, wenn der schnöde und ewig wiederkehrende erste Podestplatz das zu erreichende Ziel wäre. Keine Kontrolle, wie soll ich mir da bitteschön ernsthafte Chancen auf einen Sieg ausrechnen können? Ach, ich muss Zweiter werden? Na, das könnte schon eher klappen. Irgendwie hat man dieses Gefühl. Und dies ist etwas Irrationales. Was wiederum ganz hervorragend zum Mechanismus passt. Tue das Unerwartete, aber tue es mit einem Lächeln.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Regelvarianten

Beim Spiel zu zweit wird eine dritte fiktive Figur hinzugezogen, die je Runde vier Karten zugeteilt bekommt und jeweils eine davon auf sich selbst anwendet. Bei der fünften Handkarte der Spieler bewegt sich diese Figur nicht und wird bei der Wertung genauso berücksichtigt wie die beiden anderen Figuren. Sie könnte dadurch sogar eine solche Partie anstelle einer der beiden Kontrahenten gewinnen.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Why First?: 3,8 3,8, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.06.15 von André Beautemps - Schöner Start, schönes Ende für einen Spieleabend. Spielreiznote gilt für humorvolle Vollbesetzung! Sinkt pro Teilnehmer weniger um eine halbe Note.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.07.15 von Stephan Rothschuh
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.08.15 von Rene Puttin - Verrücktes Thema, lustiges Spiel. Der Einfluss ist gering, der Spaß aber groß :)
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.08.15 von Christoph Schlewinski - Flott, gemein und spannend, obwohl man nur wenig beeinflussen kann. Genau richtig als Absacker oder für Zwischendurch.

Leserbewertungen

Leserwertung Why First?: 2,8 2.8, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.08.15 von Marco Meißner - Hier haben wir es mit einem lockeren Familienspiel zu tun, das einen satten Ärgerfaktor hat, wenn man schnell mal die Pläne eines Mitspielers mit einer Karte zerschießt. In der Familienrunde hat es uns sehr viel Spaß gemacht.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.08.15 von Harry Borchardt - Nach den bisherigen überwiegend guten Bewertungen und dem Regelstudium hatte ich hohe Erwartungen an "Why first?" Ich stellte es mir als witzig und spannend vor. Nach der zwei Partien erfolgte die Ernüchterung. Zwei Partien = zehn Runden. In jeder Runde lag meine Figur nach der ersten Kartenrunde sofort sehr weit vorn oder hinten. Ich bin in den zehn Runden nicht mal in die Nähe eines zweiten Platzes gekommen. Kein Spaß, keine Spannung - nur langweilig. Es gibt wohl eine Zielgruppe. Ich gehöre nicht dazu. Nach den zwei Partien habe ich das Spiel verschenkt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.03.17 von Daniel Noé - Die Spielidee ist nett, aber der Einfluß auf das Geschehen ist einzig und allein von den 5 gezogenen Karten abhängig. Die taktische Spielvarianrte rate ich jedem mal auszutesten, verändert das Spiel tatsächlich. Insgesamt aber nur eine Spielreiznote von 3, als Absacker sicherlich ok.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.09.18 von sutrebuh - Das Spielgeschehen ist schlicht: Man wirft wild Karten durcheinander und wertet dann aus, wer wieviel vorwärts oder rückwärts fährt. Schnell geht die Schere weit auseinander und so mancher ist chancenlos weit hinten oder auch entsprechend weit vorn. Im Mittelfeld geht es schon mal hin und her, aber auch dann tut man nicht mehr, als wieder und wieder Karten durch die Gegend zu werden. Das ist selbst Kinder zu schlicht.

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