Rezension/Kritik - Online seit 23.06.2012. Dieser Artikel wurde 9836 mal aufgerufen.

Zug um Zug: Europa 1912

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Autor: Alan R. Moon
Illustration: Cyrille Daujean
Verlag: Days of Wonder
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2 - 5
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 3128
Zug um Zug: Europa 1912
Erweiterungen/Hauptspiel:Zug um ZugZug um Zug: Europa

Spielziel

Gute Spiele brauchen immer eine Erweiterung. Am liebsten auch gleich mehrere und idealerweise mit Seefahrern, Städten und Rittern. So natürlich auch Zug um Zug Europa, das man mit dieser Erweiterung nun endlich auch im Jahre 1912 spielen kann. Als Fans haben wir uns das immer gewünscht, die gute alte Zeit! Die ewige Unklarheit, in welchem Jahr das Spiel ursprünglich angesiedelt war, hat mich ohnehin immer gestört. Und wirklich, Städte kommen dann auch ganz viele vor in dieser Erweiterung, Seefahrer übersetzen wir mit Fähren, nur an Rittern mangelt es etwas. Als kritischer Konsument fragt man sich daher: "Brauche ich das überhaupt?" Wir schauen genau hin.

Ablauf

Wer sich für Zug um Zug Europa 1912 interessiert, dem ist Zug um Zug selber sicher bekannt, deshalb komme ich gleich zu den Fakten: Der Inhalt dieser kleinen Schachtel ist nicht einfach eine simple Erweiterung, sondern teilt sich auf in verschiedene Elemente, die gemeinsam oder einzeln mit dem Grundspiel kombiniert werden können. Wobei hier mit Grundspiel ZuZ-Europa gemeint ist. Für die USA-Version gibt es die 1910 Erweiterung, die inhaltlich nahezu identisch ist, jedoch Streckenkarten für die USA-Karte enthält.

6 neue lange Strecken: Hier handelt es sich um sechs neue (blaue) Karten mit den langen Strecken. Nicht verkehrt, da man die eher wenigen Streckenverläufe aus dem Grundspiel recht schnell kennt und erfahrene Spieler dann wissen, an welcher Strecke die Mitspieler bauen. Die Originalstrecken aus dem Grundspiel sind ebenfalls noch mal mit dabei, so dass man alle 12 Strecken als neue Karten zur Auswahl hat.

19 neue Zielkarten: Einfach neue (braune) Zielkarten. Die Punktespannweite reicht von ganz kurz (4 Punkte) bis fast schon lang (14 Punkte). Erhöht ebenfalls kaum merklich die Abwechslung im Spiel, ohne dabei etwas zu verändern. Und auch hier sind alle alten Streckenkarten noch mal als neue Karten mit dabei.

30 Zielkarten Großstädte: Ein spezieller Kartenstapel, bei dem 12 Großstädte eine besondere Rolle spielen. Auf jeder Karte ist mindestens eine dieser Großstädte abgebildet, oft auch eine Verbindung zwischen zwei dieser Städte. Diese Variante soll wohl für mehr Wettbewerb beim Streckenbau sorgen, da sich das Spiel auf einen kleineren Teil der Karte konzentriert.

Lagerhallen & Eisenbahndepots: Dies ist der Hauptteil dieser Erweiterung und bringt ein neues Element mit neuen Regeln ins Spiel (kann mit allen Zug um Zug Versionen verwendet werden).

Alle Spieler erhalten zu Beginn fünf Eisenbahndepots und eine Ablagetafel Lagerhalle. Von seinen Depots stellt jeder eines in einer beliebigen Stadt auf, dieses symbolisiert die Position der eigenen Lagerhalle auf dem Spielfeld. Die übrigen vier Depot-Spielsteine behält man zunächst im Vorrat. Während des Spiels, immer dann, wenn man Waggonkarten zieht, legt man zunächst eine verdeckte Karte vom Stapel auf die eigene oder eine fremde Lagerhalle. So sammeln sich im Laufe des Spiels dort kleine Kartenstapel.

Wer im Spiel dann eine Strecke baut, die zu einer Stadt mit einem Depot führt, darf sich alle auf der dazugehörigen Lagerhalle liegenden Karten nehmen. Dafür muss man eines seiner nicht eingesetzten Eisenbahndepots abgeben. Die Lagerhallen sind also nicht persönlich, sondern bringen jenem Spieler einen Vorteil, der sie zur richtigen Zeit anschließt und dabei viele Karten einsammelt.

Fazit

Braucht man die Zugreise ins Jahr 1912 jetzt? Wie bei vielen Erweiterungen ist meine Meinung auch hier eher zwiespältig. Zug um Zug 1912 richtet sich deutlich an die Fans der Europa-Version. Für diese bringt der große Stapel mit neuen Zielkarten eine willkommene Abwechslung, ohne dass neue Regeln gelernt werden müssen.

Vielleicht bin ich zu kritisch und echte Fans kommen zu einem positiveren Ergebnis, aber der Großstädte-Version konnte ich keinen besonderen spielerischen Wert abgewinnen. Was ich zunächst für eine interessante Alternative bei wenig Spielern gehalten habe, da der Spielverlauf sich auf einen eingeschränkten Bereich konzentriert, entpuppte sich als rechter Flop. Die Großstädte liegen dicht genug zusammen, dass man alle bis auf eine an sein Netz anschließen kann. Und Strecken zwischen den Städten gibt es wiederum genug, so dass auch drei Spieler aneinander vorbei kommen. Danach zieht man dann einfach möglichst viele Zielkarten, meist ist dann mindestens eine dabei, die man bereits erfüllt hat, und am Ende gewinnt, wer beim Kartenziehen am meisten Glück hatte. Na danke. Da aber auch diese Version ohne neue Regeln auskommt, kann man sie problemlos einfach mal ausprobieren.

Lagerhallen und Depots:
Durch dieses Element wird der frühe Streckenbau im Spiel erheblich aufgewertet. Gleichzeitig geben die Positionen der Depots von Spielbeginn an Hinweise, in welchem Bereich die Mitspieler wohl bauen wollen, also auch Hinweise darauf, wo es besonders eng werden könnte. Die Streckenplanung anhand der eigenen Zielkarten wird um die Anschlussplanung der Depots erweitert, die es gilt genau im richtigen Moment zu erreichen, bevor einem ein Mitspieler zuvorkommt. Da die lieben Mitspieler so aber auch leichter schlussfolgern können, welchen Streckenverlauf man möglicherweise plant, machen einen die Depots und deren Anschluss auch etwas angreifbarer. Weil man aber meist durch den Depotanschluss zu mehr Karten kommt, als man dafür ausgibt, ist deren Anschluss selbst dann interessant, wenn man dort eigentlich gar nicht hin will.

Bei dieser Variante bin ich immer noch unschlüssig. Die Idee ist interessant, und setzt den Hebel auch genau an der Schwachstelle des Spiels an: frühes Bauen zu belohnen. Allerdings scheint mir der Hebel so stark geworden zu sein, dass die Spieler fast gezwungen sind, zu bestimmten Zeiten ziemlich gleichzeitig im Spiel diese Option zu nutzen, wodurch er sich gerade wieder aushebelt. Somit ein netter Mechanismus, der aber leider weniger bringt, als erwartet.

Insgesamt bringt 1912 also etwas Abwechslung mit nur wenig Veränderung. Sozusagen ein alter Wein im neuen Glas. Wer Zug um Zug Europa oft und gerne spielt, wird sicher Gefallen daran finden, wer es vorher schon nicht (oder nicht mehr) spielen mochte, wird vermutlich wenig Gründe finden, seine Meinung zu ändern.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Zug um Zug: Europa 1912: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.11.11 von Michael Timpe - Für ZuZ-Fans eine 4, für große Fans vielleicht auch eine 5. Aber die haben es ja sicher eh schon.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.10.15 von Michael Kahrmann - Keine Must-Have Erweiterung wie z.B. USA 1910. Aber trotzdem gut gelungen und für Fans der Europa Karte allein wegen den neuen Ziel Karten schon den Kauf wert.

Leserbewertungen

Leserwertung Zug um Zug: Europa 1912: 4,5 4.5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.07.10 von elas
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.06.12 von Pasvik - Macht Zug um Zug - Europa nicht unbedingt besser, aber auch nicht schlechter.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.06.12 von Shigeru - Die Erweiterung ist nett, sie macht Zug um Zug Europa, das ich sehr schätze, aber nicht viel besser. Die Depots und die neuen Aufträge bringen etwas mehr Abwechselung ins Spiel. Mir macht Zug um Zug Europa auch ohne diese Erweiterung sehr viel Spaß. Die Erweiterung ist o.k., man braucht sie aber nicht.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.06.20 von Familienvater - Eine gute Erweiterung zum Europaplan, welche man durchaus mit ins Spiel nehmen kann. Die Depots wandeln das Basisspiel schon auf eine gewisse Art und Weise ab, so daß man das Spiel etwas anders gestalten muß. Zwingend notwendig im Sinne von Aufwertung des Basisspiels ist diese Erweiterung zwar nicht, aber als Abwechslung dann doch sehr willkommen.

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