Rezension/Kritik - Online seit 23.01.2021. Dieser Artikel wurde 4877 mal aufgerufen.

Barrage: The Leeghwater Project / Wasserkraft: Das Leeghwater-Projekt

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Autor: Simone Luciani
Tommaso Battista
Illustration: Antonio De Luca
Verlag: Cranio Creations
Feuerland Spiele
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 1 - 4
Dauer: 60 - 120 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2019, 2020
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 1017
Barrage: The Leeghwater Project / Wasserkraft: Das Leeghwater-Projekt
Barrage: The Leeghwater Project / Wasserkraft: Das Leeghwater-Projekt
Erweiterungen/Hauptspiel:Barrage / Wasserkraft

Spielziel

Noch mehr Bauoptionen, noch mehr Einsatzfelder für die Ingenieure, noch mehr Technologien, braucht es das wirklich? Nur der Namensgebende Leuchtturm kommt nicht vor, handelt es sich also wohlmöglich eher um ein Strohfeuer als um ein Leuchtfeuer? Mitnichten bin ich der Meinung. Anders als bei den meisten Erweiterungen bekommt das Grundspiel hier einige Ergänzungen, die vorher geradezu noch gefehlt haben. Wie groß dieser Effekt tatsächlich ist, versuche ich hier zu beleuchten.

Ablauf

Wem das Grundspiel bisher noch zu wenig Möglichkeiten oder Varianten für seinen Arbeitereinsatz bot, der kann jetzt aufatmen. Mit der Leuchtturm-Erweiterung gibt es sowohl neue Bauelemente als auch neue Felder, auf denen wir unsere Arbeiter platzieren können.

Mit den neuen Häusern, die wir ganz normal wie alle anderen Bauwerke auf dem Bau-Rad in Auftrag geben, können wir auf dem neuen Managementplan Spezialaktionen aktivieren.

Einmal gebaut, darf man dort pro Runde einen Arbeiter einsetzen, um die jeweilige Aktion zu nutzen. Dabei gibt es so schöne Sachen wie vergünstigten Materialeinkauf, Extra-Stromproduktion und andere attraktive Aktionen. Aber so schöne Bonusaktionen sind natürlich nicht ganz günstig, brauchen also recht viel Werkzeug, das dann erst mal eine Weile blockiert ist und damit den übrigen Aufbau auf dem Brett empfindlich stört.

Zweite, fast noch spannendere Ergänzung sind die sogenannten Auftragsarbeiten. Damit können auch wieder interessante Zusatzaktionen ausgelöst oder z. B. Gebäude gebaut werden. Das Nachteilige an dieser Option ist, dass die verwendeten Baumaterialien abgegeben werden müssen. So bekommt man z. B. einen Staudamm deutlich günstiger, aber hat dann nachher auch weniger Baumaterial für das weitere Spiel.

Drittes neues Element sind die fortgeschrittenen Technologieplättchen. Hier bekommt man zusätzliche Bauplättchen, die man in sein Bau-Rad einsetzen kann. Das hilft natürlich, einen Gebäudetyp öfter bauen zu können. Zusätzlich haben diese Technologieplättchen immer noch eine Vergünstigung oder Bonus „eingebaut“. Sie geben z. B. Siegpunkte beim Bauen, Staudämme kommen gleich mit Wasser ins Spiel, und Ähnliches.

Das sind die drei wesentlichen Elemente der Erweiterung, dazu gibt es noch etwas mehr vom schon Bekannten: 1 neues Unternehmen, 4 neue Ingenieure, neue Rundenbonuskarten und anderes.

Fazit

Was Wasserkraft für ein Euro-Game relativ speziell macht, ist der hohe Grad an Interaktion. Spiele dieser Komplexitätsstufe sind ja häufig recht solitär und berechenbar. Das ist Wasserkraft nicht, die Interaktion ist relativ groß und Timing extrem wichtig. Trotzdem hat mich am Grundspiel das von mir als sehr starr empfundene Spielkonzept gestört. Es gibt eigentlich nur einen Weg, das Spiel zu spielen. Das kann man besser oder schlechter machen, aber viel Variation gibt es nicht.

Diesen Kritikpunkt entkräftet die Leuchtturm-Erweiterung zu meiner Freude deutlich. Vor allem mit den Auftragsarbeiten bieten sich neue Möglichkeiten. Gegen Abgabe von einigen Maschinen - sonst sind diese ja immer nur für einige Zeit im Entwicklungsrad blockiert - können Gebäude günstig errichtet, Aufträge erfüllt oder direkte Siegpunkte eingesammelt werden. Der Nachteil der dafür dann im weiteren Spielverlauf fehlenden Maschinen wiegt allerdings schwer. Vor allem je früher man diese abgibt. Ob und wann sich diese Aktionen lohnen, ist eine neue Herausforderung und bietet so die von mir vermissten alternativen Strategien.

Ebenfalls interessant sind die Auftragsarbeiten, die man mit seinen Häusern aktivieren kann. Hier kommt immer nur ein kleiner Teil der verfügbaren Plättchen ins Spiel, so dass viel Abwechslung und unterschiedliche Kombinationen von Aufträgen möglich sind.

Auch bei diesen steht man wieder vor dem Dilemma, dass man die meisten gerne möglichst früh nutzen will, der Bau der Häuser dafür aber dem übrigen Spiel eher entgegensteht.

Die fortgeschrittenen Technologieplättchen schließlich erweitern die Baumöglichkeiten um „Bauen+Bonus“. Damit wird es einfacher, den gleichen Gebäudetyp öfter nacheinander zu bauen, indem man ein zweites Bauplättchen der gleichen Sorte erwirbt. Gleichzeitig erhält man dann noch einen Bonus, wenn man das neue Bauplättchen einsetzt, z. B. Wasser in Staudämme, Energie oder auch Geld. Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass man von jedem Gebäudetyp maximal 5 Stück bauen kann, folglich das Sonderbauplättchen kaum mehr als 2 bis 3-mal genutzt werden kann. Daher ist der Nutzen dieser Teile wesentlich geringer als es zunächst den Anschein hat.

Am Spielsystem von Wasserkraft ändert sich mit dieser Erweiterung ansonsten wenig, kein fünfter Spieler, neue Phase oder Ähnliches. Die neuen Einsatzmöglichkeiten sind aber Abwechslung genug und fügen sich gut in den Spielablauf ein. Das hat auch den Vorteil, dass es mit Erweiterung nicht wesentlich länger oder komplizierter wird.

Ebenfalls als vorteilhaft empfinde ich die Entspannung auf dem Spielbrett. Zu viert würde ich Wasserkraft wegen der langen Spieldauer und Wartezeit trotzdem nicht empfehlen. Aber es verringert etwas das Problem, dass im Viererspiel tatsächlich meist ein Spieler relativ schnell deutlich abgehängt wird (nicht selten der letzte Spieler in der Startreihenfolge).

Was ich noch etwas in Frage stelle, ist die Balance einiger Karten, speziell auch von der neuen Ingenieurin Leslie Spencer. Die Option, Auftragsarbeiten wie eine normale Arbeit ausführen zu können, scheint mir doch sehr stark. Ob sich dieser Eindruck verfestigt oder wieder verflüchtigt, müssen noch einige weitere Partien zeigen.

Insgesamt gefällt mir die Leuchtturm-Erweiterung sehr gut. Sie fügt Wasserkraft einige neue Elemente hinzu, die meiner Meinung nach vorher „gefehlt“ haben. Die gröẞere Varianz tut dem Spielverlauf und allgemein dem Spielgefühl gut. Ganz so begeistert bin ich von Wasserkraft zwar immer noch nicht, aber es gehört definitiv zu den besseren komplexen Spielen des letzten Jahres und hebt sich mit seiner Interaktion wohltuend von der Mehrheit der „Solo-Optimieraufgaben“ ab. Für Fans des Grundspiels daher eine klare Empfehlung.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Barrage: The Leeghwater Project / Wasserkraft: Das Leeghwater-Projekt: 5,0 5,0, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.11.20 von Michael Timpe - Mit Erweiterung besser als ohne. Spannendes und sehr interaktives Spiel, den Langzeitspielspass sehe ich aber weiter skeptisch.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.01.21 von Nick Bornschein - Wasserkraft nur noch mit Erweiterung. Hebt den Spielreiz super an.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.01.21 von Michael Andersch - Top Erweiterung. Fügt sich nahtlos ein. Mehr Optionen und mehr Varianz wenn man das Grundspiel schon ausreichend oft gespielt hat - im Grunde fast ein Muss...

Leserbewertungen

Leserwertung Barrage: The Leeghwater Project / Wasserkraft: Das Leeghwater-Projekt: 5,0 5.0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.01.21 von JochenSch - Top Erweiterung. Wasserkraft ohne diese Erweiterung kann man sich schenken. Mit Erweiterung ein Top-Spiel.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.06.22 von Dietrich - Sofort nach ihrem Erscheinen hatte ich mir diese Erweiterung angeschafft. Das sehr gute Spiel "Barrage" wird dadurch aber nicht besser - wie sollte es auch!? Das wenige Verbesserte ist, dass es eine zusätzliche Personenauswahl gibt - den Holländer und Ingenieure. Aber wie bei den meisten Spielen - da möchte ich "Cuba" und "Säulen der Erde" einmal ausnehmen - waren die erschienenen Spielerweiterungen bisher überflüssig: Denn eine SINNvolle Erweiterung zeigt nur, dass das ursprüngliche Spiel noch nicht ausgereift war und die Erweiterung für den Spielspaß notwendig ist - eben wie bei "Cuba" und "Säulen der Erde". Im allgemeinen kann man sich also Erweiterungen schenken - oder höchstens schenken lassen!

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