Spielziel
Ohne Vorwarnung wurden die 12 Kolonien der Menschen in einem nuklearen Feuersturm von den Zylonen vernichtet. Nur der Battlestar Galactica und einer kleine Flotte ziviler Raumschiffe gelingt die Flucht aus dem Inferno. Den Weg zur sagenumwobenen 13. Kolonie zu finden ist die letzte Hoffnung der Menschheit. Verfolgt, den ständigen Angriffen der Zylonen ausgeliefert und infiltriert vom Feind, beginnt die Flotte unter Führung der Battlestar Galactica die verzweifelte Suche.
Ablauf
Jeder Spieler übernimmt den Charakter einer aus der Serie Battlestar Galactica bekannten Figur mit all ihren Fähigkeiten und positiven sowie negativen Eigenschaften. Nach Auswahl der Charaktere werden die politischen und militärischen Führer ermittelt. Der Präsident erhält die Zwölferratskarten und der Admiral erhält 2 Nuklearwaffenmarker. Anschließend bekommt jeder Spieler noch eine Loyalitätskarte und erfährt dadurch, welches Spielziel er (abhängig davon, ob er das Spiel als Mensch oder Zylone beginnt) verfolgt.
Die Menschen gewinnen das Spiel, wenn sie Kobol erreichen und einen weiteren Sprung mit der Flotte schaffen. Die Zylonen gewinnen das Spiel wenn eine der 4 Ressourcen der Flotte auf 0 gesetzt werden muss, die Galactica zerstört wird oder ein Zenturio-Enterkommando die Galactica erobert.
Auf dem Spielplan, der im Wesentlichen die Battlestar Galactica und die Colonial-One als Handlungsorte darstellt, werden die Ressourcen-Scheiben für Treibstoff, Nahrung, Moral und Bevölkerung auf 10 gestellt. Die Fertigkeitskarten werden gemischt und auf den entsprechenden Feldern bereit gelegt. Bis eine der Siegbedingungen eintritt machen die Spieler reihum immer einen Spielzug, der wie folgt abläuft:
1. Fertigkeitsschritt: Fertigkeitskarten entsprechend den Angaben der Charaktertafel ziehen
2. Bewegungsschritt: an einen beliebigen Ort gehen (von Raumschiff zu Raumschiff 1 Fertigkeitskarte ablegen)
3. Aktionsschritt: eine Aktion des gewählten Ortes, einer Fertigkeitskarte oder der Charaktertafel ausführen bzw. eine Viper aktivieren (starten oder bewegen oder angreifen)
4. Krisenschritt: oberste Karte des Krisenstapels aufdecken und ausführen; es können 3 verschiedene Krisen ausgelöst werden:
- Zylonenangriff (a) / Fertigkeitscheck (b) / Ereignis (c)
5. a) Zylonenangriff: Zylonenschiffe entsprechend den Symbolen auf der Krisenkarte aktivieren (mit Basissternen / Jägern / schweren Jägern / Zenturios – angreifen oder bewegen). Die Kämpfe zwischen den Raumschiffen der Zylonen und der Menschen werden mit Würfeln ausgetragen, wobei immer der aktive Spieler würfelt. Gemäß einer Tabelle werden die Schäden ausgewertet.
5. b) Fertigkeitscheck: Karte lesen, verdeckt eine beliebige Anzahl Fertigkeitskarten ausspielen, 2 Karten vom Schicksalskartenstapel hinzufügen, Karten mischen und anschließend offen sortieren, Gesamtstärke ermitteln (Kartenstärke der gesuchten Fertigkeiten in Summe von der Kartenstärke der nicht passenden Fertigkeiten in Summe subtrahieren), ist die Gesamtstärke gleich oder größer des Schwierigkeitswertes, wurde der Fertigkeits-Check bestanden. Ereignis gemäß Erfolg bzw. Misserfolg ausführen.
5. c) Ereignis: der aktive Spieler oder der Präsident oder der Admiral müssen eine Entscheidung treffen.
6. Sprungvorbereitungsschritt: Marker auf der Sprungvorbereitungsleiste um ein Feld weiterziehen, falls auf der Krisenkarte angegeben; erreicht der Marker das letzte Feld der Leiste, springt die Flotte
Kommt es zu einem Sprung der Flotte, werden alle Schiffe auf dem Spielplan entfernt. Die Sprungvorbereitungsleiste wird nach jedem Sprung zurück auf Start gesetzt. Der Admiral zieht 2 Zielortkarten, wählt eine davon aus und befolgt die Anweisungen der ausgewählten Karte. Wird durch die gewählte Karte erstmalig die Gesamtentfernung von 4 oder 8 überschritten, müssen zusätzlich die Anweisungen der Kobol-Zielkarte befolgt werden. Bei einer Gesamtentfernung von 4 oder mehr bekommt jeder Spieler eine weitere Loyalitätskarte und erhält dadurch die Gewissheit, ein Mensch oder doch ein Zylone zu sein. Bei einer Gesamtentfernung von 8 oder mehr haben die Menschen Kobol erreicht und müssen noch einen weiteren Sprung schaffen, um das Spiel zu gewinnen.
Fazit
Die erste Herausforderung auf dem Weg zu diesem Spiel sowie zum Schreiben dieser Rezi stellt die 32-seitige Spielregel dar. Wie fasst man 32 Seiten so weit zusammen, dass man einen umfassenden Eindruck vom Spiel vermittelt, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen, aber auch nichts Wesentliches wegzulassen!? Beginnen möchte ich mein Fazit deshalb mit einem Zitat aus der Spielregel, welches das Spiel wirklich sehr treffend beschreibt:
„Zentrales Element von Battlestar Galactica: Das Brettspiel ist die Paranoia und Spannung, welche die verdeckten Zylonenspieler erzeugen.“
Wieso hat der Admiral nicht den Sprung der Flotte über die FTL-Kontrolle ausgelöst oder wenigstens den Kampf durch den Einsatz einer Nuklearwaffe entschieden? Er wird doch wohl kein Zylone sein? Unser Präsident hockt auch auf seinen Zwölferratskarten wie die Henne auf den Eiern. Glaubt doch eh keiner, dass er keine passenden Karten auf der Hand hat. Hmm, wer ist hier jetzt paranoid? Battlestar Galactica: Das Brettspiel ist ein kooperatives Brettspiel mit dem Unsicherheitsfaktor, dass wenigstens einer der Mitspieler ein Feind ist, der verdeckt aus dem Untergrund zuschlägt. Aufgrund der atmosphärisch dicht umgesetzten Story stellt sich in jeder Spielrunde schnell ein angespanntes bis paranoides Gefühl gegenüber den Mitspielern ein. Jeder beäugt die Spielzüge des anderen mit Argusaugen. Nach jedem Fertigkeits-Check wird diskutiert, wieso und vom wem wohl die eine oder andere negative Karte gespielt worden ist. Auch die Aktionen der Mitspieler rufen Diskussionen hervor: Warum hast du denn nicht ...???
Genau von dieser Atmosphäre lebt das Spiel und genau dieses Spielgefühl unterscheidet Battlestar Galactica: Das Brettspiel von anderen kooperativen Brettspielen. Bei entsprechender Geheimhaltung kann sich kein Spieler bis zur Enttarnung der Zylonen sicher sein, wer Freund oder Feind ist. Zumal der eine oder andere Mitspieler erst in der Schläferphase, die ausgeführt wird, nachdem die Flotte eine Mindestentfernung von 4 zurückgelegt hat, erfährt, dass er ein Zylon oder ein Sympathisant ist.
Kommen wir zurück zur Spielregel: 32 Seiten! Für viele Spieler wohl eine abschreckende Einstiegshürde, die aber aufgrund der sehr guten Struktur und der mit guten Beispielen sehr übersichtlich gestalteten Spielregel problemlos zu meistern ist. Nach der ersten Spielrunde hat jeder Mitspieler den Ablauf seines Spielzuges verinnerlicht und sich mit den doch sehr eingeschränkten Aktionsmöglichkeiten der Fertigkeitskarten vertraut gemacht. Die Aktionsmöglichkeiten der verschiedenen Orte auf dem Spielplan und die besonderen Eigenschaften des eigenen Charakters sind auch rasch erfasst, wodurch das Spiel schnell flüssig abläuft. Durch die mittels Würfeln ausgetragenen Raumkämpfe zwischen den Vipern und den Zylonenjägern wird der durch viele Diskussionen geprägte Spielablauf aufgelockert. Um alle Zusammenhänge und Spielzugmöglichkeiten zu erfassen, bedarf es aber mehr als einer Partie Battlestar Galactica: Das Brettspiel.
Das umfangreiche Spielmaterial, bestehend aus Pappcountern, mehr als 200 Karten und 32 Plastikraumschiffen, ist sorgfältig verarbeitet und lässt Science-Fiction-Atmosphäre aufkommen. Wünschenswert wäre noch eine Spielübersicht mit dem Spielablauf und den Aktionsmöglichkeiten der Orte für jeden Spieler gewesen.
Die Flucht nach Kobol dauert je nach Spieleranzahl zwischen 120 und 240 Minuten, wobei in unseren Spielrunden nie Langeweile aufkam. Mit der Erfahrung der beteiligten Spieler sinkt die Spieldauer und pendelt sich auf ca. 30 Minuten pro Mitspieler ein. Die Altersangabe von 10+ ist meiner Meinung nach zu niedrig gewählt. Zwar können 10-Jährige am Spiel teilnehmen, aber mit Sicherheit nicht die Komplexität voll erfassen. Hier wäre 12+ oder 14+ die vernünftigere Wahl gewesen.
Mit Battlestar Galactica: Das Brettspiel erhält man ein gut ausgestattetes und erfrischend anderes Kooperationsspiel, das auf jeden Fall eine Proberunde wert ist und nicht nur Fans der TV-Serie begeistern dürfte.
Rezension Andreas Molter
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.