Rezension/Kritik - Online seit 07.08.2013. Dieser Artikel wurde 6641 mal aufgerufen.

Coney Island

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Autor: Michael Schacht
Illustration: Dennis Lohausen
Verlag: Argentum Verlag
Rezension: Rene Puttin
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 - 60 Minuten
Jahr: 2011
Bewertung: 3,5 3,5 H@LL9000
4,3 4,3 Leser
Ranking: Platz 5527
Download: Kurzspielregel [PDF]
Coney Island
Auszeichnungen:2013, Nederlandse Spellenprijs Bestes Famillienspiel Nominierung

Spielziel

Auf Coney Island gibt es schon viele Vergnügungsparks, aber das, was diese bieten, kann doch nicht alles sein! Wir wollen mehr und möchten deshalb den abwechslungsreichsten Vergnügungspark der Welt errichten.

Ablauf

Die Halbinsel Coney Island ist der südlichste Zipfel Brooklyns, einem Stadtteil von New York und vor allem bekannt durch seine großen Vergnügungsparks. Die Spieler übernehmen die Rolle eines Familienoberhauptes und versuchen gemeinsam mit anderen Familen den abwechslungsreichsten Freizeitpark der Welt zu errichten. Klingt wie ein abendfüllendes Spiel mit schönem Thema; man darf gespannt sein.

Wir beginnen mit drei Wagen, in denen jeweils drei Schausteller wohnen, mit denen wir zunächst die Leute auf Coney Island unterhalten wollen. Als Startkapitel erhalten wir ein Bündel Geld. Wie viel Geld das genau ist? Keine Ahnung - ist auch egal, es ist ein ganzes Bündel und damit werden wir uns eine Menge kaufen können. Weiterhin erhalten wir noch einen zufälligen Baustoff in rot oder weiß. Was das für ein Baustoff ist? Na, ein roter oder weißer. Es muss doch nicht gleich alles einen Namen haben, den sich dann ohnehin keiner merken kann.

Gemeinsam errichten wir nun unseren Vergnügungspark, und das Wichtigste für einen solchen Park ist die Aufmerksamkeit der Menschen. Insgeheim ist unser aber wichtig, dass unsere Familie mehr Aufmerksamkeit erlangt als die anderen beteiligten Familien. Mit einem Grundeinkommen von ein wenig Aufmerksamkeit, einem Geldbündel und einem zufälligen Baustoff beginnen wir den Aufbau des Freizeitparks. Zunächst benötigen wir Bauland, welches wir uns durch Geld kaufen können. Bei den teureren Grundstücken erwerben wir mit dem Grundstückskauf auch unsere geliebten roten und weißen Baustoffe oder andere nette Dinge.

Haben wir erst einmal Grundstücke, so können wir unsere Schausteller dorthin zur Arbeit entsenden. Aber für ihre Arbeit benötigen sie natürlich Material - richtig, rote und weiße Baustoffe! Erst wenn wir sie damit ausstatten, beginnen sie mit ihren Vorführungen. Schausteller, die wir eingesetzt haben, bringen uns ab jetzt Aufmerksamkeit, Geld oder Baustoffe.

Aber zum Freizeitpark gehören natürlich auch die großen Attraktionen und diese wollen wir bauen. Auch hierfür benötigen wir natürlich die richtigen Materialien. Was eignet sich da besser als rote und weiße Baustoffe? Man könnte nun naiv annehmen, dass man die Großattraktion auf einer freien Baufläche, die wir vorher erworben haben, errichtet. Aber wir möchten lieber Platz sparen und bauen die Attraktion grundsätzlich nur dort, wo bereits Schausteller ihre Stände errichtet haben, entweder unsere eigenen oder viel lieber noch die der anderen Familien. Für den Bau der Attraktion erhalten wir Aufmerksamkeitspunkte. Jede Familie erhält aber auch Aufmerksamkeit für die Aussteller, die nun weichen mussten. Vermutlich haben diese ihrem Ärger darüber, dem Bau einer Attraktion weichen zu müssen, wo doch nebenan genügend freies Bauland wäre, in der Öffentlichkeit Luft gemacht und so für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Schausteller beziehen damit wieder ihr Lager in den Wagen der Familien und erzeugen somit auch kein Einkommen mehr.

Bei den drei Hauptaufgaben helfen uns fünf Personen weiter, die wir mit zwei Geldbündeln bestechen ... ähm, bezahlen können, damit sie für uns arbeiten. Dies machen sie so lange, bis ein anderer Spieler sie bezahlt.

  • Der Wanderarbeiter besorgt uns für ein Geldbündel einen Baustoff.
  • Der Polizist besorgt uns ebenfalls einen Baustoff, aber darunter leidet unsere Aufmerksamkeit.
  • Der Mäzen erlaubt uns einen weißen gegen einen roten Baustoff zu tauschen und umgekehrt.
  • Der Werbejunge macht für ein Geldbündel ein wenig Werbung für uns und bringt damit Aufmerksamkeit.
  • Der Journalist verfasst gegen die Zahlung eines Baustoffs einen Zeitungsartikel über uns, der später je nach Qualität des Artikels Aufmerksamkeit für uns generiert.

Fazit

Im Gegensatz zur Erwartungshaltung, welche die Beschreibung des Spiels generiert, ist Coney Island weder ein abendfüllendes noch ein sehr thematisches Spiel. Während ersteres kein Problem ist, sondern es angenehm ist, ein Taktikspiel auch einmal in sehr kurzer Spieldauer von ca. 30 bis 45 Minuten spielen zu können, ist die thematische Eindeckung überhaupt nicht gelungen, und dies ist sehr bedauerlich.

Natürlich war die Anmerkung, dass es egal ist, dass die Rohstoffe keinen Namen haben, nicht ganz ernst gemeint. Obwohl ich immer wieder Spieler erlebe, die braune Würfel eben nicht als Holz, sondern stringent als braune Ressource bezeichnen, kenne ich mindestens genauso viele Spieler, die eben von Holz sprechen und denen es auch wichtig ist, welches Material sie gerade erhalten. Auch ich zähle mich dazu und mir stellten sich die Nackenhaare auf, als ich in der Anleitung von roten und weißen Baustoffen las.

Thematisch ebenso unklar ist, warum man die Schausteller überbauen muss, um eine Attraktion zu errichten, auch wenn dies spielmechanisch sicherlich interessant ist. In dieser Hinsicht zieht sich ein roter Faden durch das Spiel. Es enhält viele kleine, aber feine Mechanismen, durch die die Spieler an vielen kleinen Stellschrauben drehen können, um das Spiel zu beeinflussen. Somit wird mit relativ wenigen Regeln ein sehr schönes taktisches Spiel mit vielen kleinen Kniffen generiert. Die Mechanismen laufen dabei aber vielfach vollständig am Thema vorbei. Bei einer Prototypen-Vorstellung des Spiels in einem Cliquenabend-Video war das Thema noch im Mittelalter angesiedelt. An dieser Stelle war es vielleicht nicht unbedingt die richtige Wahl, dem Spiel ein anderes Thema aufzudrücken.

So, genug über da Thema geschimpft, zurück zum eigentlichen Spiel, das durchaus Spaß macht. Die Spielregel ist sehr strukturiert und verständlich geschrieben, so dass keine Fragen offen bleiben. Insbesondere die Strategietipps und die Liste der Regeln, die man leicht vergisst, finde ich sehr vorbildlich. Auch die grafische Umsetzung des Spiels gefällt mir sehr gut.

Es gibt vier verschiedene Siegbedingungen, die viele verschiedene Spielweisen zu lassen: Alle Bautafeln sind verbaut, bis auf eine Sorte sind alle Attaktionen verbaut, alle Zeitungsartikel sind aufgebraucht oder ein Spieler erreicht 60 Siegpunkte. Die drei verschiedenen Wagen eines Spielers generieren pro eingesetztem Schausteller Siegpunkte, Geld oder Baustoffe. Somit kann man versuchen, schnell viele Siegpunkte zu generieren und dann das Spiel zu beenden, bevor langfristigere Strategien in Schwung kommen. Man kann über viel Geld effektiv die Personen nutzen und durch Grundstückskauf Boni einsammeln, oder man spielt auf viele Baustoffe, um somit viele Schausteller und Attaktionen einsetzen zu können. Auch Mischstrategien daraus sind häufig durchaus zielführend. Somit gibt es einiges zu entdecken auf Coney Island. Und gerade hier ist die kurze Spieldauer durchaus ein Bonus, so dass sich auch mehere Partien an einem Abend spielen lassen.

Coney Island ist definitiv kein friedliches Spiel, sondern man muss ständig darauf gefasst sein, dass die lieben Mitspieler alle eigenen Pläne durchkreuzen, indem sie einem z. B. die Schausteller überbauen und somit das erwartete Einkommen wegfällt, oder sie die Personen bestechen, die man vor sich liegen hatte und für seinen Zug eingeplant hatte. Interessant ist, dass es bei Spielende Minuspunkte für auf dem Spielplan verbliebene Schausteller gibt. Daraus ergibt sich eine weitere wichtige taktische Entscheidung. Während ich zu Anfang möchte, dass meine Schausteller möglichst nicht überbaut werden, damit sie mir weiter Einkommen liefern, muss ich zum richtigen Zeitpunkt umschalten und zusehen, dass meine Schausteller von mir oder meinen Mitspielern überbaut werden. Dies ist gleich doppelt wichtig, da sie nur so Siegpunkte einbringen und ich damit auch die Minuspunkte am Ende vermeide. Zu Anfang hingegen kann es mich vollkommen aus der Bahn werfen, wenn ich plötzlich durch das Überbauen meiner Schausteller kaum noch Einkommen erhalte, während meine Mitspieler fleißig Geld und Baustoffe einsacken.

Mir fällt es an dieser Stelle leider schwer, eine Empfehlung für das Spiel auszusprechen, da zumindest mir die mangelnde thematische Einkleidung das Spiel ziemlich vermiest. Coney Island setzt sich durch seine kurze Spieldauer deutlich vom sonstigen Trend der derzeitigen Strategiespiele ab. Wer also ein kurzweiliges Taktikspiel sucht und nicht so viel Wert auf die thematische Umsetzung legt, der sollte sich Coney Island einmal ansehen. Rein auf die Spielmechanik reduziert würde das Spiel von mir locker eine 4 als Spielreiz-Note erhalten, so kann ich nur eine 3 mit Tendenz nach oben vergeben.

Rezension Rene Puttin

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Coney Island: 3,5 3,5, 11 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.06.13 von Rene Puttin - Eines der wenigen Spiele in der Nische der kurzen Taktikspiele. Leider wirkt das Thema sehr übergestülpt, wodurch ich hier keine höherere Note vergeben kann.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.11.11 von Michael Reitz
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.11.11 von Clemens Schollenberger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.01.12 von Roland Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.11.12 von Michael Timpe - Das Thema Freizeitpark konnte ich im Spiel nicht entdecken, und auch sonst konnte ich leider nicht viel daran finden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.07.13 von Sandra Lemberger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.08.13 von Michael Andersch - Funktioniert, plätschert aber so dahin. Der Funke ist auch in mehreren Partien leider nicht übergesprungen...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.08.13 von Michael Kahrmann - Thematisch wäre mehr drin gewesen, so bleibt es leider nur ein durchschnittliches Spiel!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.08.13 von Andreas Molter - Solide, mit angenehm kurzer Spieldauer.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.08.13 von Barbara Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.09.13 von Andreas Odendahl - @Rezensent: Warum man überbauen muss? Weil auch ein Schausteller mal klein anfängt und sich bei Erfolg weiter entwickelt und sich vielleicht mit einem Fahrgeschäft traut aufzutreten... Vielleicht auch mal mit anderen kleinen Schaustellern zusammen... Der Prototyp war im alten Rom angesiedelt. Ich finde das Thema übrigens eher erfrischend...

Leserbewertungen

Leserwertung Coney Island: 4,3 4.3, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.11.11 von Martin Schipper - Mir gefällt das Spiel gut. Sorry Andreas für die schlechte Erklärung. Ich gelobe Besserung.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.11.11 von nora - Es ist kein Kracher, aber für Leute, die ein leichtes Strategiespiel oder ein komplexeres Familienspiel mögen, ein nettes Spiel mit Interaktion und verschiedenen Wegen zum Ziel. Der Regelumfang hält sich in Grenzen und die Spieldauer mit 1 Stunde paßt auch.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.11.11 von daniel_ms - Tolles Spiel! Funktioniert zu zweit auch super. Einfache Regeln, große Tiefe. Taktisch und Böse zugleich. Mein Highlight der Esse 2011!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.02.12 von Heinz Tenk
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.04.13 von Andreas Freye - Sehr schönes Spielmaterial aber ansonsten ist das Spiel nicht besonders gut. Dafür spielt es sich schnell runter.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.08.13 von Maja

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