Rezension/Kritik - Online seit 11.10.2004. Dieser Artikel wurde 5587 mal aufgerufen.

Die Prestel Kunstbox

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Autor: Gerhard Grubbe
Verlag: Prestel
Rezension: Siegfried Biehler
Spieler: 2 - 5
Dauer: 60 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2003
Bewertung: 4,3 4,3 H@LL9000
Ranking: Platz 3199
Die Prestel Kunstbox

Spielerei-Rezension

Preview Spielerei 65 (Oktober 2004):

Durchblick im Kunstbetrieb

Es ist gar nicht so einfach, im Spielebereich noch Nischen zu besetzen, die noch kein anderer entdeckt hat. Dem Prestel-Verlag aus München ist dies jedoch vortrefflich gelungen und seit etwa 4 Jahren können wir uns an professionell gemachten Spielen zum Thema Kunst erfreuen. Das verwundert nicht, denn Prestel bewegt sich mit den Spielen in seinem ureigensten Metier und ist Kunstliebhabern als Herausgeber von Ausstellungskatalogen und Kunstbüchern ein Begriff. Wir haben schon mehrfach über die Prestel-Produktionen berichtet, erinnert sei nur an das hervorragende Prestel-Kunstspiel (für Erwachsene und Kinder) und das Architekturspiel.

Die Neuerscheinung vom Herbst des letzten Jahres nennt sich Kunstbox und trägt den Untertitel „Kunstfälschern auf der Spur“. Das führt leider etwas in die Irre, denn die 2 bis 5 Spieler sind nicht in erster Linie detektivisch unterwegs, sondern sie versuchen, Bilder zu entschlüsseln und etwas über Kunstwerke aus verschiedenen Epochen zu erfahren. Und das funktioniert nun folgendermaßen:

Eines von 30 zur Auswahl stehenden Bildern wird zu Spielbeginn mit 12 Holztäfelchen abgedeckt, ohne dass jemand der Mitspieler vorher das Bild sehen konnte. Jeder erhält einen kleinen Fragebogen mit 14 Fragen, die sich auf den Künstler, das Bild selbst, den Bildinhalt und eventuelle Fälschungen beziehen. Wer an der Reihe ist, nimmt eines der Holztäfelchen weg und gibt dadurch einen Teil des Bildes frei. (Dalli-Klick lässt grüßen). Mit fortschreitender Spieldauer ist so immer mehr von dem Bild zu sehen. Immer wenn man Täfelchen weggenommen hat, sucht man sich nun eine der 14 Fragen auf seinem Fragebogen aus und versucht sie zu beantworten.

Nun werden Sie zu Recht sagen, dass man dann ja von Kunst ziemlich viel Ahnung haben müsste, um mitspielen zu können. Glaubt man den Ausführungen des Verlages, soll das aber nicht so sein, denn in den meisten Fällen geht es einfach darum, eine vermutete oder erfundene Antwort den Mitspielern gut und glaubhaft zu verkaufen. Sie müssen also gut daherreden können und den Eindruck erwecken, sie hätten das Bild in ihrem Wohnzimmer hängen und wüssten bestens Bescheid. Damit diese Überzeugungsarbeit auch Sinn macht, werden sie von den Mitspielern, die ihnen glauben, mit einem Punkt in Form eines Chips belohnt. Diese „Gläubigen“ haben, wenn alle Fragen am Ende des Spieles aufgelöst werden, dann auch selbst die Chance, Punkte zu bekommen, falls die Antwort richtig war. Jede Frage auf dem Fragebogen darf übrigens von einem Spieler nur einmal verwendet werden, was das Fabulieren mit fortschreitender Spieldauer immer schwieriger gestaltet. Ist das Bild komplett aufgedeckt, wird im beiliegenden Lösungsheft nachgeschaut und jede richtige Antwort bei den Spielern noch mal bepunktet.

Die Punktwertung ist, wie aus ähnlich konzipierten Spielen bekannt, eher schmückendes Beiwerk und nicht wirklich notwendig, denn die Kunstbox gehört zu der Sorte von Spielen, bei der in erster Linie der Spaß am Fabulieren und Kommunizieren, nicht aber das Thema im Vordergrund steht. Und genau da offenbart das Spiel auch seinen Schwachpunkt. Für einen Kunstkenner bietet es mit Sicherheit zu wenig und wird auch zu wenig ernsthaft sein. Für Leute, die sich gerne und mit Spaß an Kommunikationsspielen erfreuen, ist das Thema Kunst fast schon zu speziell. Ein ganz klein wenig sollte man schon in der Kunstszene bewandert sein, schon mal etwas über Kunstepochen und deren bedeutende Vertreter samt ihren Werken gehört habe. Sonst hilft auch das beste Daherreden und Bluffen nicht, auch wenn uns Autor Gerhard Grubbe etwas anderes vermitteln will. Und so ist zu befürchten, dass nur eine kleine Gruppe von Spielern wirklich dauerhafte Freude an der Kunstbox haben wird, nämlich die Rede- und Diskutierfreudigen, die sich wenigstens ein bisschen für Kunst interessieren.

Rezension Siegfried Biehler

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Die Prestel Kunstbox: 4,3 4,3, 3 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.09.04 von Siegfried Biehler
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.10.04 von Kathrin Nos - Ich mag Kunst und fand das Spiel faszinierend und lehrreich zugleich. Durch den Spielmechanismus entdeckt man viele Details, und erfährt etwas über die Hintergründe (Maler, Stilrichtungen, Maltechniken etc.). Durch diesen Anspruch wird die Zielgruppe für das Spiel nicht unwesentlich eingeengt - aber mir gefällt's!
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.10.04 von Peter Nos - Die Kunstbox kann man nicht nur als Spiel zu bewerten. Für einen spielerischen Wettstreit ist es denkbar ungeeignet, die Regeln lassen ihn wohl im Prinzip zu, der eigentliche Reiz ist jedoch die Beschäftigung mit den Bildern. Ein minimales Interesse an Kunst und Malerei vorausgesetzt, macht das Erforschen einzelner Details und die Spekulation über die Bedeutung der Bilder und den noch verdeckten Motiven sehr viel Spaß. Echte Kunstkenner werden vielleicht nur müde mit der Wimper zucken, denn das Bewerten und Erkennen des Bildes ist einfacher als es im ersten Moment scheint.

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