Rezension/Kritik - Online seit 05.12.2001. Dieser Artikel wurde 8667 mal aufgerufen.

Don

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Autor: Michael Schacht
Illustration: Michael Schacht
Franck Dion
Verlag: Queen Games
Rezension: Steffen Stroh
Spieler: 3 - 6
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2001
Bewertung: 3,6 3,6 H@LL9000
4,1 4,1 Leser
Ranking: Platz 4994
Don

Spielziel

Machtkampf in Chicago! Ersteigern Sie möglichst viele Stadtteile gleicher Farbe. Je mehr Stadtteile einer Farbe, desto mehr Punkte werden gutgeschrieben. Dass das alles auch funktionieren würde, wenn das Spiel "Wurst" heißen würde und es um herkunftsgleiche Wurstscheiben gehen würde, sei nur am Rande erwähnt – nur um diejenigen vorzuwarnen, die vielleicht beim Namen ein mafiöses Machstpielchen erwartet hatten.

Ablauf

Das Spiel unterteilt sich in der Folge in 15 Verteigerungsrunden, in denen jeweils 1, 2 oder 3 Karten "en bloc" versteigert werden, und zwar im Modus 1-2-3-1-2-3-... usw., es geht also um eine ständig wechselnde Menge von Stadtteilen. Um gleich vorzuwarnen: Die naheliegende Vermutung, dass die Runde mit 3 Stadtteilen jederzeit die wichtigste und punkteträchtigste Runde ist, auf die es sich zu "sparen" lohnt, erweist sich schon sehr früh als Trugschluss!

Zurück zur Versteigerung an sich: Geboten wird also, beginnend mit einem vorher zu bestimmenden Startspieler, um die offen ausliegende(n) Karte(n). Als Mittel zum Zweck dienen selbstverständlich die vorher verteilten Geldchips. Der Startspieler beginnt mit einem beliebig hohen Gebot, der Nachfolger muss jeweils mindestens einen Geldchip mehr bieten als sein Vorgänger. Wer nicht mehr mitsteigern kann oder will, steigt aus der Versteigerungsrunde aus. Ein "Passen" ist nicht möglich. Sind bis auf einen alle Spieler ausgestiegen, so bekommt dieser Spieler die aufgedeckten Stadtteilkarten, die er offen vor sich ablegt. Der Gewinner der Versteigerungsrunde ist in der darauffolgenden Versteigerung Startspieler.

Interessant wird es beim Bezahlen: Der Sieger der Versteigerung muss die gebotenen Geldchips abgeben. Da es erlaubt ist, die Geldchips VERDECKT zu halten, kommt hier ein nicht unerheblicher Bluff-Faktor ins Spiel: Es ist nämlich durchaus denkbar, dass ein Spieler die Versteigerung gewinnt, der das von ihm gebotene "Geld" gar nicht besitzt (Achtung, dieser Fall ist im Regelheft etwas unklar). In diesem Fall Muss der betreffende Spieler einen Stadtteil seiner Wahl zur Strafe abgeben und die Versteigerung wird wiederholt – und zwar ohne den "Schummler" ;) . Im Regelfall allerdings wird der Sieger der Versteigerung liquide sein. Nun wird es interessant: Die bezahlten Geldchips werden unter den Mitspielern verteilt. Entscheidend ist dafür die Anzahl der bezahlten Chips: Wenn 8 Chips geboten wurden und nun zu verteilen sind, so bekommt derjenige Mitspieler die Chips, der einen Stadtteil mit der Zahl "8" vor sich liegen hat. Ist das bei mehreren Mitspielern der Fall, so bekommt derjenige mit den meisten 8er-Karten die Chips, sind mehrere Mitspieler gleichauf wird das Geld gleichmäßig verteilt (das gilt im speziellen wenn KEINER eine Karte mit der gebotenen Chipanzahl besitzt), evtl. Restchips werden in der nächsten Runde mitverrechnet. Haben im obigen Fall also drei Mitspieler je eine Karte mit der Aufschrift "8", so bekommt jeder 2 Chips, der Restbetrag von 2 Chips wird am Ende der nächsten Versteigerung mitverteilt. Eine Anmerkung: Bei zweistellige Zahlen (z.B. 12) gilt die zweite Ziffer (also die 2). Werden also 12 Chips geboten, sind Mitspieler mit 2er-Karten die Glücklichen.

Soweit, so einfach: Chips bieten, das größte Gebot gewinnt, bei Zahlengleichheit kassieren einzelne Spieler ab, sonst profitieren alle. Die größte Hürde tut sich aber beim Bieten auf: Es ist nämlich verboten (!), Chips in der Anzahl zu bieten, von der man bereits Zahlenkarten besitzt. Besitzt ein Spieler als beispielsweise die Zahlenkarten 0,2,3,4,6,7,9 darf er nur in folgender Abfolge seine Gebote erhöhen: 1,5,8,11,15,18,... – eine erhebliche Einschränkung. Dass die Mitspieler diese ausnützen und einen solchen Spielern in Gebotshöhen drängen wollen, die der Betreffende lieber meiden würde, ist wohl klar (das aktuelle Gebot ist 5, ich bin dran, Martin nach mir hat die Karten 8 und 9 – da biete ich doch besser gleich mal 7, damit der liebe Martin 10 bieten muss...).

Das Spielende: Sind alle 15 Versteigerungsrunden um, wird abgerechnet. Einzelne Stadtteile (damit sind "einzelne Farben" gemeint) ergeben einen Punkt, zwei Stadtteile gleicher Farbe 3 P., drei 6 P., vier 10 P. und 15 ergeben 15 P. Der Spieler, der am Ende der 15 Runden die meisten Chips besitzt erhält 2 Bonuspunkte. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.

Fazit

Der Spielmechanismus funktioniert außergewöhnlich gut. Ein "campen" ist im Spiel unmöglich – da von der Anzahl der gebotenen Chips auch die Anzahl der Chips abhängt, die man als "Verlierer" der Bietrunde erhält, ist man gezwungen, mitzusteigern und den Preis zu treiben – auch wenn die Auslage einem überhaupt nicht in den Kram passt. Dass man dabei die eine oder andere böse Überraschung erlebt, ist klar. Man befindet sich ständig auf der Suche nach einem goldenen Mittelweg: Preis treiben, aber rechtzeitig aussteigen; Karten ersteigern, aber auf gleiche Farben achten. Auf gleiche Farben achten, aber die Zahlen im Auge behalten; viele verschiedene Zahlen erhöhen die Möglichkeit Chips abzukassieren – doch, oh je, kann ich überhaupt noch vernünftig bieten? Ich habe ja kaum noch Zahlenlücken...

Schnell wird klar, dass man ein oder zwei Karten (als Auslage) viel besser in sein "Kartenspektrum" einpassen kann als drei Karten – da ist fast immer ein schwarzes Schaf dabei. Das ständige Abwägen, ohne es sich leisten zu können, inaktiv zu bleiben machen dieses reinrassige Versteigerungsspiel so interessant. Der Bluff-Faktor ist recht hoch, erst recht wenn man seine Spielchips (was wir empfehlen) verdeckt hält. Die Taktik kann nur "gesundes Abwägen" lauten, nicht zu früh zu viele Karten, aber im richtigen Moment zuschlagen. Und immer schön den Preis treiben, verschenken heißt teuer bezahlen!

Insgesamt ist Don ein sehr gelungenes Versteigerungsspiel. Es ist einfach zu lernen, ohne facettenarm zu sein. Der Spielmechanismus ist originell und raffiniert, und produziert fast immer spannende und enge Spielverläufe. Leider ist die Spielregel nicht 100% optimal. Das Verdecken der Geldchips wird nur unzureichend erwähnt. Die in der Regel angebotene Variante ("Tauschen von Karten") will ich gar nicht erläutern: Sie ist viel zu willkürlich und nimmt dem Spiel viel an Spannung - einfach überlesen. Die Schlussabrechnung sollte man überarbeiten: Bei 3 Spielern sind 2 Punkte für die meisten Chips schlichtweg keine taktische Option. Die Punkteabstände sind hier zu groß, als dass das mehr wäre als ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir empfehlen daher folgende Zählung für die meisten Chips: Bei 3 Spielern: 4 Punkte, bei 4 Spielern: 3 Punkte, bei 5 oder 6 Spielern 2 Punkte. Stichwort Spielerzahl: Das Spiel funktioniert grundsätzlich mit 3-6 Spielern, wobei die Punkteabstände sich bei größerer Spielerzahl in der Regel verringern. Bei sechs Spielern ist die Verteilung der Karten einen Tick zu breit, das Spiel funktioniert bei 3-5 Spielern besser.

Freunden des Versteigerungsspiels sei Don ausdrücklich ans Herz gelegt. Auch als Gelegenheitsspiel für jedermann, für die lange Zugfahrt (die gerillten Spielechips lassen sich stabil aufeinanderstapeln – da hat man ja richtig was gedacht! Ruckeln tut nicht weh) oder den Abend im Hotel ist das Spiel hervorragend geeignet. Vielspielern mag es etwas an Abwechslung fehlen – die ca. 12 Mark Anschaffungspreis sollte aber niemand bereuen.

Rezension Steffen Stroh

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Don: 3,6 3,6, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.04.04 von Steffen Stroh
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.04.04 von Frank Gartner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.03.05 von Bernd Eisenstein
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.02.07 von Jochen Traub
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.02.07 von Michael Andersch

Leserbewertungen

Leserwertung Don: 4,1 4.1, 10 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Bernd Eisenstein - Was soll das?
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Roman Pelek - "Don" reduziert Versteigerungsspiele auf das Wesentliche, hat pfiffige neue Ideen und ist kurz sowie kurzweilig - klasse für Zwischendurch oder 2-3 Partien am Stück. Michael Schacht pur und wirklich gut - für mich sein bestes Spiel der letzten Zeit. Und es steckt taktisch mehr dahinter, als es anfangs den Anschein macht. Die 12 DM Ladenpreis sollten auch niemanden davon abhalten, zuzugreifen und sich selbst eine Meinung zu bilden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Thomas Rosanski - Dem Kommentar von Roman kann ich mich eigentlich nur anschließen. Flottes Spiel, wenig Regeln, und trotzdem ein genialer Versteigerungsmechanismus. Nur die Rahmen-Geschichte ist etwas arg aufgesetzt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Roland Winner - Etwas störend sind die schrillen orangfarbenen Spielsteine.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Barbara Winner - -
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Alex Klein - Kann leider vorkommen, dass zwei Spieler das Ganze Geld (und damit das Spielgeschehen) unter sich ausmachen...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.08.05 von Markus Beer
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.11.07 von Carsten Wannhoff - Völlig unscheinbares Spiel mit einer überraschend vielseitigen Seele. Der ungewöhnliche Mechanismus fordert zur Revanche. Uns machts Spaß!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.12.09 von Gerd Soba
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.03.22 von Christo - Versteigerung at its best, reduziert auf den Kern. Schnell gelernt mit einfachen regeln, schwer zu gewinnen, weil es ziemlich vertrackt ist. Aber die Glücksgöttin (welche Karten liegen im Versteigerungspool) kann einem auch in die Suppe spucken, das ändert aber nichts am Spielspaß. Kaufempfehlung!

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