Rezension/Kritik - Online seit 13.06.2016. Dieser Artikel wurde 6651 mal aufgerufen.

Memory: Das Brettspiel

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Autor: Michael Kiesling
Wolfgang Kramer
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 - 50 Minuten
Alter: ab 7 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 2249
Memory: Das Brettspiel

Spielziel

Memory hat eine bereits uralte Tradition. Das Spiel stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Japan und war dort seit dem 12. Jahrhundert als "Kai-Awase" (dt. "Muscheln zusammenfügen") bekannt. Hinweise auf ein in England und den USA bekanntes Spiel mit Karten namens "Pairs" und "Pelmanism" aus dem 19. Jahrhundert weisen ebenfalls auf ein ähnliches Spielprinzip hin. Das moderne Memory hat seine Wurzeln in dem von der Basler Kindergärtnerin Bertha von Schroeder in den 1940er Jahren herausgebrachten "Zwillingsspiel", welches über Heinrich Hurter und vor allem nach der überarbeiteten Version seines Sohns William schließlich bei Ravensburger landete, wo dann im Februar 1959 das erste Pairs-Spiel unter dem Namen Memory erschien.

Obwohl seitdem unzählige Ausgaben des nach wie vor beliebten Titels von Ravensburger herausgebracht wurden, verwundert es schon sehr, dass erst jetzt eine Brettspiel-Variante auf den Markt kam.

Ablauf

Auch bei Memory - Das Brettspiel spielen Bilderpaare die Hauptrolle. Hier sind es 30 Paare (zum Vergleich: im klassischen Memory sind es 32 oder 33), also insgesamt 60 Bilderplättchen, welche gemischt und anschließend verdeckt auf die Felder des Spielplans gelegt werden.

Wer an der Reihe ist, kann zwischen zwei Aktionen wählen. Die erste Aktionsmöglichkeit ist logisch und altbekannt: zwei Plättchen aufdecken. Hat man ein passendes Paar gefunden, nimmt man sich - wie gewohnt - beide Plättchen, legt sie offen vor sich ab und ist danach noch einmal dran. Sind es hingegen zwei verschiedene Motive, dreht man die Plättchen wieder um, und der Spielzug ist beendet. Bis hierher also klassisch und traditionell, aber was sollte man da auch schon großartig ändern?

Neu ist hingegen die zweite Aktionsmöglichkeit, bei der die gesammelten Plättchen auf gewisse Weise in Punkte umgewandelt werden. Der Spieler kann 1 bis 4 Plättchen offen auf den Spielplan zurücklegen. Dabei sind natürlich ein paar Legeregeln zu beachten. So dürfen Plättchen nur auf freie Felder gelegt werden, deren Landschaft zudem mit ihrer Hintergrundfarbe übereinstimmt (blaue Plättchen auf Wasser, grüne auf Wiesen, etc.). Außerdem müssen alle in diesem Zug gelegten Bilderplättchen benachbart zueinander liegen.

Als Belohnung erhält der Spieler anschließend einen Baumstamm. Damit verlängert er seinen eigenen Baum, der anfangs nur aus der Wurzel und der Baumkrone besteht. Je mehr Plättchen er gelegt hat, umso länger ist der entsprechende Stamm, der den Baum so in die Höhe wachsen lässt.

Sobald alle Bilderpaare gefunden wurden, darf jeder Spieler noch einmal Plättchen legen. Danach vergleichen die Spieler ihre Bäume. Wer den höchsten Baum vorweisen kann, gewinnt das Spiel.

Fazit

Das Original-Memory ist ja nicht nur bereits für Kinder ab 4 Jahren geeignet, jüngere Kinder haben darin erfahrungsgemäß sogar bessere Chancen als Erwachsene, da ihr optisches Gedächtnis ausgezeichnet funktioniert. Die Altersangabe bei Memory - Das Brettspiel lautet hingegen erst "ab 7 Jahren". Dies hat damit zu tun, dass es nicht nur darauf ankommt, Bilderpaare zu finden, sondern diese auch taktisch geschickt einzusetzen.

Dabei spielt die Landschaft des Spielplans eine wesentliche Rolle. Es gibt vier verschiedene Landschaftsarten, die auch unterschiedlich oft vorkommen. Wiesen (grün) und Fluss (blau) sind mit jeweils 20 Feldern am stärksten vertreten. Dann kommen Gebirge (grau) mit 14 Feldern und Äcker (gelb) mit lediglich 6 Feldern. Die Bilderplättchen sind aber nicht nur durch ihre Hintergrundfarbe, sondern auch anhand ihrer Motive eindeutig einer Landschaftsart zuzuordnen, zum Beispiel Schwan und Fisch den Flüssen, Klee und Schmetterling den Wiesen, etc.

Auch die Baumstämme kommen nicht gleich häufig vor. Von den längeren Stämmen gibt es deutlich weniger als von den kürzeren. So finden wir etwa bloß fünf der langen 4er-Stämme in der Schachtel, von den kurzen 1er-Stämmen aber gleich 13 Stück. Die Länge der Stämme steigt hingegen überproportional an. Die 1er-Stämme sind nur 1,5 cm lang, die 2er-Stämme schon 3,5 cm, die 3er-Stämme 5,5 cm und die 4er-Stämme sogar stolze 7,5 cm. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, mehrere Plättchen zu sammeln, um so längere Stämme erhalten zu können.

Genau damit kommt auch mehr Taktik ins Spiel. Schon beim Suchen von Bilderpaaren sollte man darauf achten, freie Felder für passende eigene Plättchen zu schaffen und seinen Mitspielern keine Vorlagen für mehrere benachbarte Felder zu liefern. Manchmal ist es auch sinnvoller, lediglich ein oder zwei Plättchen zu legen, um zu verhindern, dass nachfolgende Spieler einen größeren "Coup" landen. Zudem sollte man mit dem Legen von Plättchen nicht zu lange warten, denn die wertvolleren Stämme sind - wie gesagt - knapp, und das Spielende kommt oft schneller als erwartet. Plättchen, welche bis zum Schluss nicht auf dem Spielplan untergebracht wurden, bringen überhaupt nichts ein.

Wolfgang Kramer und Michael Kiesling haben meiner Meinung nach tolle Arbeit geleistet. Memory - bis jetzt fast ausschließlich im Kinderspielbereich beheimatet - wurde mit diesem Kniff auch Spieleklub-tauglich gemacht. Was auf den ersten Blick eher wie ein Marketing-Gag oder billige Abzocke einer alten Spielidee wirkt, entpuppt sich in Wirklichkeit als äußerst empfehlenswertes Familienspiel.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Memory: Das Brettspiel: 4,5 4,5, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.04.16 von Franky Bayer - Hier werden nicht nur Bilderpaare gesammelt, sondern sollen wieder gewinnbringend auf den Spielplan zurückgelegt werden. Während ich das klassische Memory eigentlich nur mit meinen Kindern spiele, ist es nun mit diesem Kniff auch Spieleklub-tauglich. Gute 4.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.06.16 von Rene Puttin - Super, was die Autoren hier noch einmal aus so einem Klassiker heraus geholt haben und ein richtig attraktives Spiel im modernen Design daraus gemacht haben. Redaktionell herausragend gelungen. Die Bäume wachsen zu lassen macht viel Spaß!

Leserbewertungen

Leserwertung Memory: Das Brettspiel: 4,5 4.5, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.02.17 von Oliver Müller - Braucht man das? ich war sehr skeptisch - da ich aber mit meinen Kindern sehr gerne (auch in Teams) ein altes Memory spiele, habe ich die Investition gewagt und war wirklich positiv überrascht. Der bekannte Mechanismus ist um eine Legekomponente erweitert worden, die letztlich die Punkte (bzw. anzupuzzelnden Baumteile) beschert. Das ist thematisch zwar seltsam, aber irgendwie auch eine pfiffige und die Kinder sehr faszinierende Idee. Einzig beim spielmaterial hätte Ravensburger eine Schippe drauflegen können: die Karten hätten eine Spur größer und dicker sein können, der Spielplan liegt leider nicht auf Anhieb plan auf dem Tisch. Insgesamt aber knappe 5 Punkte !
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.06.23 von Hans Huenchen - Leider zu Unrecht in der Versenkung verschwunden. Das klassische Memory zu einem Legespiel zu erweitern ist einfach ein klasse Kniff von Kramer und Kiesling gewesen.

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