Rezension/Kritik - Online seit 09.11.2020. Dieser Artikel wurde 6955 mal aufgerufen.
Direktlinks zu den Rezensionsblöcken |
|
|
Willkommen im Alten Ägypten, wo euch als hoher Beamter die Aufgabe übertragen wurde, den Tempel des Amun Re sowie die umliegende Gegend zu errichten. Dafür müssen euch die Würfel der Götter und der Sonnenstand gewogen sein.
Da es im Rahmen einer Rezension nicht möglich ist, auf alle Regeln des komplexen Spiels einzugehen, möchte ich mich auf einige grundlegende beschränken. Zentrales und optisch auffälligstes Element von Tekhenu ist sicherlich der Obelisk. Um diesen werden Würfel in 5 unterschiedlichen Farben platziert, wobei der Ort selbst davon abhängig ist, ob der Bereich sonnig, schattig oder dunkel ist. Diese Unterteilung macht Würfel zu reinen, verdorbenen oder verbotenen Würfeln, d. h. nur reine oder verdorbene Würfel dürfen für eine Aktion verwendet werden.
Als Aktion kann man dann durch einen nicht-grauen Würfel die Ressourcen Papyrus, Brot, Kalkstein oder Granit erhalten. Diese Ressourcen werden bei den unterschiedlichen weiteren Götteraktionen bzw. bei bestimmten Wertungen benötigt. So erlangt man durch Bastet Zufriedenheit für die Bevölkerung, Re ermöglicht es, eine Säule für Siegpunkte zu bauen oder sogar spezielle starke Boni zu aktivieren. Durch Hathor baut ein Spieler ein Gebäude um die Säulen und kann somit Siegpunkte sammeln sowie die eigene Bevölkerung erhöhen. Osiris verwendet die durch Bastet erlangte Zufriedenheit ebenfalls zum Bau eines Gebäudes, erhöht dabei aber die Produktion des Spieler-Tableaus. Toth verhilft zur Auswahl von Karten (Segen, Technologie und Dekrete) eines Abschnitts auf dem Spielbrett, wobei dies - wie bei fast allen Aktionen - abhängig von der Höhe des Würfels ist. Mit Horus ehren wir letztendlich entweder einen Gott oder errichten eine Statue für das Volk.
Knackpunkt des Spiels ist - sobald eine bestimmte Anzahl Würfel auf der Waage des Spieler-Tableaus liegt - die Rotation des Obelisken und somit die dadurch ausgelösten Wertungen bzw. Phasen. Wer zu gierig bei der Produktion war, wird bestraft, zudem verändert sich der Schatten des Obelisken, so dass die Würfel neu platziert werden müssen.
Ich habe mich bewusst zurückgehalten bei der Beschreibung der Regel, da es einfach nicht möglich ist, die Verzahnung der Spielelemente umfänglich kurz zusammenzufassen. Optisch darf man sich auf ein wirklich volles Spielbrett freuen, welches zunächst absolut einschüchternd überladen wirkt, weil verschiedene Regelaspekte direkt mit aufgedruckt sind. Außerdem gibt es zusätzlich auch noch eine Menge an Karten, die ausliegen, und das fördert die Übersichtlichkeit leider nicht. Hinzu kommt, dass die deutsche Regel leider einige Fehler aufweist (Errata bzw. angepasste Regel sind als Download verfügbar), die schon recht ärgerlich sind. Daneben muss der Regelerklärer wirklich gute Arbeit bei den Mitspielern leisten, denn Tekhenu will erarbeitet werden.
Die Auswahl der Aktionen ist dabei durch die Lage der Würfel vorgegeben und kann schon mal etwas frustrierend sein, vor allen in den ersten Spielen. Bestimmte Aktionsbereiche, allen voran die Tempelanlage, aber auch die Plätze für die Götterstatuen, sind viel einfacher und lukrativer bei höherer Spielerzahl aufgrund der zusätzlich verfügbaren Bauplätze. Zusätzlich sind einige Dekretkarten leichter zu schaffen als andere und ihre Punktzahl ist teils höher. Besonders in den ersten Partien ist man daher mit den Karten leicht überfordert. Wenn es den anderen Mitspielern auch so geht, dann ist das noch ok, aber beim Spiel mit Kennern verzeiht das Spiel keine Fehler, und so erfordert es nahezu durchweg ein konzentriertes Spiel, um nicht abgehängt zu werden. Je nach Lichtverhältnissen behindert der Schatten des Obelisken ein wenig die Sicht auf das Spielbrett und das Umsortieren der Würfel wird dadurch zusätzlich erschwert. Weglassen könnte man ihn natürlich, aber chic sieht er ja auch aus.
Strategen wird Tekhenu sicherlich gefallen, weil die eigenen Aktionen gut durchdacht und geplant werden müssen. Dennoch bleibt das Spiel mit dem Thema eher spaßbefreit, und ein Rezensionskollege hier hat es einmal sehr schön beschrieben: Man macht die Box auf und gefühlt fallen einem die Zahnräder entgegen. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Sicherlich will dies die Anleitung nicht kaschieren, aber letztlich hat man das Gefühl, ständig zu arbeiten. Mit Grüblern zieht sich die Spieldauer zudem noch weiter in die Länge, was vor allem dann den Spaß weiter ausbremst, wenn bereits einer führt und absehbarer Sieger ist. Zudem: Dass die Würfel ein unberechenbares Glückselement sind, könnte einige Strategiebegeisterte eher abschrecken. Planung hin oder her, ohne die passenden Würfel - welche nur durch Bonusaktionen oder Ressourcen veränderbar sind - wird jede geplante Strategie schwer erreichbar sein.
Macht dies Tekhenu zu einem schlechten Spiel? Ich muss sagen, ich liebe Teotihuacán vom gleichen Autor sehr, aber hier kribbelt mein Bauch irgendwie nicht vor den Entscheidungen, was ich als Nächtes machen möchte. Selbst als erfahrener Spieler sitze ich nach einigen Partien immer noch da und muss nachschauen, welche Aktion was auslöst und wie verzahnt sie ist, weil es irgendwie nicht ins Blut übergehen will. Dabei hat das Spiel seine Momente, wenn sich gut geplante Aktionsketten erfüllen und man dadurch eine Menge Punkte einstreicht. Diese Momente sind aber zu selten - was auch an der Zahl der Gesamtaktionen pro Spiel liegt - als das Tekhenu einer dauerhaften Platz im Spieleregal erhalten könnte.
Rezension Nick Bornschein
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Tekhenu: Der Sonnenobelisk / Obelisk of the Sun: 4,3, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.10.20 von Nick Bornschein - Die deutsche Übersetzung leidet leider an Fehlern und es bleibt zu hoffen, dass nicht noch mehr gefunden werden. Aktuell empfiehlt es sich, die englische Regel daneben zu legen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.10.20 von Roland Winner - Sehr verkopft und mit vielen Details. Ohne Regelunterlagen an jeden Spieler (der darin auch selbst mal nachliest) ist es aber für den Erklärbären eine massive Herausforderung während der laufenden Partie. Die auf dem Spielplan aufgedruckte Grafik ist nicht immer ausreichend und eindeutig genug und die diversen Karten erfordern ein häufiges Nachschlagen im Regelheft. Nach erneuter Partie habe ich den Spielreiz auf 4 gesenkt und spiele es nur noch zu zweit. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.11.20 von Silke Hüsges - Meine Bewertung beruht ausschließlich auf 2-Personen-Partien, daher kann ich keine Aussage dazu treffen, wie es sich in größeren Runden spielt. Zu zweit aber wirklich extrem gut. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.01.23 von Michael Andersch - Sehr verzahnt und zunächst etwas verwirrend, spielt sich dann aber doch recht \"sportlich\". Solide, aber nichts, was für mich aus der Masse herausragt. |
Leserwertung Tekhenu: Der Sonnenobelisk / Obelisk of the Sun: 5.2, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.09.20 von Dieter Schmitz - Nette Optik, schlimme Regel, einige Elemente wirken aufgezwungen. Kann nett sein. Nicht jedermanns Spiel. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.10.20 von Hans Huehnchen - Die Regel ist die größte Hürde für den Einstieg in Tekhenu. Kämpft man sich durch, wird man mit einem sehr guten und eng verzahnten, fordernden Heavy Euro belohnt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.10.20 von Peter Steinert - Tolle Optik, sehr fordernd, strategisch, schwerer Einstieg. Die ziemlich verhunzte deutsche Spielregel mit 2 großen Fehlern und einigen weiteren Formulierungsschnitzern und Textungenauigkeiten sorgt leider für ordentlich Frust. Wir haben uns mit Erratablatt trotzdem durchgeboxt und wurden mit einem sehr coolen Spielerlebnis entschädigt. Spielreizwertung nach vier Partien mit leichter Tendenz zur 6. Mein regelmäßiger, dringender Appell an die Verlage: Legt derartige Spiele samt deutscher Regel vor Drucklegung unbedingt einer erfahrenen Spielgruppe vor, welche NICHT am Entwicklungsprozess beteiligt war! Das ist hier offensichtlich mal wieder nicht geschehen. Sämtliche Fehler im Regelheft sind bereits beim Erlernen und während der ersten Partie problemlos erkennbar, wenn der nötige Abstand gewährleistet ist. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.10.20 von BoRusse - Die Optik ist schon ein Highlight! Das Spiel bietet allen, die auf schöne Workerplacement-Spiele stehen, ein interessantes Spiel mit neuen Mechanismen. Insgesamt hat jeder Spieler 16 Züge um bis zur letzten Wertung Siegpunkte zu sammeln. Es finden insgesamt zwei Wertungen statt. In der letzten Wertung werden zusätzlich noch die Dekrete (max. drei)gewertet, die über eine Kartenauslage gekauft werden können. In seinem Zug wählt der Spieler einen der Würfel aus, die rund um den Obelisken in sechs verschiedenen Segmenten, ausgelegt werden. Die Würfel liegen entweder in der Sonne, dem Schatten oder im Dunkeln. Deme entsprechend können die Würfel den Zustand rein, verdorben oder verboten annehmen! In der Regel können nur reine oder verdorbene Würfel für einen Zug genutzt werden (Nur bei Beschwörung des Gottes Anubis dürfen auch verbotene Würfel genutzt werden). Entsprechend der Augenzahl des Würfels können nun in unterschiedlichen Bereichen, die durch 6 ägyptischen Gottheiten repräsentiert werden Rohstoffe produziert und Siegpunkte gewonnen werden. Im Anschluss an den Zug wird der Würfel auf die Waage des persönlichen Spielertableaus gelegt. Hier werden reine gegen verdorbene Würfel abgewogen! Alle vier Züge findet eine Maat-Wertung statt. Hierbei wird geprüft in wie weit die Summe der Augenzahlen der Würfel auf der "reinen" und der "verdorbenen" Seite der Waage ausgeglichen sind. Sollte die Summe der Augenzahlen auf der "verdorbenen" Seite größer als auf der "reinen" Seite sein, drohen Siegpunktverluste. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.11.20 von Marco Stutzke - Wieder ein Volltreffer |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.01.21 von Dragon753 - Sehr gutes Spiel. Regelwerk muss man sich intensiv erarbeiten. Bei jeder weiteren Partie wird es verständlicher und leichter zu Spielen. Das Umsortieren der Würfel scheint lästig. Was in dem aktuellen Zug einem verwehrt wird ist dadurch im nächsten wieder möglich. Ein kribbeln bleib also. Man benötigt mehrere Spiele, um herauszufinden, was wann ertragreich ist. Von mir eine klare Empfehlung. |