Rezension/Kritik - Online seit 08.06.2008. Dieser Artikel wurde 10984 mal aufgerufen.

Vineta - Atlantis des Nordens

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Autor: Fabiano Onça
Mauricio V. Gibrin
Mauricio Miyaj
Verlag: Winning Moves Germany
Rezension: Birgit Irgang
Spieler: 2 - 6
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2008
Bewertung: 3,3 3,3 H@LL9000
3,6 3,6 Leser
Ranking: Platz 5942
Vineta - Atlantis des Nordens

Spielerei-Rezension

Spielerei Juni 2008:

Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein!

Also, dieses Spiel ist eindeutig politisch nicht korrekt. Bei Vineta geht es nämlich ums Zerstören und Intrigieren. Als nordische Gottheiten dürfen wir ganze Stadtteile überschwemmen und untergehen lassen. Was interessiert uns anderer Leute Leid? Hauptsache, wir kommen dabei selbst mit heiler Haut davon!

Der Sage nach ist das an der Ostsee gelegene Vineta bei einer Sturmflut untergegangen. Angeblich war der Grund dafür der moralische Verfall der Stadt. Nun schlüpft jeder Spieler in die Rolle eines Gottes, der im Verlauf der Partie gemeinsam mit den anderen Vineta vernichtet. Allerdings hat jeder die geheime Aufgabe, einen bestimmten Stadtteil und Häuser einer bestimmten Farbe zu schützen - denn dafür gibt es am Ende Punkte.

Auf dem Spielplan befinden sich ineinander verschachtelt neun Stadtteile - je drei in konzentrischen Ringen angeordnet. Um die drei äußeren Bezirke wogt das Meer; sie sind jetzt potentiell vom Untergang bedroht. Nachdem die Häuser in sieben verschiedenen Farben in der Stadt verteilt sind und jedem eine Häuserfarbe sowie ein Stadtteil zugelost wurden, die er vor dem Untergang bewahren sollte, kann es losgehen. Jeder Spieler hat einen identischen Kartensatz, von dem er stets sieben Karten auf der Hand hält. Diese stellen jeweils seine aktuelle Auswahl an Aktionen dar. Alle Spieler wählen gleichzeitig eine Karte, die sie in diesem Durchgang einsetzen möchten und verdeckt vor sich ablegen. Der Reihe nach werden nun die Karten aufgedeckt und ausgeführt. Am häufigsten gibt es Flutkarten mit den Werten von 1 bis 4. Solche Karten werden direkt zu einem Stadtteil gelegt, der nun in Gefahr ist. Doch wenn erst eine Flutkarte einen Stadtteil bedroht, gibt es noch keinen Grund zur Sorge: Die übrigen Karten können die Situation noch gewaltig verändern. Alternativ kann auch mit weiteren Flutkarten ein anderer Bezirk angegriffen werden.

Erst nach drei Durchgängen geht der Stadtteil unter, bei dem sich die höchste Summe angesammelt hat. Er wird vom Spielplan genommen. Die Häuser, die darauf standen, werden unter den Spielern verteilt, deren Flutkarten den Untergang ausgelöst haben. Wer hier als Erster seine Karte platziert hat, bekommt als Erster ein Haus, dann der Zweite, und so weiter. Sind mehr Häuser vorhanden, als Karten abgelegt wurden, wird mit der weiteren Verteilung wieder beim ersten Spieler angefangen. Unabhängig von ihrer Farbe bringen auf diese Weise erbeutete Häuser am Ende der Partie jeweils 1 Punkt.

Das ist nicht viel - und deshalb ist es wichtiger, die geheim zugelosten Aufträge möglichst gut zu erfüllen. Denn je nach Lage des Stadtteils, den man schützen soll, bringt dieser zwischen 2 und 7 Punkte ein, sofern er am Ende noch als Letzter übrig bleibt. Und Häuser der eigenen Farbe, die auf dem letzten verbliebenen Stadtteil stehen, sind immerhin jeweils 3 Punkte wert. Nach acht Runden, die aus jeweils drei Durchgängen bestehen, hat der Spieler mit den meisten Punkten gewonnen.

Motor des Spiels sind neben den Flutkarten die übrigen Götter-Karten. Mit ihrer Hilfe kann ein Spieler beispielsweise nach bestimmten Vorgaben Häuser versetzen, Flutkarten neu zuordnen oder entfernen und die Anzahl der Flutwellen bei einem Stadtteil um 7 verringern beziehungsweise erhöhen. Starke Optionen also, die eine Spielsituation gehörig durcheinanderwirbeln können. Und da man nicht wissen kann, für welche Karten sich die übrigen Spieler entscheiden, ist das Geschehen kaum wirklich planbar.

Wenn man allerdings von vorneherein weiß, worauf man sich einlässt, kann man dieses Chaos auch genießen. Und plötzlich ist wieder alles anders: War eben noch "mein" Stadtteil bedroht, hat sich die Situation nun gewandelt, da eine 4er-Flutkarte zu einem anderen, lukrativen Bezirk gelegt wurde, in dem viele Häuser stehen. Doch der nächste Spieler vertauscht sämtliche Häuser darin mit den wenigen Häusern eines anderen Stadtteils. Hm. Und dann legt sein Nachbar eine weitere Flutkarte zu meinem Stadtteil. Nun bin ich an der Reihe. Zum Glück habe ich - ganz vorausschauend - die Karte "Ruhige See" gewählt und entferne nun die höchste Flutkarte, die meinen Stadtteil bedroht. Das ist noch mal gut gegangen …

Bei Vineta kann man herrlich gemein sein, wechselnde Koalitionen schmieden und den lieben Mitspielern eine reinwürgen - die nehmen ja schließlich auch keine Rücksicht. Doch austeilen ist immer leichter als einstecken: Man braucht schon eine gewisse Frustrationstoleranz und sollte nicht alles persönlich nehmen, wenn man bei diesem Ärgerspiel Spaß haben will. Gottgleich verteilen die Spieler ihre Gunst, wie es gerade am geschicktesten zu sein scheint. Allerdings ist man dabei immer auf die verfügbaren Karten angewiesen. Oft hat man natürlich gerade nicht die richtigen Karten auf der Hand - entweder, weil man Pech beim Nachziehen hat oder weil man sie bereits voreilig gespielt hat. Das Geschehen ist durch die starken Auswirkungen der Karten nur sehr bedingt beeinflussbar, so dass der Eindruck unterhaltsamer Willkür entsteht.

Einen gewissen Taktikanteil hat Vineta dennoch. Und Deduktion ist auch nicht ganz unwichtig. Bei den eigenen Aktionen sollte man nicht zu schnell preisgeben, auf welche Häuserfarbe und welchen Stadtteil man sein Augenmerk richtet. Denn dann sind der Zerstörungswut und Hetze der Mitspieler in der Regel keine Grenzen gesetzt, und alle verzweifelten Rettungsversuche scheitern. Ärger, Häme und Erleichterung liegen unter Umständen ganz nah beieinander. Sieht ein Spieler die eigenen Felle davonschwimmen, weil der zu schützende Stadtteil bereits versenkt wurde und auch nicht mehr viele Häuser der eigenen Farbe auf dem Brett sind, kann er nur noch versuchen, die anderen Spieler zu schädigen - und das tut er dann mit Wonne. Hier können sich fiese Charaktere so richtig ausleben, während Zartbesaitete schon mal schlucken müssen.

Immerhin gibt es ja mehrere Arten, Punkte zu sammeln, so dass theoretisch verschiedene Taktiken möglich sind. "Flexibel bleiben" lautet die Devise, wenn die eigenen Pläne immer wieder von den Mit-Göttern durchkreuzt werden. So muss man stets versuchen, seine Kartenhand unter den aktuell gegebenen Umständen optimal zu nutzen. Hätte ich das gewusst - hab' ich aber nicht … Lamentieren hilft nicht. Willkür und Konfusion schlagen immer wieder unvermittelt zu. Aber da in der Regel alle Spieler davon betroffen sind, sollte man das sportlich nehmen.

Vineta ist ein recht innovatives Ärgerspiel mit einfachen Regeln. Manche Elemente erinnern an Drunter & drüber oder El Grande (beide aus dem Hause "Hans im Glück"). Taktikfans und Grübler werden an Vineta keine Freude haben, während Götter-Aspiranten, die spielerisches Chaos nicht allzu ernst nehmen, voll auf ihre Kosten kommen. Kein Spitzenspiel, aber amüsante, kurzweilige Unterhaltung.

Rezension Birgit Irgang

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Vineta - Atlantis des Nordens: 3,3 3,3, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.05.08 von Birgit Irgang
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.08 von Udo Kalker - Ein eher unplanbares hin und her von ausgespielten Karten und dem Versuch Einfluß auf den Untergang bestimmter Stadtteile zu nehmen. Unkalkulierbar und eher im Bereich "Funspiele" anzusiedeln. Das Spielmaterial macht allerdings Freude und einiges am Spielkonzept wieder wett.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.08.08 von Sandra Lemberger - Das Spiel ist schwer einzuordnen: Vom Grundkonzept her ein typisches Familienspiel, das sich prinzipiell locker-flockig spielt und auf das man man wenig Einfluss hat. Somit nicht sehr geeignet für Strategen. Für Familien allerdings wegen der unzähligen Aktionskarten wiederum fast ein wenig zu kompliziert - hier fehlt also eine eindeutige Zielgruppe. In der richtigen Runde kann das Spiel aber Spaß machen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.12.08 von Bernd Eisenstein

Leserbewertungen

Leserwertung Vineta - Atlantis des Nordens: 3,6 3.6, 7 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.06.08 von Michael Reinehr - gerade als funspiel ein richtiger spaßmacher. das spiel darf nicht unter der prämisse, ein strategiespiel aller erster ordnung zu spielen, in angriff genommen zu werden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.06.08 von Ernst-Jürgen Ridder - Man ist schon sehr von den Karten abhängig.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.06.08 von Marco Stutzke
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.06.08 von Cyberian
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.09.08 von Jürgen Gebert - Das Spiel ist zu sechst akzeptabel.Aber wann ist man schon zu sechst.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.04.10 von Thomas Hammer - Spannende Spielidee, stimmungsvolle Aufmachung und sehr schönes Material - und trotzdem hat man das Gefühl, dass etwas fehlt: ausreichend Einfluss auf das Spielgeschehen! Der letzte Spieler einer Runde kann fast immer alle mühsam aufgebauten Taktiken der anderen Spieler mit einer einzigen Karte zunichte machen (z.B. durch Aktion "Kartentausch" oder "+/- 7"). Ein taktisches Vorgehen mit gehörig Bluff und strategischer Planung, wie man es eigentlich erwartet hat, ist darum kaum möglich. Wenn auch sonst alles bei Vineta wunderbar im "Spielfluss" ist und auch Spannung und Schadenfreude erzeugt - die "Machtlosigkeit" des eigenen Tuns hinterlässt leider einen leicht bitteren Nachgeschmack...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.11.10 von Steffen Hilger - Wahrlich kein großer Strategie-Knaller. Aber trotzdem sehr spannend und kurzweilig. Zu zweit ist das Geschehen sogar noch halbwegs beeinflußbar...! Mir macht's Spaß!

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