Rezension/Kritik - Online seit 30.08.2018. Dieser Artikel wurde 2754 mal aufgerufen.

Fast Forward: FLUCHT

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Autor: Friedemann Friese
Illustration: Harald Lieske
Verlag: 2F-Spiele
Rezension: Stefan Ducksch
Spieler: 1 - 4
Dauer: 75 - 90 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2017
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4594
Fast Forward: FLUCHT

Spielerei-Rezension

SPIELEREIKRITIK:

Regelarbeit statt Spielfluss

Im Herbst 2017 brachte Friedemann Friese drei sogenannte „Fast Forward“-Spiele heraus. Ein Jahr nach seinem Erfolg mit Fabelsaft hatte der Bremer das Legacy-Prinzip noch einen Schritt weitergedreht: „Anfangen ohne Regellesen“ lautet das Versprechen – und so ist es auch. 90 Karten werden ungemischt auf den Tisch gelegt, die Regeln kommen nach und nach ins Spiel.

Die veröffentlichten Spiele unterscheiden sich in Dauer und Schwierigkeitsgrad: Bei Furcht (ab 8 Jahren) geht es darum, beim Ausspielen von Zahlenkarten Grenzen nicht zu überschreiten. Bei Festung (ab 10 Jahren) darum, mit Kartenkombinationen Festungen zu erobern, bevor recht plötzlich das Rundenende eintritt. Beide Spiele haben mit Flucht, um das es hier gehen soll, gemein, dass man nicht so genau weiß, was da noch an Karten und Regeln kommt. Das ist sehr reizvoll.

Flucht ist das anspruchsvollste der drei Spiele, es ist kooperativ und soll gut 75 Minuten dauern, bis der Stapel durchgespielt ist. Die Story ist eine Version von Alice im Wunderland. Es gibt ein Monster im Spiel, und sollte der Spieler, vor dem die Monsterkarte liegt, an die Reihe kommen, hat die Gruppe sofort verloren. Das passiert anfangs schnell. Ohne an dieser Stelle zu viel spoilern zu wollen ist klar, dass es darum geht, den Monsterbesitzer beim Ausspiel zu überspringen, die Ausspielrichtung zu ändern oder dafür zu sorgen, dass das Monster rechtzeitig seinen Besitzer wechselt.

So kommen immer neue Optionen ins Spiel, Gold taucht auf, mit dem sich die Spieler etwas leisten können, aber auch immer neue Bedrohungen, die nicht einfach zu bewältigen sind, weil das Kartendeck ja sortiert ist und somit die Herausforderungen sauber ausgetüftelt sind. Sollte die Runde platzen, gibt es aber auch die Möglichkeit, an einem bestimmten Startpunkt neu einzusteigen, ohne wieder ganz vorn beginnen zu müssen.

Das alles funktioniert, weil, wie eingangs erwähnt, nach und nach neue Karten und vor allem neue Regeln ins Spiel kommen. Die Idee ist hübsch, hat aber speziell bei Flucht durchgängig allen meinen Gruppen mächtig auf den Magen geschlagen. Die Vorstellung, kurz eine neue Regel zu bekommen und dann weiterspielen zu können, funktioniert hier nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Die neuen Regeltexte sind sehr lang, teilweise verschachtelt geschrieben und sorgen beim Auftauchen jeweils für minutenlange Unterbrechungen, weil die Runde nun diskutiert, wie das zu verstehen sei, weil sie sich einigen und das alles dann in neue Lösungen für das Spiel umsetzen muss.

Das macht keinen Spaß. Hier gerät das Spielerlebnis aus den Fugen, das Spielziel aus den Augen. Jeglicher Fluss wird permanent durch Lese- und Interpretationsarbeit unterbrochen. Die langen Kartentexte sind nur in einer Richtung lesbar, was der Mitspieler gegenüber da liegen hat, ist so nicht ganz klar. Das sollte es aber sein: Es geht um Nuancen in den Formulierungen, welcher Zug zugelassen, welche Finte erlaubt ist, um die Gruppe aus dem Dilemma zu befreien. Während bei anderen kooperativen Legacy-Spielen die Informationen offen liegen, sind sie hier in Textkolonnen versteckt.

Die Folge: Bislang jede Runde wollte Flucht nach der Hälfte, spätestens nach zwei Dritteln der Karten, aber weit über der auf dem Karton angegebenen Spielzeit abbrechen. Eine hat mir zuliebe zu Ende gespielt, und tatsächlich passiert kurz vor Schluss noch Überraschendes, aber das konnte die Stimmung am Tisch auch nicht mehr heben. Flucht hat eine hübsche Idee, die Umsetzung ist aber so technisch und so abstrakt geraten, dass sich dies wie Arbeit statt wie ein Spiel anfühlt.

Rezension Stefan Ducksch

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Fast Forward: FLUCHT: 3,0 3,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.08.18 von Stefan Ducksch

Leserbewertungen

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