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Ausgefuchste Meisterdiebe / Master Fox

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Autor: Frédéric Vuagnat
Illustration: Catell Ruz
Verlag: Heidelberger Spiele
IELLO
Rezension: Christoph Schlewinski
Spieler: 2 - 4
Dauer: 20 Minuten
Alter: ab 7 Jahren
Jahr: 2015
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 3654
Ausgefuchste Meisterdiebe / Master Fox

Spielziel

Bei Ausgefuchste Meisterdiebe haben die kleptomanen Füchse ganz offensichtlich eine Weiterbildung gemacht. Irgendwer hat ihnen gesagt, dass es Hühner allein nicht mehr bringen und die Warenpalette eines Bauernhofes wesentlich reichhaltiger ist. Gänse, Schweine, Schafe, Kühe, Pferde, Käse: Das alles kann - und muss - ein Fuchs von heute abgreifen, wenn er der Oberfuchs werden will ... und wenn er im Dunkel der Nacht auch die richtigen Sachen erfühlen kann ...

Ablauf

Drei Dinge sind es, die den Füchsen bei Ausgefuchste Meisterdiebe pro Runde Punkte bringen. Welche drei, wird mit drei Karten angezeigt, die offengelegt werden.

Danach werden alle Tiere und der Käse in die Packung gelegt, alle setzen sich ihre Maske auf, die Schachtel wird zugemacht, geschüttelt, aufgemacht, alle erfühlen einen Rand der Schachtel und es geht los:

Gleichzeitig müssen die Spielerfüchse nun erfühlen, welche Teile sie klauen dürfen. Dabei wird nur mit einer Hand gefühlt. Glaubt man, etwas Lohnenswertes erfühlt zu haben, legt man es in die andere Hand (seinen Sack für Diebesgut) und fühlt weiter.

Sobald jemand drei oder mehr Teile im Sack liegen hat, kann er "Stopp!" rufen ... wenn er denn will. Er kann aber auch weiterfühlen. Wer "Stopp!" ruft, beendet die Runde. Jetzt zählt jedes richtige Objekt einen Punkt, jedes falsche einen Punkt minus. Positive Punkte bekommt man in Form von Eiern ausbezahlt. Negative Siegpunkte macht man hier nicht, man muss also keine gesammelten Eier wieder abgeben.

Dann kommen drei neue Karten ins Spiel und verdecken die alten. Jetzt geht es um diese Gegenstände ... und ab Runde zwei auch noch um sogenannte "List-Figuren". Das sind zuerst zwei Füchse, die als Figuren in die Schachtel wandern und die man ebenfalls klauen kann. Ein Fuchs bringt einen Pluspunkt. Aber beide Füchse bringen nix.

In Runde drei gibt es nur noch zwei Karten ... also wird eine Sache noch mal gesucht. Außerdem kommen jetzt zwei Schlangen ins Spiel. Hat man eine Schlange, darf man vor der Punkte-Abrechnung eine Sache aus dem Sack eines Gegners klauen. Hat man beide Schlangen, darf man das nicht.

Für Runde vier werden wieder alle Karten gemischt und drei werden offengelegt. Ab jetzt ist auch der Hammer im Spiel. Wer den hat, ist vor den Schlangen seiner Mitspieler geschützt.

Auf diese Weise spielt man Runde um Runde, bis ein Spieler 10 oder mehr Eier sammeln konnte (in der schwierigeren Variante 15 Eier). Der darf sich jetzt als König der Füchse fühlen und über das mangelnde Fingerspitzengefühl seiner Mitspieler lauthals lachen.

Fazit

Fühlspiele sind für Kinder immer gut. Augen zu, etwas begrabbeln und sich damit ein geistiges Bild von den Konturen machen. Das ist eine spannende und auch wichtige Aufgabe für die Racker.

Zuerst wundert man sich, wieso denn so ein Fühlspiel unbedingt ab 7 sein muss. Betrachtet man sich die zu fühlenden Objekte aber genauer, wird einem klar, warum: die sind teilweise sehr abstrakt gehalten. Was anderorts für Unmut bei Kritikern sorgt, wird hier als sehr schöne Variante empfunden. Man muss schon sehr genau fühlen, um den Unterschied zwischen Gans und Huhn zu erkennen. Oder zwischen Kuh und Pferd. Das heißt: Man muss sich hier konzentrieren. Eine Fähigkeit, die der Nachwuchs im medialen Zeitalter immer mehr verlernt.

Dazu noch der Druck, dass alle gleichzeitig in der Schachtel wühlen und jemand jederzeit "Stopp!" rufen kann und voilà: muss da "ab 7 Jahre" auf der Packung stehen. Mit jüngeren Kindern geht es auch, aber da ist der Frustfaktor deutlich zu hoch. Ab 7 oder älter klappt das alles ganz wunderbar und wird von den Kindern auch dementsprechend bewertet. Und sogar Erwachsene spielen gerne mit. Für die ist die pixelartige Aufmachung der Objekte noch ein zusätzlicher Hingucker.

Ohnehin ist Ausgefuchste Meisterdiebe auf jeden Fall ein Hingucker. Die Grafik ist toll, das Material gut gemacht, alles sehr stimmig in die Geschichte eingebettet. Lediglich die Schnüre der Fuchsmasken sind eine Fehlplanung. So fest kann man den Knoten gar nicht machen, dass er irgendwann nicht von selber aufgeht. Wenn das während einer Runde passiert, braucht es schon sehr ehrliche Mitspieler, damit daraus kein Vorteil gezogen wird.

Wobei wir auch beim Punkt sind: Was an Ausgefuchste Meisterdiebe nicht so gefällt:

  • Die Schummelei I: Alle haben die Maske auf, alle wühlen gleichzeitig ... aber keiner von außen kontrolliert, ob auch wirklich alle nichts sehen können. Sitzt man mit Kindern in der Zielgruppe am Tisch und beobachtet nur, muss man mindestens 1 - 2 mal pro Runde jemanden ermahnen, nicht unter seiner Maske hervorzuschielen. Und das muss noch nicht mal absichtlich sein. Oft verrutscht das Ding auch einfach und gibt den Blick in die Schachtel frei.
  • Die Schummelei II: Greifen die Füchse wirklich immer nur ein Teil? Und legen es dann brav in die andere Hand, bevor sie weiterfühlen? Das kann niemand so genau sagen. Beobachtungen am Tisch zeigen: nein. Tun sie oft nicht. Es sei denn, jemand haut ihnen verbal auf die Finger.
  • Das Handling: Schachtel schließen, Schachtel schütteln, Schachtel öffnen, Deckel verstauen, den Rand der Schachtel finden ... und das alles mit einer Maske auf dem Kopf. Wenn es sich um reine Kindergruppen handelt, wird das für die Kinder eine echte Herausforderung.
  • Die List-Figuren: Füchse machen Sinn ... aber Schlangen? Wahrscheinlich hat man sich dafür entschieden, weil man sie fühltechnisch gut unterscheiden kann ... und dann macht auch der Hammer Sinn ... aber Schlangen? Außerdem wäre eine kleine Übersicht gut gewesen, was jede Figur kann und dass man nicht beide im Sack haben darf.

Schade, schade, schade. Ausgefuchste Meisterdiebe wird dadurch zwar kein schlechtes Spiel ... aber es bleibt weit, weit und noch weiter hinter seinen Möglichkeiten. Wieso konnte man keine Regel finden, einen ... sagen wir mal ... "Aufpasser-Fuchs" pro Runde ins Spiel zu bringen? Hat das niemand mit der Zielgruppe ausprobiert? Oder hat man nur Kinder genommen, die das Wort "mogeln" noch nie gehört haben? Das muss dann aber eine sehr überschaubare Anzahl von Kindern gewesen sein.

Man muss bei Ausgefuchste Meisterdiebe viel Vertrauen in die Ehrlichkeit der Mitspieler investieren. Wenn das einigermaßen klappt, wird aus einer Runde eine spannende Sache. Wenn nicht, ist eine Runde rasend schnell vorbei, denn in Null Komma Nix haben da ein oder mehrere Spieler 10 Eier gesammelt ... manchmal auch, bevor noch alle "List-Figuren" ins Spiel kommen. Das macht dann nur mittelmäßig Spaß.

Trotzdem kommt Ausgefuchste Meisterdiebe bei den Kindern gut an. Die Masken sind cool, das Fühlerlebnis ist gut und durch die Hektik wird es spannend und herausfordernd. Wenn ein Erwachsener am Tisch sitzt und mal aufpasst, wird es sogar noch besser.

Ausgefuchste Meisterdiebe sollte deshalb durchaus mal für eine Probepartie auf den Tisch wandern. Dann kann jede Gruppe selber entscheiden, wie schwerwiegend der Mogelfaktor ist.

Rezension Christoph Schlewinski

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Ausgefuchste Meisterdiebe / Master Fox: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.03.16 von Christoph Schlewinski - Trotz einiger Haken und Ösen eine interessante Fühlspielvariante.

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