Spielerei-Rezension

Spielerei - Kritik Herbst 2008:

Plauderspiel für Partner

In Na typisch! ging das Ehepaar Scholles vor ein paar Jahren auf die Suche nach typischen Männer- und Frauenverhalten, in ihrem neuesten Spiel Paartie bleiben sie der Thematik treu, spitzen sie sogar zu und ersetzen damit vielleicht sogar den Eheberater. Na typisch! war ein eher klassisches Partyspiel, in Paartie geht's vom Allgemeinen ans Eingemachte, ganz Konkrete einer Zweierbeziehung. Ließen Uschi und Franz Scholles in dem ersten Spiel noch bis zu dreißig Mitspieler zu, bleibt es bei Paartie beim Pas de deux.

Paartie schafft Gesprächsanlässe, eingebunden in ein lockeres Regelwerk, das Belohnung für Übereinstimmungen, richtige Einschätzungen in Form von Plastikdiamanten verspricht, mit denen auch das Spielende geregelt wird. Sobald ein Partner zehn dieser Klunker gesammelt hat, enden die Plauderrunden. Zu Spielbeginn legen die Paare ihr persönliches Stimmungsprofil fest, indem sie drei Eigenschaften aus 24 Stimmungsbarometer-Karten auswählen, das könnte zum Beispiel "redefaul, neugierig und träge" sein, aber auch "lernbereit, heiter und romantisch".

Da es keinen Spielplan gibt, dürfen die Partner während des Spiels Karten von vier Stapeln beliebig ziehen, so von der Kartengruppe "Plauderei", die "Ansichtssachen" und "Gedankenspiele" beinhalten. Da werden Behauptungen aufgestellt, Sätze begonnen, die auf den Partner bezogen fortgeführt werden müssen. Entscheidend ist die folgende Einschätzung, die von beiden vorgenommen werden muss, von "total" über "fast" und kaum" bis zu "nicht zutreffend". Ist die Übereinstimmung total, gibt es für den vorlesenden Partner zwei Diamanten, ist die Abweichung knapp daneben, gibt es immerhin noch einen Diamanten. Das gleiche Verfahren gilt in der Kartengruppe "Partnerschaft" mit Komplimenten, Aussagen über Talente und die Beziehung. Aus der letzten Sparte kann eine Karte etwa so fortgesetzt werden: "Na, Schnuckilein, ein ideale Rückzugsmöglichkeit ist doch für dich der Besuch bei Susanne!" Dieser todsichere Tipp könnte aber auch mit umgekehrten Ansatz formuliert werden, um zum Beispiel im Nichtraucherhaushalt eine nicht zutreffende Übereinstimmung zu erzielen: "Na, Schnuckilein, ein ideale Rückzugsmöglichkeit ist doch für dich die kleine Kneipe um die Ecke, in der wieder geraucht werden darf!"

Sind die Übereinstimmungen in diesen Kartengruppen meist leicht zu erzielen, so können die Partner bei den Zuordnung der Eigenschaftskarten eher daneben liegen, bei denen es zwei Diamanten bei völliger Übereinstimmung gibt, die aus den übrig gebliebenen 21 Stimmungsbarometer-Karten ausgewählt werden müssen. Da dürfen sich beide zum Beispiel auf die Suche nach der Eigenschaft begeben, die ihnen hilft, gesünder zu leben oder die Ratlosigkeit überwindet. Recht spannend sind die "Glück/Pech"-Karten, für die es zwar keine Diamanten gibt, die aber den Partner in Zugzwang bringen oder eigene Anforderungen bedeuten - Versprechen, die eingelöst werden müssen. Da springt schon einmal das Frühstück im Bett heraus, kann aber auch der Konzertbesuch, zu dem man vielleicht gar keine Lust hatte.

Am Ende des Spiels gilt es, die Eigenschaftskarten, die zu Beginn des Spiels von beiden aussortiert wurden, zu erraten, um eventuell damit noch drei Zusatzdiamanten zu gewinnen. Und das alles für einen Gutschein, den der oder die Unterlegene ausfüllen darf für einen ganz speziellen Partnerschaftswunsch.

Danach sollen alle benutzen Karten eingesammelt und jahreszeitlich gebündelt werden, so dass auch der Herbst mit noch nicht benutzten Karten Eingang in die Beziehung finden kann.

Paartie ist kein eigentliches Spiel. Wer es rein gewinnorientiert angeht, könnte es bei einem ehrlich spielenden Partner nach fünf Runden beenden. Die Kategorien Glück/Pech und Eigenschaften blieben ungenutzt und für die Einschätzungen würden extreme Formulierungen gesucht. Das Ganze funktioniert, wenn beide Partner bereit sind, sich auf ein Plauderstündchen einzulassen, bei dem man auch bereit ist, sich neuen Facetten des Gegenübers zu öffnen. Das jahreszeitliche Spielen ist zwar Humbug, aber zum regelmäßigen Beziehungstest am Hochzeitstag kann eine Runde Paartie durchaus eine Alternative sein.

Rezension Wieland Herold

In Kooperation mit der Spielezeitschrift