Porträt: Michael Andersch
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Erzähl uns ein wenig über Deine Person:

Man sagt mir nach, dass meine Noten etwas „hart“ ausfallen. Ich selbst finde das natürlich nicht, denn ich versuche einfach, das komplette Spektrum der zur Verfügung stehenden Noten auszunutzen.

Außerdem haue ich die Noten nicht einfach so raus, sondern bemühe mich, sie auch immer mit einem kurzen Text zu begründen.

Dabei versuche ich meist, das Spiel im Rahmen dessen zu sehen, was es sein will (z.B. kann ein kurzes Absackerspiel durchaus 5 Punkte bekommen, weil es als Absackerspiel einfach super ist – wogegen ein „komplexeres Durchschnittspiel“ mal nur 4 Punkte bekommt, obwohl es durchaus ordentlich ist und ich es dem Absackerspiel im Normalfall immer vorziehen würde). Das klappt aber leider nicht immer – vor allem im Bereich der „gehobenen Familienspiel“, bei denen die Grenze zum Vielspielerspiel verschwimmt.

Hin und wieder gebe ich gerne auch mal einen Extrapunkt, wenn das Spiel irgendwas besonders Tolles hat (z.B. das kooperative Element bei Space Alert, das so ausgerichtet ist, dass im Gegensatz zu vielen anderen Koops kein Spieler die anderen dominieren kann) oder ziehe auch einen ab (z.B. wenn ein Spiel mich mit einer Flut von Ereigniskarten nervt).

Meine Noten könnte man auch so übersetzen:

6 – Spiele ich jederzeit, ein klarer Kauf

5 - Spiele ich sehr gerne, ein klarer Kauf – es sei denn, viele meiner Mitspieler haben es schon

4 – Spiele ich mit, würde ich aber (wenn überhaupt) höchstens stark verbilligt kaufen

3 – Ich habe mich schon schlechter gelangweilt und bevor ich nichts spiele geht auch das…

2 – Funktioniert zwar, aber bevor ich das spiele mache ich lieber was komplett anderes.

1 – Funktioniert nicht. Hoffentlich hat es wenigstens einen guten Brennwert...

Seit wann spielst Du und wie bist Du zum Hobby Spielen gekommen? Wie hat sich das bei Dir entwickelt?

Ich habe schon immer gerne gespielt, aber abgesehen von den Klassikern in unseren gelegentlichen Familienrunden (Monopoly, MauMau, Mensch ärgere Dich nicht, Romme,...) hat sich in meiner Kindheit mangels am Spielen interessierter Freunde leider nur wenig getan.

So mit 14 bis 16 hatte ich dann einen Bekannten, der spielerisch zu jeder Schandtat bereit war und aus meiner damaligen Sicht richtig abgedrehte Sachen hatte (von ihm wurde ich mit dem Cry-Havoc-Virus infiziert, habe jede Menge Rollen- und Postspiele mitgespielt und irgendwann dann auch geleitet).

Aber abgesehen davon war spielerisch nicht so sehr viel los, wenn man mal von gelegentlichen Schafkopfrunden absieht - einem Spiel, das ich auch heute noch sehr mag.

Während meines Studiums bin ich dann auf eine Spielegruppe aufmerksam geworden, die sich ganz in der Nähe getroffen hat. Nachdem ich mich über ein Jahr nicht hingetraut habe (wer weiss schon, was dort getrieben wird ;-) ?) habe ich's dann doch mal gewagt - und seitdem hat mich der Virus immer mehr infiziert.

Was fasziniert Dich am Spielen?

Das Abtauchen in eine andere Welt, das Abschalten vom Alltag.

Zugegeben - das kann ich auch mit einem spannenden Buch oder Film. Beim Spiel kommt allerdings noch die Spannung dazu, die Komponente "Mitspieler". Schaffe ich es, meinen Plan umzusetzen? Gelingt die nächste Aktion, der nächste Spielzug? Schaffe ich es, den entscheidenden Tick schneller, besser zu sein als der Mitspieler? Geschickter zu bluffen, harmloser zu tun, im richtigen Moment zuzuschlagen?

Welche Art von Spielen liegen Dir besonders?

Kann man so nicht sagen, das kommt auf die Runde an - und da kann ich mit einer Runde "Tabu" oder "Visionary" den gleichen Spaß haben wie in einer anderen Runde mit "Caylus" oder "El Grande“ oder mit „irgendwas dazwischen“, wenn ich z.B. mit meinen Kindern spiele.

Generell bevorzuge ich aber Spiele mit folgenden Merkmalen:

· Spiele, bei denen entweder alle Spieler immer mit eingebunden sind (und darunter verstehe ich nicht das stille Brüten über den nächsten Zug) bzw. Spiele mit kurzen Wartezeiten.

· Spiele, bei denen es an allen Ecken und Enden "brennt" und man nicht weiss, wo man zuerst agieren soll (z.B. Blokus, Kardinal & König, Kahuna, durch die Wüste…)

· Spiele mit einer Dauer von maximal 90-120 Minuten

Welche Art von Spielen liegen Dir weniger?

Was ich nicht mag, und was bei meinen Noten fast immer zu Abzügen führt:

· Spiele, deren Kern eine Vielzahl von Ereigniskarten ist (vor allem französische Autoren scheinen da drauf zu stehen)

· Spiele mit einer Dauer von mehr als 2 Stunden.

· Stichspiele, bei denen ein Stich nicht nach einer Runde endet (Tichu, Zoff im Zoo,...) und bei denen durch künstliche Verkomplizierungen versucht wird, Stichspielen „eine neue Dimension zu verleihen“, was oftmals in völligem Chaos endet (z.B. "Stichmeister")

· Spiele, bei denen reines Wissen abgefragt wird (Trivial Pursuit)

· Roll&Write / Flip&Write (weil meist sehr solitär)

· Spiele, bei denen der eigene Einfluss gegen Null geht

· Spiele, die ihren Reiz eher aus dem Ambiente als aus der Spielmechanik selbst beziehen, sprich bei denen es letztendlich egal ist, ob man gewinnt oder verliert, da man „ein tolles / witziges / oder wie auch immer“ Erlebnis hatte (Werwölfe von Düsterwald, Dixit, Das Geheimnis der Abtei, Wie ich die Welt sehe)

· Multiplayer-Solitärspiele (oftmals Spiele, bei denen man sich "eine Engine baut", die man dann in Kettenzugaktionen abwickelt während die Mitspieler sanft entschlummern.

Deine Lieblingsspiele?

Ändert sich häufig, aber ich nenne mal ein paar, die mir spontan einfallen: Beyond the Sun, Dune: Imperium, Auf den Spuren von Marco Polo, Word Slam, Pandemie (ganze Serie), Hornet Leader, Zum Kuckuck, Agricola, Imperial, Bluff, El Grande, Durch die Wüste, Mü&Mehr, Mogul, Space Alert, Kardinal & König, Schotten-Totten, Blokus, Pulsar 2849, Heaven&Ale, Krazy Wordz, Die Crew, Die 7 Siegel,… - hach, es gibt soooooo viele gute Spiele…

Spiele, in denen Teams gegeneinander spielen.

Stichansagespiele.

…für eine Runde Schafkopf mit den richtigen Leuten würde ich aber fast alle anderen Spiele links liegen lassen!