Spielerei-Rezension

Im Dungeon hört dich niemand schnarchen …

Spiele, bei denen man der Bösewicht sein und den schrecklich guten Helden eins auf die ehrhaften arroganten Visagen geben muss, haben immer was für sich. Es lockt ein interessanter Rollentausch, der Hauch des Verbotenen liegt in der Luft. Wer nicht gleich über zwei Stunden (oder mehr) in Dungeon Lord investieren will, kann es mit Doodle Dungeon probieren und sich einfach seine eigene Evil-Hood zusammenkritzeln. Gott sei Dank mit Unterstützung einer Zeichenschablone, sonst wären meine Dungeons zumindest nicht als solche erkennbar.

Doodle Dungeon funktioniert über mehrere Schritte. Zuerst wird mithilfe von ausgewählten Karten nach und nach der Dungeon gezeichnet. Mauern, Fallen, Monster, Schätze, aber auch Aufwertungen für die Fallen, Monster und Schätze sind drin. Dadurch gibt’s mehr Schaden bzw. die bösen Helden können einem wertvollere Schätze wegnehmen.

Das Dungeon wird also Strich für Strich größer, man darf keine Bereiche komplett einmauern, alles muss irgendwie erreichbar sein und Schätze müssen von Monstern beschützt werden. Und dann kommt der Moment, wo man mit einer Flasche bösem Blubberwassers den Dungeon einweiht und sein Blatt an einen Mitspielenden weitergibt – denn der wird jetzt einen Helden Feld für Feld durch das Dungeon schicken. Dabei wird der Mitspieler versuchen, den Helden möglichst lange Leben zu lassen und dabei möglichst viele Monster (und damit vielleicht bewachte Schätze) auszuschalten. In dieser Phase bekommen die Karten, die man gesammelt hat, eine zusätzliche Bedeutung. Sie können zur Verteidigung des eigenen Dungeons oder zum Nachteil von gegnerischen Dungeons benutzt werden.

Sind alle Dungeons durchschritten (oder Helden tot), wird abgerechnet. Punkte gibt’s für noch lebende Monster, bewachte Schätze und tote Helden.

45 - 60 Minuten steht auf der Packung. Besonders die erste Partie kann, selbst zu dritt, schon mal länger gehen. Klar, man muss sich an alles gewöhnen und einzeichnen und Karten kennenlernen, das dauert. Das Merkwürdige ist aber: Es wird nicht unbedingt viel kürzer. Und noch etwas passiert nach einigen Partien: Hat man einmal ein gutes Dungeonlayout für sich entdeckt, wiederholt man es immer wieder. Wieso sollte man auch etwas anderes probieren, von dem man weiß, dass es einem weniger Punkte bringen wird?

Es gab sogar Mitspielende, die aus genau diesem Grund nach der ersten Runde bereits durch waren mit Doodle Dungeon. Sie fragten sich, was es noch zu bieten hat. Im Grunde hat man nach sehr wenigen Partien alles gesehen.

Sicher, Doodle Dungeon ist voller nerdiger Anspielungen. Die Regel ist lustig geschrieben, bei der Grafik springen viele Herzen höher, denn „Mr. Munchkin“ John Kovalic hat hier Hand angelegt. Alles sieht erst Mal richtig klasse aus und man stürzt sich aufgeregt ins Abenteuer … aber letztendlich erlebt man keines.

Es sind zwar alle Ideen da, aber es bräuchte noch mehr, um Doodle Dungeon auch über die fünfte Partie hinaus interessant zu machen. Man müsste mehr Gemeinheiten mit seinem Dungeon anstellen können, verschiedene Fallen einbauen, kleine, bösartige Überraschungen. So, wie es jetzt ist, ist es aber für den Output zu lang und eintönig. Leider.

Rezension Christoph Schlewinski

In Kooperation mit der Spielezeitschrift