Rezension/Kritik - Online seit 20.09.2025. Dieser Artikel wurde 755 mal aufgerufen.
Direktlinks zu den Rezensionsblöcken |
|
![]() |
Die Wildnis von Cascadia ruft! Doch dieses Mal sind nicht die großen, sondern die kleinen Spieler gefragt, wenn es darum geht, die Natur Nordamerikas zu entdecken und zu einem einem vielfältigen Lebensraum auszubauen. Wer seine Wildnisplättchen geschickt auswählt und so anlegt, dass möglichst große zusammenhängende Flächen aus Wald, Feuchtgebieten, Gebirgen, Prärien oder Flüssen entstehen, kann wertvolle Punkte einsammeln. Wem es dann auch noch gelingt, mindestens drei gleiche Tiere nebeneinander anzusiedeln, erweckt auf seinem Landschaftstableau die Flora und Fauna Cascadias Stück für Stück durch viele erspielte Tier- und Landschafts-Wertungsmarker zum Leben. Doch erst am Ende wird sich zeigen, wer die meisten Tannenzapfen auf seinem Tableau ansammeln konnte und somit den Sieg für sich beanspruchen kann!
Bevor es mit dem eigentlichen Spiel losgehen kann, müssen noch ein paar Spielvorbereitungen getroffen werden und entsprechend der Spieleranzahl und der gewählten Variante das passende Spielmaterial bereitgelegt werden. Dazu erhält jeder Spieler zunächst ein persönliches Landschaftstableau, das er mit der Wertungshilfe nach oben vor sich legt. Anschließend werden aus den gemischten Wildnisplättchen zwei verdeckte Stapel gebildet, von denen jeder Spieler ein Startplättchen erhält und zwei weitere offen als Nachziehplättchen in die Tischmitte gelegt werden. Außerdem müssen noch die fünf Tierkarten mit der A-Seite nach oben für alle gut sichtbar in die Tischmitte gelegt und mit den passenden Tierchips und Tier-Wertungsmarkern ausgestattet werden. Des Weiteren werden noch die Landschaftsmarker benötigt, die wie die Tier-Wertungsmarker zuvor gemischt und mit der Bildseite nach oben bereitgelegt werden müssen.
Nun kann es auch schon mit der ersten Runde losgehen. Der jüngste Spieler beginnt, indem er eines der zwei offen ausliegenden Wildnisplättchen auswählt und an das bereits vor ihm liegende Wildnisplättchen anlegt. Dabei muss mindestens eine Kante des neuen Plättchens eine Kante des bereits ausliegenden Plättchens berühren, was auch für alle weiteren Züge gilt. Um am Ende möglichst viele Punkte zu bekommen, sollte das neue Wildnisplättchen so ausgewählt werden, dass es an bereits vorhandene gleiche Tiersymbole oder Landschaftsfelder angelegt werden und diese erweitern kann.
Gelingt es einem Spieler in seinem Zug, dass sich in seiner Landschaftsfläche drei gleiche Tiersymbole nebeneinander befinden, nimmt er sich drei passende Tierchips aus dem Vorrat, deckt mit ihnen die neu verbundenen Tiersymbole ab und bekommt anschließend einen passenden Tier-Wertungsmarker, den er mit der Tierseite nach oben auf sein Landschaftstableau legt.
Wird an bereits durch Tierchips abgedeckte Tiersymbole ein weiteres gleiches Tier angelegt, passiert erst einmal nichts, erst wenn wieder eine neue Gruppe aus drei gleichen Tieren entstanden ist, wird diese durch Tierchips abgedeckt und der Spieler erhält einen weiteren Tier-Wertungsmarker. Auch falls sich drei gleiche Landschaftsfelder nebeneinander befinden, passiert während des Spiels nichts, da deren Wertung erst am Spielende stattfindet.
Ist ein Spieler mit seinem Zug fertig, deckt er ein neues Wildnisplättchen auf und der nächste Spieler im Uhrzeigersinn ist an der Reihe. Das Spiel endet, wenn alle Spieler zehn Plättchen gelegt haben und nur noch ein letztes Wildnisplättchen offen ausliegt. Nun startet die Endwertung.
Jeder Spieler erhält für 3 bis 5 gleiche miteinander verbundene Landschaftsfelder einen zur Landschaft passenden Landschafts-Wertungsmarker, der ebenfalls mit der Motivseite nach oben auf dem persönlichen Landschaftstableau abgelegt wird. Wurden sogar 6 oder mehr gleiche Landschaftsfelder miteinander verbunden, gibt es zwei entsprechende Wertungsmarker.
Sind alle Felder ausgewertet, darf jeder Spieler die Wertungsmarker auf seinem Tableau umdrehen, auf deren Rückseite sich zufällig ein oder zwei Zapfen befinden, welche die Siegpunkte darstellen. Der Spieler, der die meisten Zapfen gesammelt hat, gewinnt das Spiel. Ein Gleichstand wird in der Anleitung nicht gesondert erwähnt, somit wird sich der Sieg in diesem Fall geteilt.
Neben der Basisvariante enthält das Spiel auch eine Version für fortgeschrittene Spieler, die sich nur unwesentlich vom Grundspiel unterscheidet - und zwar dadurch, dass nun die Tiersymbole in bestimmten Anordnungen nebeneinanderliegen müssen, um Punkte einzubringen. Um zu wissen, wie Rotschwanz-Bussard, Wapiti-Hirsch und Co gelegt werden müssen, werden die Tierkarten bei der Spielvorbereitung mit der B-Seite nach oben ausgelegt. Auf diesen wird angezeigt, in welcher Formation die Tiersymbole angeordnet sein müssen, bevor sie mit Tierchips abgedeckt werden dürfen und durch Tier-Wertungsmarker belohnt werden.
Bei Cascadia Junior handelt es sich um die Kindervariante des Siegers des Spiel des Jahres 2022 Cascadia, die sich an Kinder ab 6 Jahren richtet. Auch wenn auf der Schachtelseite steht, dass das Spiel für 1 bis 4 Spieler ausgelegt ist, muss hier ein Fehler vorliegen, da die Anleitung anders als die „Erwachsenen“-Variante keine Solo-Version enthält und die Angabe auf der Rückseite, auf der 2-4 Spieler angegeben werden, somit besser passt.
Die Anleitung selbst ist übersichtlich gestaltet und lässt dank der anschaulichen Bilder keine Fragen offen. Beschriftete Abbildungen des enthaltenen Spielmaterials, ein möglicher Aufbau und Wertungsbeispiele finden sich unter anderem auf den knapp fünf Seiten Beschreibung, in der sowohl die Spielvorbereitung als auch der Spielablauf Schritt für Schritt erklärt sind. Als Zusatz gibt es noch kurze Steckbrief der Tiere Cascadias, in denen sich kurze Infos zu Lebensraum, Fressgewohnheiten oder anderen Besonderheiten finden, die für Kinder interessant sind.
Das Spielmaterial selbst besteht abgesehen von den Landschaftstableaus und Tierkarten aus stabiler Pappe und sollte viele Spielrunden überstehen. Die beigefügten Tütchen helfen beim Sortieren der Plättchen, Chips und Wertungsmarker und sorgen dafür, dass das Spielmaterial ordentlich verstaut werden kann. So muss vor dem Aufbau einer neuen Runde nicht erst das Chaos der letzten Partie geordnet werden und man kann direkt mit dem Auslegen des Materials beginnen. Gut gelungen ist das Landschaftstableau, auf dem sich die erspielten Wertungsmarker dekorativ platzieren lassen, was vor allem bei Kindern gut ankommt. Mit jedem neuen Marker füllt sich die Landschaft mehr mit Leben und Bären, Füchse und Co bevölkern nach und nach Wälder, Wiesen, Wasser und Luft.
Das Spiel richtet sich an Kinder ab 6 Jahren, was generell auch gut passt. Spielaffine Kinder, die schon einige Brettspiele kennen und Regelspiele gewohnt sind, können mit dem Spielprinzip wahrscheinlich oft schon eher etwas anfangen, wie sich bei uns mit vierjährigem Vielspielerkind zeigte. In der Basisvariante, in der die Anordnung der Tiergruppen beliebig ist, konnte bereits gut mitgespielt werden. Auch wenn dann Tier- und Landschaftswertung nicht immer optimal ausgereizt werden, macht das Legeprinzip auch in diesem Alter schon Spaß und wird verstanden, auch wenn der Fokus dann oft noch mehr auf nur einer der beiden Wertungsgruppen liegt.
Ist das Spielprinzip einmal verstanden, gibt es im weiteren Verlauf kaum noch Unklarheiten, da jeder Zug nach demselben Schema abläuft: Erst wird eines der beiden offen ausliegenden Wildnisplättchen ausgewählt, um es anschließend möglichst geschickt an eines der bereits vorhandenen Wildnisplättchen anzulegen. Konnte dabei eine Tiergruppe durch ein benachbartes drittes Tier vervollständigt werden, nimmt man sich drei entsprechende Tierchips aus dem Vorrat, deckt mit ihnen die Tiersymbolde der 3er-Gruppe ab und legt einen zur Tierart passenden Tier-Wertungsmarker auf dem persönlichen Tableau ab. Anschließend wird noch ein neues Wildnisplättchen aufgedeckt und der nächste Spieler ist an der Reihe.
Die Dauer des Spiels ist mit etwa 30 Minuten angegeben, was jedoch je nach Anzahl der Spieler etwas variiert. Da reihum gespielt wird und jeder Zug etwa gleich lang ist, dauert das Spiel zu viert mit 30 Minuten nahezu doppelt so lang wie wie eine Partie zu zweit, für die oft auch 15 Minuten ausreichen. Da ein Zug relativ schnell geht, ist die Wartezeit, bis man wieder an der Reihe ist, überschaubar kurz, sodass das Spiel auch mit eher ungeduldigeren Kindern funktioniert.
Das Spiel eignet sich gut als Familienspiel, da das Legeprinzip allen Altersstufen Spaß macht und keiner durch Schnelligkeit oder Geschicklichkeit bevorzugt oder benachteiligt wird, sodass alle unter relativ gleichen Voraussetzungen spielen. Schön ist, dass das Spiel mit zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen ausgestattet ist, wodurch die Einstiegshürde sehr gering ist. Zudem bringt die „Erweiterung“ nochmal einen neuen Spielreiz mit sich. Zwar ändert sich am Spielprinzip nichts und es handelt sich in erster Linie um eine Einschränkung der Legemöglichkeiten, dennoch muss nun noch genauer geschaut und überlegt werden, welches Wildnisplättchen sich an welche Stelle möglichst vorteilhaft anlegen lässt.
Bei uns kam das Spiel sowohl bei kleinen als auch großen Spielern gut an und ist im Großen und Ganzen eine gelungene Umwandlung des Erwachsenenspiels für Nachwuchsspieler. Dass die einfachen Hex-Plättchen des Originals durch Doppel-Hex-Plättchen ersetzt wurden, ist zwar einerseits etwas schade, da die Legemöglichkeiten dadurch deutlich eingeschränkter sind, andererseits ist das Spiel dadurch für Kinder übersichtlicher und auch die Spieldauer verkürzt sich, was Kindern entgegenkommt. Schön wäre es gewesen, wenn im Spiel noch die ein oder andere Erweiterungsmöglichkeit wie etwa Punkte für bestimmte Tierkonstellationen, die größte Population oder Fläche enthalten wäre, sodass das Spiel auch für etwas ältere Kinder noch mehr Herausforderungen beinhalten und etwas mehr mitwachsen würde.
Was uns nicht gut gefällt, ist das Wertungsprinzip. Auf der Rückseite der Wertungsmarker befinden sich zufällig ein oder zwei Tannenzapfen, sodass prinzipiell ein Spieler mit nur acht erspielten Wertungsmarkern gegen einen Spieler mit 10 oder 11 Wertungsmarkern gewinnen kann, was besonders von Kindern schnell als ungerecht empfunden werden könnte, sodass möglicherweise die Lust am Spiel verloren geht. Bei uns wurde es als deutlich besser empfunden, die Anzahl der erzielten Wertungsmarker ausschlaggebend für den Sieg zu machen und die Tannenzapfen nur im Falle eines Gleichstands zu berücksichtigen, da auf diese Weise cleveres Legen belohnt wird und nicht Glück und Zufall letztendlich über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Zusammenfassend ist Cascadia Junior eine gelungene Kindervariante der Erwachsenen-Version, die bei uns sowohl kleinen als auch großen Spielern Spaß macht. Durch das Legeprinzip, bei dem eigentlich immer etwas passt, haben die jungen Spieler schon während des Spiels immer wieder kleine Erfolgserlebnisse, wenn beispielsweise das persönliche Tableau durch einen weiteren Tier-Wertungsmarker erweitert werden kann, sodass die Motivation bis zum Schluss hoch bleib. Zwar gibt es kleinere Unstimmigkeiten im Wertungssystem, doch lassen sich diese durch relativ einfache Anpassungen ausgleichen. Nicht zuletzt sorgen die überschaubare Spieldauer, die tolle Optik und Thematik sowie das stimmige Spielprinzip dazu, dass das Spiel auch nach vielen Runden seinen Reiz nicht verliert und immer wieder gerne auf dem Familienspieltisch landet!
Rezension Kathrin Walther
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Cascadia Junior:
5,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
30.05.25 von Kathrin Walther - Mit Cascadia Junior kann nun auch der Nachwuchs in die Welt von Cascadia eintauchen. Wie bei den Großen werden Landschaften gelegt und mit Tieren besiedelt, um am Ende die meisten Punkte einsammeln zu können. Dadurch, dass sich das Spiel in zwei Schwierigkeitsstufen spielen lässt, wächst das Spiel mit, wobei etwas mehr Varianz für ältere Kinder auf Dauer schön wäre. Für Kinder ab 6 Jahren wurde der Sieger des Spiel des Jahres 2022 auf jeden Fall gut als Juniorvariante umgesetzt und macht durch sein Legeprinzip, bei dem man eigentlich immer etwas Passendes findet, auch nach mehreren Partien noch Spaß! |
Es sind noch keine Leserbewertungen abgegeben worden.