Rezension/Kritik - Online seit 25.03.2025. Dieser Artikel wurde 566 mal aufgerufen.
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Plättchen der Vielfalt
Der Forscher Alexander von Humboldt reiste 1799 nach Südamerika, um dort mit Caracas als Ausgangspunkt die Landschaften Südamerikas zu erforschen. Vom Meeresstrand aus arbeiten sich die Plättchen ins Landesinnere vor. Sie begegnen dabei einer Menge possierlicher Tiere.
Zu Beginn einer Partie werden die 73 Plättchen verdeckt gemischt. Je nach Spielerzahl wird eine festgelegte Anzahl Plättchen beiseitegelegt. Jedes Plättchen zeigt die Art der Landschaft und ggf. einen Flusslauf mit Verzweigungen. Zusätzlich ist auf jedem Plättchen mindestens ein Tier zu finden. Häufige Tiere bringen einen Siegpunkt. Die Wertungsregeln sind auf dem zentralen Markttableau abgebildet. Seltene Tiere sind zwei Siegpunkte wert. Sie zeigen in anschaulichen Piktogrammen, unter welchen Bedingungen es Punkte gibt.
Auf dem zentralen Markttableau werden vier Plättchen zufällig gezogen und aufgedeckt. Jeder Spieler erhält ein Meerestableau, das vier verschiedene Symbole zeigt. Mit ihm kann die Erkundung ins Landesinnere beginnen. Im ersten Zug der Partie wählt jeder reihum ein Plättchen vom Markt aus. Er legt es oberhalb des eigenen Meerestableaus ab.
Wer an der Reihe ist, nimmt sich das im vorherigen Zug erhaltene Plättchen und platziert es in eine der vier Spalten unterhalb des Meerestableaus. Das Plättchen muss dabei mit dem Meer oder einem anderen Plättchen verbunden sein. Das Symbol der Spalte, in der das Plättchen gelegt wurde, bestimmt, welches Plättchen vom Markttableau genommen und zur Vorbereitung für den nächsten Zug abgelegt wird. Dann wird ein neues Plättchen vom Markt aufgefüllt und der Nächste ist an der Reihe. Kann der Vorrat des Marktes nicht mehr aufgefüllt werden, haben alle noch einen weiteren Zug, indem sie ihr letztes Plättchen einsetzen.
Zur Ermittlung des Siegers werden alle Tiere, die die Wertungsbedingungen erfüllen, gewertet. Punkte gibt es außerdem für das größte Dschungelgebiet, die meisten Savannenplättchen, die wenigsten Sümpfe bzw. die meisten Verzweigungen in einem Flussgebiet. Jeder Fluss, der an den Plättchengrenze nicht weitergeführt wird, bringt einen Minuspunkt. Wer die meisten Punkte vorweisen kann, hat die Forschung Südamerikas am weitesten vorangebracht.
Caracas bietet einen einfachen, aber keinesfalls banalen Marktmechanismus. Während der Runde hat man Zeit, für das eigene Plättchen ein schönes Plättchen auszuwählen, um es punkteträchtig zu platzieren. Durch das Anlegen in der Spalte entscheidet sich, welches ausliegende Plättchen vom Markt genommen wird und damit für den nächsten Zug bereit liegt. Im Idealfall passt das gewählte Plättchen ideal an den gewünschten Platz. Leider passt oft die attraktive Position nicht zu den verfügbaren Plättchen in der Auslage. Hier ist taktischer Überblick gefragt.
Fünf häufigen Tierarten stehen 19 seltene gegenüber. Die Regeln, nach denen es Punkte gibt, zeigen die ganze Vielfalt der Tierwelt. Da gibt es nur Punkte, wenn bestimmte Tiere nicht nebeneinander liegen oder der Fluss mit dem Meer für das Tier verbunden ist, sich das Tier in seinem größten Sumpfgebiet befindet oder keines der Tiere weiter südlich platziert ist.
Durch die ganzen Einschränkungen hat man manchmal das Gefühl, nicht nach dem am besten passenden, sondern nach dem am wenigsten unpassenden Teil zu suchen.
Offensichtlich spielt bei Caracas das Glück eine Rolle, welche Plättchen zurzeit im Angebot ausliegen. Dabei besteht die Herausforderung, die Übersicht zu behalten und die Plättchen passend unter die Symbole einzusortieren, um weitere attraktive Plättchen akquirieren zu können.
Anhängig von der Spieleranzahl legt jeder zwischen 14 und 18 Plättchen pro Partie. Zwar sind die Legeregeln einfach, doch grübeln manche Spieler aufgrund der Opulenz der Optionen bzw. Einschränkungen, womit die eigentlich flüssig zu spielenden 30 Minuten überschritten werden. Die Leichtigkeit geht dabei ein wenig verloren. Wer die Möglichkeiten erkennt, wird in der Fülle der Auswahl seinen Spaß an dem Punktepuzzle finden. Interaktion zwischen den Spielern findet im Wegnehmen der Plättchen der Mitspieler statt, sodass man in einer Solopartie seine Punkteausbeute für sich optimieren kann.
Die Symbole der Plättchen sind sprachneutral und ihre Wertungsbedingungen zum größten Teil selbsterklärend. Die Spielregeln liegen in niederländischer, englischer, französischer sowie deutscher Sprache vor, in der eine kleine Ungenauigkeit der Übersetzung ein Schmunzeln entlockt. Die mächtige Harpyie mit ihren weiten Schwingen wird im Deutschen zur eher ungelenk wirkenden Hyäne. Alexander von Humboldt wäre darüber sehr überrascht gewesen.
Rezension Marcus Janka
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung CARACAS:
4,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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09.02.25 von Marcus Janka |
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