Rezension/Kritik - Online seit 07.03.2008. Dieser Artikel wurde 6182 mal aufgerufen.
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Aus der Reihe der kleinen Würfelspiele kann man das vorliegende Spiel als den unbeachteten Stiefbruder des "Würfelbingo" bezeichnen. Der auf der Schachtelrückseite angegebene Zeitbedarf für eine Runde ist mit 30 Minuten eher großzügig gewählt. Angetrieben von eigener Gier und den Mitspielern würfelt sich hierbei so mancher in kürzerer Zeit um Kopf und Kragen, sorry, eigentlich eher um die Millionen aus den Tresoren.
Bestehend aus einem Würfelset von fünf Würfeln, den zu erringenden Tresorkarten und roten Farbchips sowie der Spielregel ist der Zugang zum Spiel im Gegensatz zum Zaster kinderleicht: Die Tresorkarten werden verdeckt gemischt, zu einem Stapel aufgetürmt und die obersten drei Karten offen in die Mitte gelegt. Die Farbchips liegen griffbereit daneben. Auf den Tresorkarten sind je nach Wert drei bis sechs Zahlenfelder mit Werten zwischen 1 und 5 abgebildet.
Beginnend mit dem jüngsten Spieler wird reihum gewürfelt, zunächst mit allen Würfeln. Er darf soviele Würfel aussortieren, wie er sie den ausliegenden Tresorkarten passend zuordnen kann. Anstelle der 6 zeigen die Würfel Mikrochipsymbole. Diese können zwar nicht zum Knacken der Tresore verwendet werden, derer zwei (oder mehr) geben dem aktiven Spieler aber das Recht, nach Aussortieren aller erwürfelten Zahlen erneut mit allen Würfeln sein Glück weiter zu strapazieren. Jede aussortierte Zahl wird auf der entsprechenden Tresorkarte mit einem roten Chip belegt und ist dadurch nicht mehr zu lesen. Sind passende Zahlen und Mikrochips nach Gutdünken des Spielers aussortiert, wird mit den verbliebenen Würfeln weitergewürfelt. Gestoppt wird dieser Prozess nur durch drei Ereignisse:
1. Der Spieler würfelt nur noch Zahlen, die keinem der ausliegenden Tresore zugeordnet werden können. Konsequenz: der Spieler geht leer aus.
2. Der Spieler hat auf mindestens einer Tresorkarte alle Zahlen abgedeckt und somit den Code geknackt. Er entscheidet sich freiwillig aufzuhören und nimmt alle Tresorkarten an sich, bei denen die genannte Bedingung erfüllt wurde.
3. Alle offen liegenden Tresore wurden geknackt. Der Spieler darf die Karten an sich nehmen und ist damit fertig.
Danach wird in jedem Fall die Auslage wieder auf drei Karten aufgestockt. Sollte vor dem ersten Wurf des nachfolgenden Spielers eine Tresorkarte ohne offene Zahlen ausliegen (kann bei Ereignis 1 auftreten), werden die Chips von der Karte genommen, die Karte verdeckt unter den Nachziehstapel geschoben und ein neuer Tresor aufgedeckt.
Beendet ist die Runde, wenn nicht mehr auf drei Tresorkarten aufgefüllt werden kann.
Die Spieler addieren nun die Werte der vor ihnen liegenden Tresorkarten und der erfolgreichste Knacker gewinnt.
Was ich bei diesem Spiel noch nicht geknackt habe, ist das Geheimnis, warum die Verpackung und auch die Tresorkarten grafisch so wenig ansprechend gestaltet wurden. Das Schachtelcover und auch die Hintergrundgestaltung der Karten ist eine Mischung aus Picasso und Pop-Art. Ich weiß nicht, ob die vielen Symbole und Piktogramme verwirren oder neugierig machen sollen. Vielleicht bin ich nur zu sehr Kunstbanause, um den wahren Wert und Inhalt zu begreifen. Wer weiß.
Ganz anders die pfiffige Umsetzung der Zahlenfelder und das Zusammenspiel mit den halbtransparenten roten Farbchips. Durch einen gelungenen Optiktrick mit der Rot-Grün-Wahrnehmung des menschlichen Auges wird ein zuvor im Hintergrund befindliches Kreuz durch das Abdecken eines Zahlenfeldes deutlich sichtbar, die Zahl selbst hingegen ist nicht mehr lesbar. Eine nette optische Spielerei. Verarbeitungstechnisch gibt es keine Beanstandungen am Material.
Stark abhängig von der Zusammensetzung der Spielerunde ist der Spielspaß: sind ausschließlich Spieler beteiligt, die gegen eine flotte und kurzweilige Würfelzockorgie nichts einzuwenden haben und sich die Wartezeiten damit vertreiben, den aktiven Spieler zum Überreizen anzustacheln, kann es ein enorm lustiger Zeitvertreib werden. Spieler, denen die Wörter Zufall und Zocken eher schrecklich in den Ohren klingen, lassen die Finger besser weg von diesem Knizia.
Für Familien bietet das Spiel eine gute Würfelspielalternative. Der Einstieg ist sehr leicht, der alles bestimmende Glücksfaktor bringt Chancengleichheit für alle Beteiligten. Aber ob es sich neben Klassikern wie Kniffel oder Can't stop etablieren kann, halte ich für fraglich. Da wiederum räume ich dem auch bei Hall9000 immer beliebteren Würfelbingo deutlich größere Chancen ein.
Auf die Frage, ob die Welt dieses Spiel braucht, bleibt als Antwort also ein klares Jein. Die Menschheitsgeschichte wird durch dieses Spiel nicht beeinflusst. Das heißt aber auch, dass es keinerlei Schaden anrichtet. Es hat durchaus das Zeug, einem das Gefühl zu geben, die durch Codeknacken vergangenen Minuten heiter und sinnvoll verbracht zu haben.
Rezension André Beautemps
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Code Knacker: 3,3, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.10.07 von André Beautemps |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.05.07 von Uta Weinkauf |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.06.08 von Silke Hüsges |
Leserwertung Code Knacker: 4.0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.03.08 von Iglika Hristova |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
10.03.08 von Björn Kalies - CodeKnacker ist durchaus vergleichbar mit Gambler (bzw. Engel und Begel). Besonders gut gelungen ist die Regel, immer weiter würfeln zu können... das erhöht die Spannung gegenüber den Würfelspielen, wo man in 3 Würfen irgendwas erreichen muss. Nun mag ich Würfelspiele durchaus - und daher mag ich auch CodeKnacker. |