Spielerei-Rezension
Spielerei Frühjahr 2005: Zur Grippezeit über ein Nasenspiel zu schreiben, ist schon etwas seltsam. Immerhin sind die Riecher im Prestel-Spiel nicht ansteckend, hängen sie doch in den Gesichtern mehr oder weniger berühmter Gemälde. Thomas Fackler hat seine Spielidee dazu passend gemacht. Und der Verlag hat ein wieder einmal amüsant und flott geschriebenes Begleitheft sowie einen Spielkarton produziert, der vom Layout her zum Besten gehört, was ich im abgelaufenen Jahr gesehen habe.
Besonders fließend geht es in dem recht einfachen Spiel nicht zu: Zuerst müssen sich die Spieler an die teilweise recht ähnlichen Riechorgane auf den 54 Doppelkärtchen gewöhnen, die ähnlich wie beim Domino zwei Nasen zeigen, mitunter auch die selbe. Alle Karten liegen offen verteilt vor den Spielern aus, was am Anfang die Übersicht eher erschwert, denn die Datenmenge ist kaum fassbar. Es lohnt, sich zunächst auf die eigene Auslage zu konzentrieren.
Ziel ist es, am Zug ein eigenes Kärtchen so anzulegen, dass man zum Spielende dadurch viele Punkte machen kann. Wer eine Nase passend an eine andere gleiche anlegt, darf einen seiner eigenen fünf Wertungssteine darauf setzen. Wer an die entstandene Nasenfläche einen weiteren Riecher gleicher Art anlegt, gibt den ersten Stein an dessen Besitzer zurück und legt den eigenen darauf. Man sollte möglichst am Spielende den eigenen Stein auf der Auslage haben, wenn dieser nicht mehr entfernt werden kann. Dies gelingt, wenn ein einnasiges Gebiet komplett von anderen Näschen umschlossen ist - dann kann ja kein gleiches mehr an diese Fläche angelegt werden. Oder die Spielfeldgrenzen sind erreicht: Die sich am Anfang frei entwickelnde Auslage kann maximal eine Fläche von zehn mal zehn Feldern einnehmen und ist in ihrer Ausdehnung durch die ersten zehn nebeneinander liegenden Nasen limitiert.

Kann niemand mehr gemäß der Regeln anlegen, wird gewertet. Jede einzelne Nase in einer von uns kontrollierten Fläche bringt uns einen Punkt. Dies bedeutet im Spielablauf, speziell in der zweiten Hälfte, einen erhöhten Grübelfaktor, wenn wir die Auslage der anderen Spieler mitberechnen und versuchen, diese über das Zugzwangprinzip dazu zu bringen, ihre letzte Nase einer Art auszuspielen. Haben wir richtig gerechnet, übernehmen wir mit unserer letzten Nase wiederum eine große Fläche. Aber das möchte jeder. Daraus ergibt sich ein ruhiges, taktisch anspruchsvolles Spiel, das den Käufer im Museumsshop vielleicht nicht überfordert, aber zumindest anstrengt. Wer ansonsten mit Spielen dieser Art klarkommt, wird das Nasenspiel durchaus als Herausforderung begreifen. Allen anderen ist es vermutlich eine Spur zu trocken - angesichts der vielen laufenden Nasen zur Grippezeit aber auch gar nicht so verkehrt.
Rezension Stefan Ducksch
In Kooperation mit der Spielezeitschrift