Rezension/Kritik - Online seit 29.07.2024. Dieser Artikel wurde 923 mal aufgerufen.
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Böse ohne Absicht
Ach nee, schon wieder ein Herr der Ringe-Spiel. Doch das hat mich schon interessiert: Ein kooperatives Spiel, bei dem der Ringträger bei mangelnder Fürsorge unterwegs die Seite wechseln kann. Und: Erdacht von Klaus-Jürgen Wrede bei einer Spielzeit von 45 Minuten. Das kann man sich doch mal geben. Also frisch ans Werk.
Einem von uns – dem mit den haarigsten Füßen – hängen wir bei Der Herr der Ringe – Der Ringträger den an einer Schnur baumelnden Ring um. Und gleich sitzt die Person gerader am Tisch. Kleine Ursache, große Wirkung. Jeder bekommt vier Karten auf die Hand, und wir sollen vor den Schwarzen Reitern davonlaufen. Die verfolgen uns auf dem langsam entstehenden, variablen und kreisrunden Spielplan, von dem wir immer nur wenige Felder vor uns kennen. Genau das ist das Problem: Unsere Reisegruppe bewegt sich mit Trippelschritten, denn für jedes Farbfeld müssen wir eine passende Karte auslegen.
Ganz anders der böse Reitertrupp da hinter uns. Für jede Karte „Saurons Macht“ rücken sie eine Spielfeldplatte näher. Erreichen sie uns, haben wir alle verloren. Es gibt zwei Möglichkeiten, das zu verhindern. Wir aktivieren Gandalf als Prellbock, vor den die Reiter mit Tempo knallen und sich einen dicken Schädel holen. Dann muss Gandalf aber Pause machen und der Weg für die Bösen ist wieder frei. Oder wir treten die Flucht nach vorn an.
Dazu müssen wir passende Karten an die Landschaftsplättchen legen. Passt die Farbe, geht es voran. Manche zeigen aber Sondersymbole wie eben Gandalf. Nutzen kann sie unsere Gruppe nur, wenn sie auch auf dem entsprechenden Plättchen steht. Haushalten ist wichtig. Denn Sauron hat einen bösen Plan!
Zu Beginn unseres Zuges müssen wir zunächst alle Sauron-Karten ausspielen. Nicht nur die von unserer Hand: Beim Nachziehen auf vier Karten können wir auch eine verdeckt aufnehmen. Sie steht allen anderen sichtbar zur Verfügung. Das hört sich clever an, doch sieht man, wenn man an der Reihe ist, bei den Mitspielern Sauron-Karten, wird es übel. Die muss man nämlich alle vor dem so aufrechten Ringträger ablegen. Liegen fünf bei ihm, wechselt er sofort die Seite, bekommt ein böses Kartendeck und blockiert uns von da an. Das Spiel ist dann meist hoffnungslos verloren.
Der Notausgang bietet sich über die Karten mit Ring. Werden die an ein Landschaftsplättchen gelegt, kann der Ringträger vom aktiven Spieler von seiner Last befreit werden. Alle bösen Karten werden abgeräumt, und der Ring wechselt den Besitzer. Und schon ist jemand anderes stolz. Bis vor ihm die bösen Karten liegen. Das hört sich interessant an, klappt aber nur sehr selten.
Häufig wechselt der Ringträger früh und unabsichtlich die Seiten, weil zu viele Sauron-Karten auftauchen. Das verursacht Frust in der Runde. Zwar darf kommuniziert werden, aber nicht über die eigenen Handkarten. Man bespricht, ob offen nachgezogen werden soll und um was man sich gleich kümmern will. Konkret ist das aber wenig. Wer auf drei Sauron-Karten sitzt, darf nicht sagen, dass gleich alles platzt. Man fühlt sich hilflos.
Außerdem sind vergleichsweise viele Symbole zu erlernen. Das Spiel ist zwar ab zehn Jahren, wer aber erlebt hat, wie Kennerspiel-gestählte Runden planlos davor sitzen, weil das Böse gleich zuschlägt, wundert sich. Natürlich ist das ein Kartenspiel, aber zu gewinnen und den Ring in den Vulkan zu werfen, ist alles andere als einfach.
Dies alles zusammen brachte meine Runden dazu, zumindest nach einer schnell verlorenen Partie noch eine Wiederholung zu wagen. Meist aber war das Spielprinzip nicht spannend genug, um es im Anschluss ein weiteres Mal auszuprobieren. Zu erforschen, wie wichtig es ist, bereits im Vorfeld passend Karten auch an entferntere Landschaften anzulegen, damit die Gefährten über die gut gespurt Loipe weit nach vorn rutschen können. Herauszufinden, ob man immer wieder rechtzeitig den Ringträger wechseln sollte, damit niemand auf dumme Gedanken kommt.
Der Herr der Ringe – Der Ringträger erweist sich als sperrig und mit den vielen Symbolen als überfrachtet. Eine abgespeckte Einstiegsversion hätte dem Spiel gut getan. Ob es das allerdings hätte retten können, wage ich zu bezweifeln.
Rezension Stefan Ducksch
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung Der Herr der Ringe: Der Ringträger:
3,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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28.07.24 von Stefan Ducksch |
Leserwertung Der Herr der Ringe: Der Ringträger:
5.0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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06.09.24 von Maik |