Rezension/Kritik - Online seit 06.02.2009. Dieser Artikel wurde 6165 mal aufgerufen.
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Spielereikritik aus früheren Tagen:
Den Spielefreaks wird der Titel Sticheln von Klaus Palesch, erschienen 1993 bei Amigo, in guter Erinnerung geblieben sein, wenn nicht gar weiterhin regelmässig „gestichelt“ wird, trotz vieler neuer Spiele, die inzwischen erschienen sind. Die bewährte Kombination Palesch/Amigo hat in diesem Jahr einen Nachfolger für Sticheln herausgebracht: Hattrick. Wie zu erwarten, ist auch diese Neuheit alles andere als ein normales Spiel.
Das Spielmaterial hält sich in Grenzen, denn die kleine Schachtel enthält außer der Regel lediglich 60 Karten: die Werte 1 bis 20, jeweils einmal in Rot, Grün und Blau. Alle Karten werden nach dem Mischen vollständig unter den vier bis sechs Teilnehmern verteilt. Es gilt, möglichst viele Punkte zu machen, dabei zählt jede Karte (unabhängig vom aufgedruckten Wert) einen Punkt. Allerdings nur in einer der drei Farben, nämlich in derjenigen, von der der Spieler die meisten Karten durch Stiche gewinnen konnte. Die anderen Farben zählen ebenfalls einen Punkt pro Karte, allerdings negativ! Sieger ist, wer nach einer vorher festgelegten Rundenzahl die meisten Punkte hat oder wer als Erster eine bestimmte Summe (z.B. 50 Punkte) erreicht hat.
Gehen wir ins Detail, denn da steckt der Spielteufel. Der Spieler links vom Geber eröffnet den Stich durch Ausspielen einer beliebigen Karte. Reihum müssen dann alle Spieler eine Karte beisteuern, entweder eine in der angespielten Farbe oder in einer der beiden anderen Farben. Die dann noch fehlende dritte Farbe ist für die laufende Runde allerdings tabu! Die angespielte zweite Farbe gilt nicht - wie in anderen Spielen - als abgeworfen, sondern eröffnet einen zweiten, separaten Stich neben dem ursprünglichen, der natürlich weiterläuft! Am Ende der Runde (also nach vier bis sechs Karten) gibt es dann zwei Sieger, nämlich die beiden, die in den jeweiligen Farben die höchste Karte ausgespielt haben.
Zum nächsten Stich spielt die Person aus, die den höchsten Wert in der vorherigen Runde auf den Tisch gebracht hat, bei Gleichstand zählt der zweit- bzw dritthöchste Wert im Stich. Als Stich gilt übrigens auch eine einzelne Karte.
Es dauert einige Zeit, bis man sich auf dieses ungewöhnliche Spielprinzip eingestellt hat, aber auch dann ist es noch schwierig, eine optimale Spielweise herauszufinden. Genau genommen gibt es die wohl auch gar nicht, denn auf die zugeteilten Karten hat man natürlich keinen Einfluß.
Es ist nicht einfach, überhaupt ein positives Ergebnis am Rundenende zu erzielen, die Konkurrenz wird schon dafür sorgen, daß man verschiedene Farben nehmen muss. Dabei ist man noch nicht einmal auf ein gutes Gedächtnis angewiesen, denn alle gewonnenen Karten werden, nach Farben sortiert, offen vor dem jeweiligen Spieler gesammelt, so dass man über den aktuellen Punktestand relativ gut informiert ist.
Sollte man vor der unangenehmen Situation stehen, dass die ausgespielten beiden Farben nicht ins eigene Konzept passen, oder ist man nur im Besitz der dritten (verbotenen) Farbe, heißt es passen. Allerdings wird als Beweis eine Karte der entsprechenden Farbe verlangt, die dann ebenfalls vorm Spieler (separat, verdeckt) abgelegt wird, am Rundenende aber gar zwei Minuspunkte zählt - selbst wenn es die Farbe ist, in der der Spieler seine meisten Karten gewonnen hat und die deshalb für ihn positiv gewertet wird!
Anders als bei Sticheln ist es bei Hattrick nicht unbedingt ein Vorteil, als Letzter der Runde zu agieren (wenn auch besser als den Stich zu eröffnen!). Meist sind dann die Farben schon festgelegt und man kann nur noch auf die Situation reagieren. Sehr unglücklich ist natürlich, wenn man in zwei oder gar allen drei Farben sehr hohe Werte bekommt, die allemal für Stiche gut sind, die sich dann wiederum gegenseitig aufheben. Eine unpassende, hohe Karte lässt sich aber noch verkraften, da die letzte Handkarte weder ausgespielt noch gewertet wird.
Wurde die letzte Karte ausgespielt bzw aufgedeckt, erfolgt die Wertung. Die Farbe, von der man die meisten Karten gewinnen konnte, zählt jeweils einen Pluspunkt, eventuell erhaltene Karten anderer Farben je einen Minuspunkt, dagegen durch Passen abgelegte Karten sogar zwei Minuspunkte pro Karte, unabhängig von der Farbe. Wer nach dem Verrechnen der Werte noch im Plusbereich liegt, darf sich glücklich schätzen. Auf geht´s zur nächsten Runde, die der Spieler links vom vorherigen Startspieler eröffnet. Empfohlen werden doppelt soviele Runden wie Spieler, also maximal 12 Runden bei sechs Teilnehmern. Wir spielen meist auf 50 Pluspunkte, was in einer relativ kurzen Zeit zu schaffen ist.
Ich habe inzwischen Hattrick in allen möglichen Besetzungen (vier, fünf und sechs Personen) gespielt, und mir hat es in der Maximalbesetzung am besten gefallen. Hattrick besitzt alle Eigenschaften, die es zu einem Hit machen sollte: neuer, ungewöhnlicher Spielreiz, günstiger Preis, kleine Schachtel (auch wenn diese noch eine Nummer kleiner hätte sein können, aber dann würde Hattrick sicherlich noch leichter übersehen!). Den Sucht-Charakter von Sticheln erreicht es nicht ganz, aber Hattrick ist für mich eine der reizvollsten Kartenspiele von 1995.
Warum der Titel „Hattrick“ gewählt wurde, ist mir zwar nicht klar, auch die (wegen der Assoziation zum Sport?) genommene Illustration der Karten passt eigentlich nicht zum Spiel, stört aber auch nicht. Entscheidend ist für mich der Spielspaß, der sich in meinen bisherigen Partien stets eingestellt hat. Ich habe deshalb meinen Hattrick eigentlich immer in der Hosentasche dabei, wenn es zum Spieletreffen geht. Und das ist auch für mich völlig neu!
Rezension Rolf Wichmann
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung Hattrick: 4,4, 9 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Rolf Wichmann |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Ulrich Fonrobert - Ein häufig unterschätztes Kartenspiel, welches den Vergleich zu Sticheln nicht zu scheuen braucht und zu recht als „zweites“ Spiel in jener Schachtel auch neuerdings zu Hause ist. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Bernd Eisenstein |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Michael Schramm |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
30.11.04 von Alexander Broglin |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.01.05 von Michael te Uhle |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.10.05 von Ralph Bruhn |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.08.06 von Carsten Pinnow |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.01.08 von Roland Winner |
Leserwertung Hattrick: 4.0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.02.11 von RS |