Rezension/Kritik - Online seit 02.03.2022. Dieser Artikel wurde 1151 mal aufgerufen.

Karriereleiter

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Autor: Alexander Florin
Verlag: Wonderland Spiele
Rezension: Renate Gerling-Halbach
Spieler: 2 - 6
Dauer: 60 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2019
Bewertung: 1,0 1,0 H@LL9000
Ranking: Platz 5698
Karriereleiter

Spielziel

Inspiriert vom echten Berufsleben in Konzernen, im öffentlichen Dienst und im Handwerk wetteifern die Spieler in Karrierleiter darum, als Erster Chefin oder Chef zu werden. Ohne Unterstützung läuft da nichts, aber die lieben Kollegen müssen auch mitspielen. Wer als Erster die geplante Karriereleiter erklommen hat, gewinnt das Spiel.

Ablauf

Zu Beginn des Spiels entscheiden sich die Spieler für einen von drei Karrierepfaden. Entweder möchte man den beruflichen Aufstieg in einem Konzern, im öffentlichen Dienst oder im Handwerk erreichen. Dann erhalten alle sechs Karrierekarten, die ihre persönliche Karriereleiter symbolisieren.

Darüber hinaus gibt es farbige Figurenkarten, die die Karriere unterstützen, türkise Vorgangs- und Ereigniskarten sowie graue Ausspiel- und Mentorenkarten. Jeder Spieler erhält neben seiner persönlichen Karriereleiter als Startkarten eine Mentorenkarte und vier verschiedene Vorgangskarten. Mit den farbigen Figurenkarten wird eine Kartenauslage auf den Tisch gelegt.

Alle Spieler legen ihre Karten offen vor sich aus. Nur gezogene Ereigniskarten werden verdeckt. Um eine Stufe aufzusteigen, müssen Karrierepunkte in Form von bestimmten Farbkarten mit entsprechenden Punkten abgegeben werden. Um die Karten mit den entsprechenden Karrierepunkte zu erhalten, sind zwei Aktionen möglich: entweder durch Tauschen, indem eine oder mehrere eigene türkise und/oder farbige Karte gemäß Preisangabe abgegeben wird, oder durch Anwerben neuer Karten. Hierbei müssen eigene Karten nur vorgezeigt werden und bleiben im eigenen Besitz. Der untere Kartenrand zeigt, welche Karte angeworben werden kann.

Wenn ich z. B. 1 Auftragkarte haben will, muss ich 1 Verwaltungskarte abgeben. Die Auftragskarte erlaubt mir, 2 türkise Karten nachzuziehen, aber dabei kann ich auch eine Ereigniskarte ziehen. Im Verlauf des Spiels kann ein Mitspieler mit entsprechender grauer Ausspielkarte mich auffordern, dieses Ereignis auszulösen. Wenn ich Glück habe, besitze ich auch eine graue Ausspielkarte, die ich dann zum Abwehren nutzen kann.

Sind dann schließlich alle erforderliche Karten für einen Karriesprung zusammengetauscht und erworben, gibt man sie ab und erklimmt eine Stufe der eigenen Karriereleiter. Anschließend fängt man wieder mit dem Sammeln neuer Karten an, um weiter hoch zu kommen. Wer die höchste Stufe seiner Leiter als Erster erreicht, gewinnt das Spiel.

Fazit

Selten hat ein Spiel so viel Unmut bei mir und meinen Mitspielern ausgelöst wie Karriereleiter. Das beginnt leider schon beim Spielmaterial. Die grafische Darstellung auf den Spielkarten ist natürlich Geschmacksache, aber was uns sehr stört ist, dass zum Teil weibliche Personen dargestellt werden und dann eine männliche Bezeichnung darüber steht, z. B. ich bilde eine Frau ab und schreibe als Überschrift "Sekretäre", "Auftraggeber" oder "Bürger/Kunden". Es ist nicht so als ob generell auf weibliche Bezeichnungen verzichtet wurde, denn es gibt durchaus eine "Gesellin" oder "Chefin". Man muss nicht unbedingt alles gendern, aber eine gewisse Sensibilität ist schon gefragt. Für viele Verlage gehört es mittlerweile zum guten Ton, den Hinweis zu geben, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit die Sprachform des generischen Maskulinums verwendet wird, die geschlechtsneutral gemeint ist.

Aber auch die sechs Karten der drei Karriereleitern sind merkwürdig. So wird beispielsweise aus einem weiblichen Azubi ein männlicher Sachbearbeiter, dieser wird anschließend eine Amtsleiterin und dann Bürgermeisterin. Die Bürgermeisterin wird zur Staatssekretärin und abschließend ist sie ein männlicher Minister. Noch schlimmer jedoch empfinde ich die Untertitel auf den Karten, die wohl launig ironisch daher kommen sollen, aber nur lauter Klischees abbilden wie z. B. : "Stets korrekt angespitzte Bleistifte sind das Rückgrat jeder Behörde." auf der Karte der Auszubildenden im öffentlichen Dienst oder "Einer muss die Drecksarbeit ja machen." auf der Karte des Hilfsarbeiters im Handwerksbereich. Wenn dann als Ereigniskarte der "Schwiegermutterbesuch" zum Rundenaussetzen auffordert, kann man froh sein, wenn dem Autor nicht noch andere "witzige" Dinge, z.B. zum Karriere-beschleunigen, eingefallen sind.

Die Spielanleitung ist leider auch unbefriedigend, da es nicht einfach ist, herauszufinden, wie das Spiel gespielt werden soll. Erläuterungen, die zu Beginn nötig sind, tauchen irgendwann hinten auf. So sollen zu Beginn einer Runde so viele Karten nachgezogen werden, wie es Lücken bei den Farbstapeln gibt. Schaut man dann auf das Schaubild, das die Kartenauslage zu Spielstart zeigt, sind keine Lücken vorhanden. Oder die wichtige Tatsache, dass alle Spieler ihre Karten offen vor sich ausliegen haben, wird auf der vorletzten Seite als ergänzende Regel angeführt. Allein positiv zu werten sind die Mentorenkarten, auf denen der Spielablauf in Kurzfassung zu finden ist.

Als wir es dann aber doch geschafft haben, das Spiel zu spielen, stellten wir fest, dass es sehr mühselig ist und sich sehr lange hinzieht. Zu dritt haben wir fast 2 Stunden gebraucht und ich kann mir nicht vorstellen, wie lange es in der Vollbesetzung zu sechst dauert. Für den langen Zeitraum spielte es sich auch sehr eintönig und langweilig. Um aufsteigen zu können, muss man vor seinem Zug schon die passenden Karten haben, deshalb ist es sinnvoll zu warten und die Karten anzusammeln. Da die Karten abgegeben werden müssen, muss immer wieder aufs Neue angefangen werden, Karten zu sammeln. Man hat nicht das Gefühl, irgendetwas erreicht zu haben, da man immer wieder bei null anfängt. Das Spiel zieht sich dadurch extrem in die Länge.

Frustrierend kann es darüber hinaus sein, dass die fehlenden Karten zufällig aufgefüllt werden. So kann es passieren, dass eine passende Karte ständig fehlt. Es gibt leider auch keine Möglichkeit dieses auszugleichen, indem man anderen Karten abgibt, um eine bestimmte zu erhalten. Noch zähfließender wird es, wenn man von einem Mitspieler aufgefordert wird, eine Ereigniskarte auszuspielen, da man dadurch weit zurück geworfen werden kann. Einzig positiv in diesem Falle ist, dass der Erwerb so einer Aufforderungskarte dem Mitspieler auch Karrierepunkte kostet. Dadurch, dass alle Kartenauslagen für alle einsehbar sind, ist es natürlich auch ein Leichtes, die Züge der Mitspieler zu antizipieren und ihnen gegebenenfalls wichtige Karten wegzuschnappen. Da braucht man dann schon ein dickes Fell.

Das Kartenspiel ist zwar für Spieler ab 12 Jahren vorgesehen, allerdings denke ich, dass es thematisch für Jugendliche uninteressant ist. Um überhaupt Spaß an diesem Spiel zu haben, sollte man schon Erfahrungen in Bezug auf eine Karriere gemacht haben, wird doch als Startspieler "der im Job frustrierteste oder der für eine Beförderung fälligste oder der mit den größten Karriereambitionen" vorgeschlagen. Ich möchte mich aber nach Feierabend nicht weiter um meine Karriere kümmern, sondern ziehe thematisch andere Spiele vor.

Rezension Renate Gerling-Halbach

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Karriereleiter: 1,0 1,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.12.21 von Renate Gerling-Halbach - Die Spielregeln des Spiels sind leider stellenweise nicht nachvollziehbar, da zum Teil Schritte übersprungen werden. Selbst das Erklärvideo des Autors hilft nur bedingt weiter, wenn da Verweise kommen, dass das alles in der Spielregel steht. Nicht nur ich, sondern auch andere erfahrene Vielspieler hatten Verständnisschwierigkeiten. Warum man etwas macht, erschließt sich einem auch kaum. Spielspaß entsteht leider keiner. Das Ganze ähnelt eher zäher Arbeit, das brauche ich zum Feierabend nicht. Darüber hinaus möchte ich als Frau kein Chef werden, wenn überhaupt Chefin. Das Spiel spricht mich leider überhaupt nicht an.

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