Spielerei-Rezension
Die meisten Zuschauer auf der SPIEL ’09 gab es sicher bei Mein Name ist Hase/Elch. Das Gelächter war groß, wenn sich die Spieler mit den aberwitzigsten Verrenkungen lächerlich machten. Wenn sich keiner mehr bewegen durfte, wurden spätestens die Fotohandys gezückt.
Wer jetzt glaubt, es handele sich um ein locker-flockiges Partyspiel, hat die Rechnung ohne Vladaa Chvatil gemacht. Der kreative tschechische Autor hat so viele Ideen in das Spielchen hineingesteckt, dass eine ausführliche Regellektüre und eine längere Erklärung notwendig sind. Wie auch bei seinen anderen Spielen (Galaxy Trucker, Space Alert) erschließt sich Mein Name ist Hase/Elch erst bei wiederholten Partien mit erfahrenen Spielern. Wenn es denn so weit kommt.
Ziel ist es bei diesem Kartenspiel, mit den eigenen beiden Spielfiguren, einem Hasen und einem Elch, auf der Punkteleiste gut vorangekommen zu sein wenn jeder am Tisch zwei- oder dreimal Spielleiter war. Die schlechtere Position der beiden Viecher entscheidet über den Sieg. Dazu müssen wir genau erkennen, für was es Punkte gibt – und für was Miese. Alle Spieler sitzen dem Spielleiter, dem „Jäger“ gegenüber, der ein sechszeiliges, sinnfreies Gedicht vorliest. Am Ende jeder Zeile deckt er eine Karte auf, so dass schließlich deren sechs nebeneinander liegen.
Sie zeigen Hasen mit Löffeln oder Elche mit Schaufeln, mal auf beiden Seiten, mal geknickt oder verdreht, mal oben am Kopf und mal seitlich. Unter jeder Karte steht eine Punktzahl. Die Spieler versuchen blitzschnell zu erfassen, mit welchem Kopfschmuck sich am meisten Punkte machen lassen und halten die Hände so an ihren Schädel. Mit jeder neuen Karte dürfen sie das verändern. Allerdings müssen ihre Anzeigen eindeutig sein, sonst gelten diese Spieler am Ende der Runde ebenso wie verbotene Zwitterwesen aus Hase und Elch als „Gebüsch“ und das gibt auch Miese.
Trägt der Jäger das Gedicht ein zweites Mal vor, werden die Karten der ersten Runde überdeckt und zählen nicht mehr. Jetzt wird’s hektisch: Denn kommt eine Jägerkarte ins Spiel, ruft der Spielleiter „Peng!“ und alle bleiben so, wie sei sie sind. Danach folgt die Auswertung. Und die ist leider schwierig, was zu Diskussionen führt. Chvatil hat so viele Sonderfälle unter die Karten gemischt (die übelsten sollte man anfangs auf jeden Fall aussortieren), dass die Spieler bald schon steife Arme vom Ausharren bekommen.
Und damit ist Mein Name ist Hase/Elch das erste Kartenspiel mit Muskelkater-Garantie. Was übrigens dazu geführt hat, dass noch keine einzige meiner Spielerunden über die volle Spielzeit gehen wollte oder sich zu den komplizierten Varianten empor geschwungen hat. Die nette Spielidee wurde mit viel zu vielen Details überfrachtet und ist, nach dem witzigen, ersten Eindruck, einfach zu anstrengend.
Rezension Stefan Ducksch
In Kooperation mit der Spielezeitschrift