Rezension/Kritik - Online seit 23.12.2016. Dieser Artikel wurde 7120 mal aufgerufen.

Prof. Marbles

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Autor: Thomas Sing
Illustration: Fiore GmbH
Verlag: HUCH!
Rezension: André Beautemps
Spieler: 1
Dauer: 10 Minuten
Alter: ab 7 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
Ranking: Platz 3045
Prof. Marbles

Spielziel

Der hat doch nicht alle Kugeln im Reagenzglas! Wie bitteschön soll man denn die grüne und gelbe Kugel aus dem langen 7er-Röhrchen in das kleine 3er bekommen? Und das mit nur 10-mal umschütten. Andererseits: Die bisherigen Versuche haben auch geklappt, also warum soll das nicht hinzukriegen sein?!

Ablauf

In einem kleinen Notizbüchlein hat uns der werte Herr Professor seine ausgekugel... äh, ausgeklügelten Aufgaben hinterlassen. Und dabei - wissenschaftlicher Prahlhans, der er ist - auch noch die Arroganz besessen, seine eigene Anzahl an Umverteilung von Kugeln drangeschrieben.

Auf der linken Seite sehen wir immer die Ausgangslage. Diese besteht aus 3 Röhrchen mit unterschiedlicher Aufnahmekapazität und einer Vorgabe, welche Kugeln in den Farben gelb, rot und grün in welchen Schaft gehören. Rechts davon ist unsere Zielaufgabe abgebildet. Ein oder alle drei verwendeten Röhrchen müssen Kugeln in einer bestimmten Anordnung in sich führen.

Die Positionen verändern wir durch Umschütten der Kugeln. Dabei gilt: Es müssen immer so viele Kugeln umgeschüttet werden, wie noch in das Zielröhrchen hineinpassen.

Falls es uns nicht gelingen sollte, die Aufgabe zu lösen, kann die schnellste Lösung durch Umblättern auf die Rückseite der Aufgabenkarte nachgelesen werden. Wer möchte, kann den beiliegenden Zugzähler nutzen, um die eigene Zuganzahl mit der des blasierten Magisters zu vergleichen.

Die Aufgaben sind ihrem Schwierigkeitsgrad nach in 4 Kategorien unterteilt. Die optimale Anzahl an Zügen variiert dabei zwischen zwei und achtzehn. Wie viele Aufgaben wir lösen, entscheiden wir ganz allein für uns. Vielleicht diese eine noch, dann muss es doch aber auch gut sein. Oder?

Fazit

Was haben denn der Herr Sing, Herr Fiore, Frau Kondirolli und Herr Simon da zusammengemixt? Ein Solospiel mit Magnetwirkung.

Obwohl ich bezeugen kann, dass nichts von dem enthaltenen Material magnetisch geladen ist. Dafür sehr praktikabel, grundsätzlich stabil und mit einem überaus passenden Tiefziehteil in der Schachtel unordnungsgeschützt leicht unterzubringen ist. Die Kugeln sind rund und außer auf einer soliden Flokati-Unterlage auch deutlich zu hören, wenn sie beim Umfüllen der Reagenzröhren nicht den gewollten Weg nehmen.

Die Aufmachung der Aufgabenkarten als Notizbuch des Professors inklusive "handschriftlicher" Einträge des Besitzers und Kaffeerändern als stimmungsvolle Deko-Elemente ist der Mount Everest unter den Achttausendern. Und das alles wie eine zusammenhängende Gebirgskette und nicht wie vereinzelte Schlackehügel wirkt, ist vorrangig dem offensichtlich blendenden Teamwork der drei namentlich Letztgenannten zuzuschreiben. Klitzekleiner Schmutzfleck auf dieser blütenreinen Weste: Bei Aufgabe 9 ist die falsche Zahl auf dem Zielröhrchen abgebildet. Hier müsste eine 3 statt einer 4 zu sehen sein.

Die angegebene Spieldauer kann nur ein Richtwert sein. Hier befindet sich der tatsächliche Zeitbedarf in 100%iger Abhängigkeit von der eigenen Spiellust. Ungeduldige Gemüter verlieren schnell die Lust und schauen - sofern trotzdem neugierig, und wer mag sich davon freisprechen? - die Lösung rasch nach. Gescheitere Köpfe lösen einige oder sogar eine ganze Menge Aufgaben in so kurzer Zeit, dass die Beschäftigungszeit ebenfalls viel kürzer als die zur Orientierung genannten 10 Minuten der Herstellerangabe ist.

Wer derart Gefallen an den Aufgabenstellungen findet, dass er mehrere Aufgaben hintereinander löst bzw. sich damit beschäftigt, kann auch schon mal eine halbe oder ganze Stunde damit verbringen. Bei den Expertenaufgaben ist dies durchaus ein Zeitbereich, den mittelmäßige Durchschnittsidioten wie ich für eine der Aufgaben mindestens benötigen. Wenn die Geduld dafür reicht und nicht der Neugier (nach der besten Lösung) unterliegt. Das ist dann kein Kinderspiel mehr.

Oder ist Prof. Marbles vielleicht doch ein Kinderspiel? Die Altersangabe mit einem Einstieg ab 7 Jahren deutet darauf hin. Ich hatte die Gelegenheit, das Spiel u.a. mit Viertklässlern als jüngsten Professorenadlaten zu testen. Meine persönlichen Erfahrungen, zu denen ich zugegebenermaßen keine professionellen Fachkenntnisse der Pädagogik zählen kann, lassen mich an der Tauglichkeit eines regelkonformen Einsatzes in jüngeren Altersstufen zweifeln.

Gerade die optische, akustische und haptische Wirkung des Materials lässt das Interesse bei allen Altersklassen in Sekundenbruchteilen erwachen. Beim Testeinsatz im offenen Ganztag hatte ich in vorheriger Absprache eine Gruppe von fünf Teilnehmern durch die Erzieherin zugeteilt bekommen. Während der einstündigen Testphase zählte ich jedoch zeitweise bis zu 20 kleine Köpfe, die sich neugierig um das Geschehen scharten. Die allermeisten der darin befindlichen Augenpaare richteten sich auf das Spiel und nicht auf mich.

Um das Interesse nicht nur als kurzes Aufflackern eines Bunsenbrenners zu erleben, sondern eine konstante Begeisterungsflamme zu entzünden, benötigt es Erfolgserlebnisse. Dies gilt ebenfalls altersunabhängig. Siebenjährige werden diese in der Regel nur dann haben, wenn entweder jemand Älteres unterstützt oder die Einhaltung der Regeln durch etwas laschere Kontrolle ... freiheitlicher wird.

Auch die von Regelwerk und Aufgabenstellung losgelöste Beschäftigung mit dem Material ist Kindern in den unteren Grundschulklassen möglich. Da der Hauptbestandteil in seiner kugelrunden Form bei motorisch unsachgemäßer Behandlung schnell entgleitet, könnte ein unbeaufsichtigter Einsatz in dieser Altersgruppe zu raschem Materialschwund führen. Erzieherinnen und Erzieher seien daher vorgewarnt, wollen sie nicht während der Arbeitszeit das Risiko eines ungewollten Slapsticks in Form des Ausrutschens auf den namensgebenden Materialanteilen in Kauf nehmen.

Schaut man an das andere Ende der ausgewiesenen Altersspanne, entdeckt man die immer noch mit überwältigender Mehrheit vorherrschende Diskriminierung der am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppe des Landes: Wieder einmal werden Personen im zarten Alter von 100+ ausgegrenzt. Dabei ist der Einsatz von Prof. Marbles außerhalb seines Labors in Seniorenkreisen genauso wertvoll wie bei Heranwachsenden. Nur der Zweck ändert sich: Anstelle des Erlernens dienen die geforderten motorischen und synaptischen Fähigkeiten dem Erhalt derselben.

Richtig gewählt ist die nach oben offene Anzahl der Mitspieler: Wer alleine, paarweise oder in größeren Gruppen kooperierend den eigenen Stand der Logik- und Haptikfähigkeiten in sehr unterhaltsamer Form überprüfen will, dem sei dieses Spiel nachdrücklich bis dringend empfohlen. Zur Bestnote fehlt lediglich das herausragende Alleinstellungsmerkmal bzw. die Innovation. Aber das ist hauchdünn, denn es liegt eine hervorragende Umsetzung von logischen Aufgabenstellungen vor.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Prof. Marbles: 4,5 4,5, 2 Bewertung(en)

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