Rezension/Kritik - Online seit 23.10.2012. Dieser Artikel wurde 4775 mal aufgerufen.

Sidi Baba

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Autor: keine Angabe
Verlag: Hurrican
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 3 - 7
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2011
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
3,0 3,0 Leser
Ranking: Platz 5783
Sidi Baba

Spielziel

Sidi Baba und seine Freunde stehen vor der Räuberhöhle und beschließen, sich hineinzuwagen. Es erwartet sie ein Irrgarten, aus dem sie wieder herausfinden müssen, aber erst, nachdem sie den sagenhaften Räuberschatz gefunden haben. Schnelle Entscheidungen sind jedoch gefragt, denn die Zeit drängt! Erstens hat der Räuberhäuptling den Einbruch bereits bemerkt und ist den Eindringlingen auf den Fersen, und zweitens sind die Lichtvorräte der Abenteurer sehr begrenzt.

Ablauf

Ein Spieler wird zum Spielleiter ernannt. Er stellt den Sichtschutz auf und legt vor sich eine der Labyrinth-Tafeln aus, auf welcher er anschließend sechs Schätze beliebig verteilt. Die übrigen Spieler agieren als Gruppe. Jeder von ihnen erhält drei Golddukaten. Außerdem teilen sie die 12 Öllampen möglichst gleichmäßig unter sich auf. Danach stellen sie sich in einer Reihe vor dem Höhleneingang auf und der vorderste Spieler gibt eine seiner Öllampen an den Spielleiter.

Der Spielleiter aktiviert sofort die Sanduhr, welche genau drei Minuten läuft – danach ist das Lampenöl verbrannt und die Gruppe muss ein neues Licht entzünden. Gleichzeitig muss jener Spieler nach vorne gehen, der die Öllampe abgegeben hat. Über die weitere Reihenfolge der Spieler muss sich die Gruppe beraten. In jedem Fall dreht der Spielleiter die Sanduhr gleich wieder um, so dass die Zeit sofort weiterläuft. Außerdem erhält der Spieler für jeden Lampenwechsel ein Räuberplättchen. Davon hat er bereits zu Spielbeginn eines - sie dienen dazu, den Räuberhauptmann im Höhlenlabyrinth vorwärts zu bewegen und die Spieler mit widrigen Ereignissen zu überraschen.

Der Gruppenvorderste ist immer der Sprecher und muss dem Spielleiter mitteilen, wie sich die Gruppe bewegen will. Dafür stehen reine Drehbewegungen sowie Drehen mit gleichzeitigem Vorwärtslaufen zur Verfügung. Der Spielleiter kennzeichnet die neue Position der Gruppe auf dem Labyrinthplan und ändert die Tunnelansicht für die Gruppe, die sich daraufhin abermals entscheiden muss, wie sie weitermachen wird.

Auf diese Weise geht es weiter, bis ein Schatz entdeckt wird. Pro Spieler zieht der Spielleiter ein Schatzkärtchen aus dem Beutel. Gemäß ihrer Reihenfolge dürfen die Spieler je ein Schatzplättchen wählen. Dabei gibt es solche mit festen Werten und andere, deren Wert sich enorm erhöht, wenn man ein zweites derselben Art bekommt. Unter den Schatzkärtchen befinden sich auch Flaschengeist-Plättchen. Diese kann ein Spieler zu einem beliebigen Zeitpunkt ausspielen und der Gruppe im Labyrinth damit helfen. Nach dem Ausspielen darf der jeweilige Spieler aus drei zufällig gezogenen Schatzplättchen eines aussuchen. Man sollte das Ausspielen jedoch nicht vergessen, denn am Ende sind die Flaschengeister wertlos. Auch Flüche kann eine entdeckte Schatztruhe enthalten. Diese treffen immer den vordersten Spieler, der dann zusehen darf, wie sich seine Mitspieler über die Schätze freuen, während er leer ausgeht.

Zwischendurch darf der Räuberhauptmann zuschlagen. Für jedes ausgespielte Räuberplättchen darf der Spielleiter der Gruppe alle möglichen Unannehmlichkeiten bereiten oder den Räuber im Labyrinth bewegen; trifft dieser auf die Gruppe, müssen Schätze abgegeben werden.

Das Spiel kann auf zweierlei Arten enden: Entweder findet die Gruppe um Sidi Baba die große Schatzkiste sowie einen der drei Höhlenausgänge, bevor ihr Lampenvorrat zur Neige gegangen ist. In diesem Fall zählt jeder Spieler seine Schätze und es gewinnt, wer am meisten zusammenraffen konnte. Oder aber der Gruppe gelingt die Rückkehr ans Tageslicht nicht rechtzeitig - dann konnte der Räuberhauptmann das Spiel für sich entscheiden.

Fazit

Das Besondere an Sidibaba ist der Spielverlauf in Echtzeit. Keiner hat Zeit - die jeweiligen Diskussionen, sei es, wenn es um die Schatzverteilung geht oder die Reihenfolge beim Marschieren und das damit verbundene Abgeben einer Öllampe. Da kann schon mal richtig Stress aufkommen.

Während aber bei Erwachsenen das Ganze noch ziemlich gemäßigt abläuft, werden Kinder im Laufe des Spiels immer zappeliger. Sie fiebern richtig mit, wenn sie merken, dass ihr Lampenvorrat zur Neige geht und sie den Hauptschatz bis dahin immer noch nicht entdeckt haben. Ganz zu schweigen davon, dass sie keinen der Ausgänge auf Anhieb wiederfinden würden, obwohl es derer drei gibt. Hier macht das Spielleiterdasein richtig Spaß, denn da ist wirklich Stimmung im Spiel! Das liegt auch daran, weil Kinder meistens zu viel Zeit damit vertrödeln, über die Verteilung der Schätze zu diskutieren bzw. über die Reihenfolge beim Marschieren.

Erwachsene gehen mit dieser Situation viel planvoller um. Meist legen sie schon zu Beginn fest, dass nach jedem Lampenwechsel der Reihenerste ans Ende der Schlange wechselt. Damit wird ein Zeitdieb schon einmal ausgeschaltet. Auch beim Sammeln der Schätze ist man sich meistens viel schneller einig, weil man sich der Zeitnotlage ständig bewusst ist, nicht erst gegen Ende des Spiels, so wie das bei Kindern meistens der Fall ist. Auch wissen viele Erwachsene, dass man aus einem Labyrinth 100%ig wieder hinausfindet, wenn man konsequent immer nach links oder rechts abbiegt. Zwar betritt man auf diese Weise nicht alle Felder des Labyrinths und findet damit auch nicht unbedingt alle Schätze, aber zumindest den Ausgang kann man so leicht ausfindig machen. Und so lange der Hauptschatz gefunden wird, sind alle anderen Schatzkisten einfach nur nette Zugaben, auf die man gegebenenfalls auch verzichten kann.

Das Bewegen im Labyrinth hört sich vielleicht leichter an, als es ist. Schließlich muss man sich alles merken, denn keiner darf sich Notizen machen. Und guter Orientierungssinn wurde nicht jedem in die Wiege gelegt. Trotzdem haben es die Schatzsucher noch vergleichsweise einfach. Denn während sie als Gruppe agieren (vorerst zumindest), ist der Spielleiter Einzelkämpfer. Und ein Kämpfer ist er auch im wahrsten Sinne des Wortes, denn was er in den maximal 36 Minuten Spielzeit zu leisten hat, ist nicht ohne. Ständig hat er den Überblick zu bewahren. Zwar wird im Labyrinth durch ein gut ausgedachtes System genau vorgegeben, wann der Leiter welches Höhlenbild vor den Sichtschirm stellen muss, aber das Auswechseln dieser Karte (das übrigens oft von drängelnden oder abwertenden Kommentaren der Gruppe begleitet wird, denen das alles viel zu langsam, weil auf Kosten ihrer Zeitlampen geht) ist ja schließlich nicht der einzige Job, den er zu leisten hat.

Da gilt es zum einen, ständig die Sanduhr im Auge zu behalten, schließlich werden die lieben Mitspieler bestimmt nicht darauf hinweisen, wenn ihre aktuelle Lampe erlischt. Dann darf er nicht vergessen, sich für jede ausgewechselte Lampe ein Ereignisplättchen zu nehmen. Davon gibt es immerhin zehn verschiedene, deren Bedeutung man auch nicht unbedingt auf Anhieb parat hat, so dass man zwischendurch manchmal noch verzweifelt in der Anleitung blättern muss, um den entsprechenden Text schnell nachzulesen. Eingesetzt wollen diese Plättchen natürlich auch werden, denn sie sind allesamt gemein, und schließlich möchte man als Spielleiter ja alles tun, damit man selbst gewinnt. Ach ja, ehe ich's vergesse: Der Spielstein der Gruppe muss im Labyrinth natürlich auch – gemäß den Bewegungsanweisungen der Mitspieler – richtig gezogen werden. Da bleibt es nicht aus, dass man als Spielleiter schon mal spürt, wie langsam die Stirn feucht wird.

In jedem Fall schaffen es Kinder nicht, diese Rolle sachgemäß auszuführen. Vermutlich ist das auch der Grund, warum das Spiel ab 14 Jahren empfohlen wird. Meine Testpartien haben jedoch gezeigt, dass 9- und 10-Jährige problemlos in der Gruppe mitspielen können. Ich empfand das Spielen mit Kindern sogar als wesentlich unterhaltsamer als das Spiel mit Erwachsenen, obwohl auch von diesen das Spiel jedermann als originell und somit als eine gelungene Abwechslung empfand.

Was jedoch ausnahmslos alle erwachsenen Mitspieler kritisierten, war die finale Gewinner-Ermittlung. Jeder war der Meinung, dass Sidibaba viel runder und gelungener erschiene, wenn es lediglich eine Siegerentscheidung zwischen der Gruppe oder dem Spielleiter geben würde. Denn die Verteilung der Schätze erfolgt doch sehr zufällig – man kann hier kaum geplant vorgehen. Auch ist es reines Glück, wer von den Fluchtruhen verschont bleibt und wer nicht bzw. wem der Räuber wertvolle Schatzplättchen klaut und wem nicht. Somit ist es kaum steuerbar, wer das Spiel – sofern die Gruppe ihr Ziel erreicht – gewinnt.

Im Hinblick auf das Material gibt es nichts zu bemängeln. Die Schachtel ist mit viel farbenfroher, stabiler Pappe ausgestattet. Lediglich die Spielregel ist ein wenig zu kritisieren, denn aufgrund ihrer zwar originellen, aber eher unübersichtlichen Zickzack-Einteilung hat man vor allem beim ersten Lesen einige Mühe.

Wer kooperative Spiele mag, sollte Sidibaba ausprobieren. Die Grundidee des Spiels ist erfrischend neu und sehr gelungen, und die etwas weniger gelungene Siegerentscheidung kann man ja leicht abändern. In jedem Fall haben Kinder viel Freude an dem Spiel, sofern sich ein Erwachsener dazu bereit erklärt, sie durch das Höhlenlabyrinth zu hetzen.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Sidi Baba: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.09.12 von Sandra Lemberger

Leserbewertungen

Leserwertung Sidi Baba: 3,0 3.0, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.10.12 von Mario Sandor - Bei allen Runden bei uns für den Spielleiter nur Stress und wenig Spass - auch wenn die Idee toll ist. Oft war die Gruppe zu schnell für den Spielleiter.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.10.12 von Melanie - wir haben es auf der Spiel12 gespielt mit 1 w. Erw. mit zwei kids je 12 Jahre alt. Als Erw. war ich oft völlig ahnungslos aber die Kids hatten oft einen guten orientierungssinn. Waren sehr begeistert und werden es kaufen. Haben bei Fragen einfach Sanduhr kurz abgelegt und als Spielergruppe doch immer kurz gewartet bis neue Gangkarte gezeigt wurde und uns dann abgestimmt...hat soviel spaß gemacht und war mal etwas ganz anderes
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.02.15 von Dennis L. - Fiel bei uns leider komplett durch!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.02.15 von Maja

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