Rezension/Kritik - Online seit 18.06.2017. Dieser Artikel wurde 6177 mal aufgerufen.

Spaghetti

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Autor: Michał Gołębiowski
Illustration: Bartłomiej Kordowski
Verlag: HUCH!
Granna
Rezension: Christoph Schlewinski
Spieler: 2 - 4
Dauer: 20 - 30 Minuten
Alter: ab 6 Jahren
Jahr: 2016, 2017
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
Ranking: Platz 2649
Spaghetti

Spielziel

Ein riesiger Haufen Spaghetti und vier große Fleischklößchen. Wer kann da widerstehen? Eben, keiner. Die als Pasta getarnten Schnürsenkel in verschiedenen Farben müssen wir aber nicht essen. Nur so geschickt vom Teller ziehen, dass nichts herunterfällt.
Klingt einfach? Na dann zieht mal. Ihr seht dann schon, wie die Nudel hier gewickelt ist.

Ablauf

Die gesamte Ladung Schnürsenkelpasta kommt auf den Pappteller, wird schön per Hand durchgemengt und als Krönung die Fleischbällchen oben drauf gelegt. Sanduhr umgedreht, und der Erste darf ziehen.

Wo und wie man ziehen will, ist vollkommen egal. Die Nudeln bringen - je nach Farbe - unterschiedlich viele Siegpunkte und sind auch länger, je mehr sie wert sind.

Zwei Dinge dürfen beim Ziehen aber nicht passieren:

  1. Kein Fleischbällchen darf vom Teller kullern.
  2. Es darf keine Schnürsenkelpasta den Tisch berühren.

Sollte einer dieser Fälle eintreten oder die Zeit abgelaufen sein, ist die Runde sofort vorbei. Man kann die Nudeln noch mal durchmengen, wenn man will, und gibt den Teller an den Nächsten weiter.

Die Fleischklößchen darf man sich auch nehmen, WENN sie denn keine Nudeln berühren, sondern komplett frei liegen. Klößchen bringen einen Punkt.

Ist der Teller leer, zählen alle ihre Punkte zusammen und müssen für den Sieger echte Pasta mit echten Fleischklößchen zubereiten.

Wer ist schwerer haben will, nimmt entweder den (wesentlich) kleineren Teller und/oder noch ein paar zufällig gezogene Rezeptchips dazu. Wer es schafft, in seinem Zug die Nudeln (oder auch Fleischbällchen) aus dem Berg zu ziehen, die auf dem Chip abgebildet sind, erhält ihn und damit auch die Zusatzpunkte.

Fazit

So kurz die Spielbeschreibung, so schnell erklärt sich Spaghetti auch. Man ist im Grunde sofort drin, denn es sieht ja wirklich aus wie ein Teller Nudeln mit Klößchen. Das ist besonders für die Zielgruppe der Kinder ab sechs gut, denn die wissen sofort, was dieses Spiel von ihnen will - und nicht nur die.

Normalerweise ist ein Spiel, bei dem man auf die Sanduhr UND auf das achten muss, was der Spieler am Zug macht, für ein Kinderspiel ungünstig. Die Kinder konzentrieren sich erfahrungsgemäß nur auf den Spieler am Zug, und die Zeit hat keiner mehr im Blick.

Das ist bei Spaghetti nicht so. Wahrscheinlich, weil der Berg Spaghetti endlich ist und man keinem eine Nudel mehr gönnt. Ganz genau hab ich das nicht ergründen können. Was aber auch nicht schlimm ist. Im Gegenteil. Dass sich die Kinder hier automatisch kontrollieren, ist super.

Auch bei der Umsetzung hat man sich ganz offensichtlich viel Mühe gegeben und das Spiel ausgiebig mit allen Altersstufen getestet, denn es klappt ganz wunderbar in vielen Gruppen. Nur mit Erwachsenen, nur mit Kindern, mit gemischten Gruppen, sogar schon mit geschickten 4-Jährigen. Sobald der Spieler - egal ob Kind oder "Großer" - hier merkt, dass wildes Ziehen überhaupt nichts bringt, sondern man eher sehr sanfte Gewalt anwenden muss, um die Nudel aus dem Berg zu bekommen, werden auch die Bahnen der Pasta im Haufen beachtet, plötzlich wird der Teller gedreht, alles wird genau gescannt ... da macht der Aufwand und die Geschichte überall Sinn.

Ich war dazu noch oft erstaunt, mit wie viel Feingefühl hier manche Kinder zogen und ich mit wie viel Schnelligkeit. Nur ein paar rabiate Mitspieler haben bis zum Schluss nicht verstanden, dass man hier nicht einfach drauflos reißen darf, aber auch die haben ein paar Nudeln abgreifen können. Also auch ein kleines Erfolgserlebnis.

Spaghetti ist ein Spiel, das ich zum Testen in Einrichtungen immer mitbringen kann, es wird immer gespielt. Die Regeln sind so einfach, dass sich die Kinder diese mittlerweile gegenseitig erklären und ich das Spiel einfach nur auf den Tisch stellen muss.

Es gibt nur eine Sache, die an Spaghetti nicht so gefällt:

Das Endspiel. Denn nur da können (in den meisten Fällen) die Klößchen gefahrlos vom Teller geholt werden. Es hat also schon etwas mit Glück zu tun, wann man den Teller bekommt, wie viele Nudeln noch drauf liegen und ob man sich die Bällchen schnappen kann. Die sind zwar nur einen Punkt wert, aber üben auf die Kinder trotzdem eine magische Anziehungskraft aus. JEDER will die Bällchen haben!!! Und manche sind enttäuscht, wenn die ihrem Mitspieler eine zu gute Vorlage bieten. Das gefällt der Zielgruppe nicht, zumal das Spiel ansonsten keine Glückskomponente hat.

Man muss aber auch sagen: Das ist ein kleiner, fehlender Schnörkel in einem ansonsten schnörkellosen Spiel. Thema, Altersangabe, Anspruch, Umsetzung - das passt alles. Die Regel ist gut und ein bisschen rezeptartig geschrieben, liest sich gut und lässt keine Fragen offen.

Und mit den Rezeptchips kommt genau die richtige Schwere mit rein. Nicht so viel, aber eben auch nicht zu wenig, um uninteressant zu sein. Will man seine Mitspieler schocken, legt man den kleinen Teller auf den Tisch. Mit dem zu spielen ist eine echte Herausforderung, der sich aber auch die Kinder gerne stellen. Für die wird das Spiel dadurch plötzlich wieder ganz neu, weil sie eben nicht so ziehen können, wie vom großen Teller.

Hier zupfen sich alle gern die Pasta aus dem Haufen und man kann nur dringend anraten, mitzumachen.

Also: Ran an die Kloppse!!!

Rezension Christoph Schlewinski

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Spaghetti: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.02.17 von Christoph Schlewinski - Ein gut konzipiertes und ausgestattetes Kinderspiel, das die Zielgruppe (und nicht nur die) fasziniert.

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