Rezension/Kritik - Online seit 29.02.2016. Dieser Artikel wurde 4640 mal aufgerufen.
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Wesire wollen meistens Gold und Macht, ganz klar. Und am liebstens wollen sie beides ohne große Anstrengung. Aber was, wenn der Sultan es ihnen nicht einfach so hinterher wirft? Sondern ihnen eine richtige Aufgabe gibt? Eine, in der Schnelligkeit und Geschicklichkeit eine Rolle spielen? Dann kommen auch Wesire ins Schwitzen ...
Schnapp die Schätze hat zwei Handlungsorte: den Markt und den Schatzturm. Der Schatzturm besteht - je nach Spielerzahl - aus verschiedenen Schätzen, aber die große Silbersäule, die Wunderlampe und ein kleiner Edelstein sind immer dabei. Der Markt dient als Würfelfläche, und hier landet auch der Würfelbecher des Wesirs, der am Zug ist. Der Becher wird hochgehoben und jetzt schauen sich alle die Farbwürfel auf dem Markt an, denn man muss schnell erkennen, ob dort die Farben liegen, die auf der eigenen Aufgabenkarte abgebildet sind. Das sind immer drei gleiche Farben, und sollten also drei Würfel in dieser Farbe in der Mitte liegen, heißt es SCHNAPPEN! Und zwar die Silbersäule, mehr darf der Schnellste nicht greifen.
Alle anderen versuchen jetzt, sich maximal zwei der restlichen Schätze zu sichern. Die sind alle unterschiedlich viele Punkte wert (die Silbersäule ist natürlich am wertvollsten), und nachdem die Punktekarten für die Schätze verteilt wurden, bekommt der Schnellste eine neue Aufgabenkarte, der Turm wird wieder aufgebaut und der nächste Spieler wird würfelnder Wesir.
Es gibt aber eine Würfelkombination, bei der alle Spieler versuchen können, die Silbersäule zu greifen, unabhängig von ihren Aufgabenkarten. Wenn das Ergebnis nämlich von jeder Farbe mindestens einen Würfel zeigt.
Hat jemand fälschlicherweise die Silbersäule geschnappt, muss er zur Strafe eine seiner Punktekarten abgeben. Glück für die anderen: Sie dürfen ihre in dieser Runde gewonnen Punkte dennoch behalten.
Nachdem zum 10ten Mal richtig geschnappt und gewertet wurde, endet das Spiel. Wer jetzt die meisten Punkte hat, gewinnt und darf sich zur Belohnung als Erster auf sein weiches Wesir-Kissen setzen und erstmal eine Runde verschnaufen.
Orient, Schätze und ein Hauch von Aladin, das ist eine schöne Kombo für ein Kinderspiel, da sind die lieben Kleinen sofort drin. Besonders wenn auch die Ausstattung stimmt. Aber auch das Spiel an sich bzw. die Mechanik sollte stimmen. Und das tut sie bei Schnapp die Schätze leider nur bedingt.
Was also an Schnapp die Schätze nicht so gut gefällt:
Beide Punkte machen Schnapp die Schätze mit Kindern ab 5 schwer spielbar. Setzt man das Alter höher und die Arme werden länger, sieht das zwar schon anders aus, aber die fliegenden Schätze haben dann immer noch die Eigenschaft, auf den Boden zu fallen (besonders im Chaos des Schnappens), und das kann oft schreiend ungerecht werden. Denn dann nützen auch längere Arme nichts. Auch dann ist es oft eine Frage des Glücks, wie die einzelnen Schätze fallen und wer gerade in der Nähe sitzt.
Wenn Kinder in der Zielgruppe von der ersten Partie nicht abgeschreckt werden, spielen sie Schnapp die Schätze zwar noch mal und vielleicht noch mal und vielleicht noch mal, aber leider kam bei diesem Spiel hier irgendwann immer der Punkt, an dem es sehr ungerecht wurde und Kinder danach absolut keine Lust mehr hatten.
Älteren Kindern macht dieser Ungerechtigkeitsfaktor weniger aus. Der wird eher mit Spaß am Chaos kompensiert. Aber trotzdem spielt er auch bei ihnen eine Rolle, weswegen auch bei älteren Kindern öfter welche dabei sind, die dann keine Lust mehr auf dieses Spiel hatten.
Schnapp die Schätze ist deshalb noch kein Rohrkrepierer, aber es bleibt weit hinter dem, was Geschichte und Ausstattung versprechen. Hier funktionierte es am besten in der Altersgruppe 8 bis 12 ... und in reinen Erwachsenenrunden. Für die hat Schnapp die Schätze tatsächlich auch einen Reiz. Vor allem können diese beiden Altersgruppen ihre Punktekarten zügig zusammenzählen. Was von 5-Jährigen einfach zu viel verlangt ist.
Für Kinder zwischen 5 bis 6 Jahren muss man von Schnapp die Schätze deshalb leider abraten. Für Ältere könnte es vielleicht einen Blick wert sein.
Rezension Christoph Schlewinski
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Schnapp die Schätze: 3,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.01.16 von Christoph Schlewinski |
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