Rezension/Kritik - Online seit 21.10.2016. Dieser Artikel wurde 9787 mal aufgerufen.
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Der schwarze Tod ... unerbittlich dezimierte er die Weltbevölkerung, forderte Millionen von Opfern ... nur nicht bei Zombicide Black Plague. Hier rottet der Bazillus zwar ebenfalls unerbittlich die Bevölkerung aus, aber natürlich erheben sich die Toten aus ihren Gräbern und ... wir kennen den Rest. Und natürlich müssen wir wieder die Welt vor der Untoten-Invasion retten. Allerdings ohne die geliebte Maschinenpistole oder Schrotflinte, denn im Mittelalter ging es bekanntlich etwas handfester zu.
Genaue Regeln findet man – wie immer – hier.
Was jetzt kommt, sind die Unterschiede zwischen dem postapokalyptischen und dem mittelalterlichen Zombicide ... und Unterschiede gibt es genug.
Wie es sich für das Mittelalter gehört, gürtet sich der Held mit Schild und Rüstung. Die sind wahre Lebensretter bei Zombicide Black Plague.
Jede Rüstung hat einen anderen Wert, den man mindestens würfeln muss, um einen Treffer durch Zombies abzuwehren. Egal, ob man von einem oder von 20 Untoten angegriffen wird. Für jeden Treffer wird gewürfelt. Das Schild hat dabei noch eine besondere Fähigkeit: Entweder man wehrt Treffer mit dem Rüstungswert ab oder man darf alle Treffer noch mal versuchen abzuwehren. Das erste Ergebnis verfällt und das zweite zählt.
Es gab im Mittelalter zwar keine Maschinenpistole, aber dafür Pfeil und Bogen oder Armbrüste. Die haben den Nachteil, immer nur ein Projektil auf einmal zu verschießen (es sei denn, es sind besondere Waffen, die man finden kann), aber dafür auch einen gewaltigen Vorteil: Schießt man bei Zombicide Black Plague in eine Gruppe aus Zombies und Helden, trifft man nicht automatisch die Freunde. Die werden nur durch Fehlschläge in Gefahr gebracht. Da schießt es sich jetzt wesentlich entspannter, besonders, da Rüstungen und Schilde auch gegen Fernkampftreffer wirken.
Dass die Toten sich aus ihren Gräbern erheben, hat bei Zombicide Black Plague einen triftigen Grund: Die bösen Totenbeschwörer hauchen ihnen untotes Leben ein. Totenbeschwörer kommen meistens durch die Zombiekarten ins Spiel – oder durch bestimmte Bedingungen während eines Szenarios (hier auch atmosphärisch passend "Queste" genannt). Sobald diese besondere Figur im Spiel erscheint, bekommt er eine Leibgarde aus Zombies an die Seite und dazu noch ein eigenes Brutplättchen, aus dem sich fortan ebenfalls Zombies ergießen.
Totenbeschwörer wollen immer fliehen und egal, welche Siegbedingung die jeweilige Queste fordert: Gelingt so einem Beschwörer die Flucht, ist die Queste für die Spieler sofort verloren. Dazu können in kleinen Erweiterungsboxen spezielle Beschwörer ins Spiel gebracht werden, die über besondere Fähigkeiten verfügen und den Helden das Leben noch schwerer machen.
Und, na klar: Kein mittelalterliches Fantasy-Abenteuer kommt ohne Zauberei aus. Bei Zombicide Black Plague gibt es einen Kampfzauber als Grundausrüstung, weitere können gefunden werden. Kampfzauber ersetzen quasi die Maschinenpistole oder Bazooka, aber es gibt noch mehr Magie. Jetzt können sich die Helden unsichtbar machen und somit unbemerkt an Zombies vorbeischleichen, sich schneller bewegen, Feuerinfernos auf die Gegner hageln lassen und noch viel mehr.
Und last but not least: das neue Heldentableau. Aus festem Plastik, Ablageflächen für Waffenkarten, Schlitze, um bis zu fünf Gegenstände im Rucksack zu verstauen und Steckmarkern, um die freigeschalteten neuen Fähigkeiten und die Lebenspunkte anzuzeigen. Das ist gut durchdacht und sehr praktisch. Bis auf den Anzeiger der Erfahrungspunkte. Der klemmt manchmal und ist ein bisschen fummelig. Aber dennoch: praktisch.
Zombicide Black Plague hat hier die Fans der Zombicide-Welt voll überzeugt – obwohl am Anfang alle mehr als skeptisch waren. Das Gefühl, dieses Spielsystem mit einem Mittelalterthema endgültig zu Tode zu melken, machte sich hier breit. Aber es genügte bei allen das Einstiegsszenario ... sorry ... die Queste, um die Bedenken zu zerstreuen.
Die kleinen Regeländerungen, um das Spielsystem auf das Mittelalter anzupassen, sind sehr gut durchdacht und schaffen tatsächlich ein neues Spielgefühl. Hier stimmt thematisch und atmosphärisch alles und Zombicide Black Plague ist bei manchen Fans hier drauf und dran, das normale Zombicide abzulösen.
Bei mir kommen weiterhin beide Systeme auf den Tisch, denn jedes hat etwas für sich. In der "Jetzt-Zeit" muss man mehr aufpassen, sich besser absprechen. Im Mittelalter muss man sich auch absprechen, aber man kann eher dieses "Hinein ins Getümmel"-Gefühl ausleben, das man aus etlichen Fantasy-Spielen kennt. Ein Krieger kämpft erfolgreich gegen 50 Skelette ... was für glorreiche Momente.
Deshalb gibt es an Zombicide Black Plague auch nichts auszusetzen oder zu meckern. Das ist ein rundum rundes Produkt für Freunde des Miníaturen- und/oder Fantasy-Spiels. Gewohnt tolle Ausstattung, gewohnt tolle Figuren und dazu noch: Alle Questen hier sind wie eine kleine Geschichte miteinander verbunden. Wie es sich für ein kleines Fantasy-Abenteuer gehört. Man merkt diesen und vielen anderen Stellen: Hier haben sich die Entwickler wirklich Mühe gegeben und nicht etwa einem erfolgreichen Produkt ein beliebiges Thema übergezogen, das vorne und hinten nicht gepasst hat.
Hier wollte man eindeutig die Fans nicht verjagen, sondern ihre Welt erweitern. Natürlich auch die eigene Produktpalette und ordentlich Absatz machen, versteht sich. Aber trotzdem hatte man die Spieler im Auge. Eine Tatsache, die in der Spielewelt keine Alltäglichkeit ist.
Wer Zombicide mag, wird Zombicide Black Plague ebenfalls mögen – außer den Platz, den die dicken Boxen im Spieleschrank einnehmen. Aber wenigstens sind sie ordentlich gefüllt.
Also: Schwerter raus, Zauber bereit machen, den Bogen spannen und ran an den übel riechenden Feind!
Rezension Christoph Schlewinski
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Zombicide Black Plague: 6,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.08.16 von Christoph Schlewinski - Tolle, neue Welt für das Zombicide Universum. |
Leserwertung Zombicide Black Plague: 6.0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.08.16 von Florian Hullmann - Das Spiel macht süchtig (und verführt dazu, viel Geld in bunte Farbtöpfe zu investieren). Die Regeln sind besser als im Original-Zombicide, insbesondere durch die Abmilderung des Frindly-Fire Effektes. Das Setting im Mittelalter/Fantasy Rahmen spricht mich mehr an, auch finde ich das Material, noch mal einen Ticken besser als bei Z1. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.06.20 von whynotwi - Das Spiel spielt sich im Grunde wie die "alten" Zombicide-Varianten. Allerdings macht es durch das schaurige Setting im Mittelalter nochmal einern Tick mehr Spaß. Auch die neuen Spielerplatten (statt der Karten in der alten Version) sind gelungen. Die Karten haben einen festen Platz und fallen nicht irgendwo auf dem Tisch herum. Wenn man mal vor Begeisterung gegen den Tisch stößt, verrutschen die Marker auf den Spielertableaus nicht mehr. Top gelöst ! Die neuen Ideen mit den Totenbeschwörern bringen neues Salz ins Spiel. Auch die vereinfachte Friendly-Fire-Lösung tut dem Spiel gut (wir hatten auch in den alten Versionen bereits per Hausregel die Friendly-Fire-Regel entschärft). Alles in allem wieder eine gelungene Version und mit all den Miniaturen und den liebevoll gestalteten Karten auf jeden Fall das Geld Wert ! |