Rezension/Kritik - Online seit 01.08.2003. Dieser Artikel wurde 6454 mal aufgerufen.

Prospektor

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Autor: Werner Falkhof
Harald Topf
Verlag: Gebr. Topf/ABAS
Rezension: Ferdinand Köther
Spieler: 2 - 7
Dauer: 60 - 90 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2003
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 3254
Prospektor

Spielerei-Rezension

Aufbruch zu den Sternen heißt dieses Spiel im Untertitel – Aufbruch zu den Planeten wäre treffender, geht es doch um die Ausbeutung von Rohstoffen auf allen Himmelskörpern unseres Sonnensystems und dazwischen.

Egal, der Spielfreude bei diesem Kartenspiel tut das keinen Abbruch, wobei Kartenspiel das Material bezeichnet, nicht aber das eigentliche Spielprinzip, das eine Kombination aus Lege- und Entwicklungsspiel ist. Außer Karten braucht man noch Counter, die zum Selbstausschneiden mitgeliefert werden – oder stattdessen Würfel, die man extra erwerben oder natürlich aus eigenem Fundus nehmen kann, sofern man genügend verschiedenfarbige zur Verfügung hat.

Pro Planet (inkl. Asteroidengürtel) gibt es sieben Karten, ebenso für zwei „Space“ genannte Positionen, „Leerraum“ zwischen den Planeten. Diese Karten werden verdeckt und separat in eine Reihe nebeneinander gelegt, wobei in die Planetenstapel bis zum Saturn noch jeweils eine Jokerkarte eingemischt wird.

Die bis zu sieben Spieler haben Handkarten von den Planetendecks, spielen, d. h. legen eine davon aus, jeweils unterhalb des entsprechenden Planetenstapels, und ziehen nach. Auslegen darf man immer nur neben bereits liegende Karten oder unter bestimmten Bedingungen auf bereits liegende Karten, natürlich muß immer der jeweilige Ort beibehalten werden, also z. B. Venus auf Venus, bzw. Venus nur neben Erde (und neben Merkur natürlich) etc.

Die Karten weisen am unteren Rand vier Rohstoffsymbole auf, entweder mit Zahlen versehen oder auch nicht, das sind die auf diesem Planeten zu findenden Rohstoffe. Genau so wichtig wie die Menge der vorhandenen Rohstoffe sind die sog. Orbitallinien, breite, farbige Querstreifen, immer wieder in unterschiedlicher Zahl angeordnet und manche mit dicken Punkten versehen, Rendezvous-Punkte genannt.

Diese Linien und Punkte sind das A und O des Spieles, und entsprechend geschickt zum eigenen Vorteil Karten zu legen ist die Kunst des erfolgreichen Prospektors. Denn um die Rohstoffe eines Planeten auch ernten zu können, muss sich ein eigenes Raumfahrzeug auf einem Rendezvous-Punkt befinden und dieser muss durchgehend über die entsprechende Orbitallinie aller dazwischenliegenden Karten mit der Erde verbunden sein. Die Rendezvous-Punkte haben eine weitere Bedeutung: nur auf ihnen können die Spieler zwei eigene Raumschiffe zu einer Raumstation kombinieren, welche den doppelten Ertrag einbringt oder auch eine Raumstation mit einem Raumschiff koppeln und so in eine Raumfabrik umwandeln, was sogar den drei- bis sechsfachen Ertrag bedeutet.

Während (neue) Raumschiffe auf der Erde eingesetzt werden und naturgemäß über die durchgehenden Orbitallinien von Planet zu Planet fliegen können, so weit wie man will bzw. die Linie reicht, sind Raumstationen und –fabriken ortsgebunden, können dort aber die Orbitallinien wechseln, um einen günstigen „Flugkorridor“ für die zu verschickenden Rohstoffe zu finden.

So viel zum Spielsystem, einige wenige weitere Einzelheiten sind an dieser Stelle nicht nötig zu erwähnen. Die Regeln sind einfach, das Spielprinzip aber ist vertrackt und erfordert eine einigermaßen große Logistikleistung, wobei absolute Planung nicht möglich ist, der Zufall in Form der gezogenen Karten und der anderen Spieler spricht ein Wörtchen mit – und das ist gut so, denn Prospektor ist schließlich ein Spiel und keine 100%ig funktionierende Weltall-Bergbaufirma. Sieger ist nach 12 Runden (oder beliebig anders zu vereinbaren) der Spieler mit den höchsten Erträgen in den meisten der vier Rohstoffarten. Hört sich aufs erste Lesen unverständlich an, macht aber Sinn, Regeln zum Brechen eines Gleichstandes ergänzen das Siegkriterium.

Wenig Sinn machte zunächst das ausschließlich in Kurzform auf Spielkarten mitgelieferte Regelwerk. Inzwischen wird das Spiel aber, so teilt mir der Verlag mit, inklusive der auch im Internet runterladbaren ausführlichen Regeln ausgeliefert, und dann machen die Regelkarten sehr wohl Sinn. Die Regeln sind überwiegend ok, in einem Punkt allerdings erklärungsbedürftig – mit dem Begriff Jokerkarten verbindet man universellen Einsatz, das ist auch gegeben, aber die Fragezeichen auf allen Rohstoffsymbolen implizieren zunächst, dass die Erträge unbestimmt sind, also … ausgewürfelt werden sollen oder was? Ebenso viele Fragezeichen auf den Stirnen der versammelten Spielrunde. Die Antwort ist einfach, fehlt aber in der Regel: Eine Jokerkarte bringt den gleichen Rohstoffertrag wie die normalen Karten des Planeten, für den sie gespielt wurde. Muss man trotzdem erst mal drauf kommen – und sollte in der Regel stehen.

Die Kurzregeln der Karten werden auf einer weiteren Karte noch mal in komprimierter Form, sozusagen als „Superkurzregel“, präsentiert, und da stolpert man über den Satz “Jeder Prospektor kann maximal drei Raumfahrzeuge besitzen“ – auch schon in Vorfeld dadurch angekündigt, dass jeder nur drei Würfel erhält, sofern man solche als Raumfahrzeuge verwendet. Benutzt man die mitgelieferten Counter, taucht diese Frage gar nicht erst auf. Fahrzeuge, wohlgemerkt nicht Schiffe, und Fahrzeuge umfassen Schiffe, Stationen und Fabriken. Diese Beschränkung ist zwar gewollt, man sollte sie aber getrost vergessen.

Es ist schon schwierig genug, eine Station und eine Fabrik zu bauen, und meist wird man es kaum zu mehr als drei Fahrzeugen bringen, wer aber so clever spielt und/oder einen guten Draht zu Fortuna hat, sollte auch die Chance zum unbeschränkten weiteren Ausbau erhalten.

Regel- und Siegvarianten runden dieses ausgezeichnete kleine Spiel mit kleinen Regelhaken und großem Spielspaß ab. Ein überflüssiger, aber schön bunter Ablageplan für die Karten ist kostenlos im Internet abrufbar – ein guter Farbdrucker und etwas Bastelarbeit ist erforderlich. Das geht absolut in Ordnung, andere Firmen hätten hieraus vielleicht ein „Brettspiel“ mit großer Schachtel (wegen der Ablagetafel) und entsprechendem Preis gemacht.

Das Sommerwetter bringt mich in Anlehnung an einen alten Beach Boys Song auf den Slogan „Let’s go Schürfin“ – in diesem Fall im ganzen Sonnensystem, es lohnt sich!

Tipp: jede Woche wird bei ebay ein Prospektor versteigert, Startpreis 3,- €. Rohstoff, nein Stoff, für ein gutes Spiel zu möglicherweise noch günstigerem Preis als sowieso schon.

Rezension Ferdinand Köther

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Prospektor: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Ferdinand Köther

Leserbewertungen

Leserwertung Prospektor: 4,0 4.0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Denis - Prospektor ist ein klasse Kartenspiel, welches ein nicht zu unterschätzendes Strategie- aber auch Ärgerpotential besitzt, denn wenn einmal Verbindungen zur Erde gekappt werden, muss man schnell handeln. Außerdem ist die Aufmachung nett, übersichtlich und für einen Kleinstverlag verdammt gut. Seitdem wir das Spiel 2001 kennengelernt haben, möchten wir es nicht mehr missen. Denn ab und an ist ein Flug in die unendlichen Weiten einfach ein Muss.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.02.10 von Gerd Soba

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