Rezension/Kritik - Online seit 07.08.2024. Dieser Artikel wurde 791 mal aufgerufen.
Direktlinks zu den Rezensionsblöcken |
|
|
Ich bin eigentlich jemand, der besonders auf das Thema und auch auf die Optik eines Spiels achtet. Ein öder, schon hundert Mal gesehener Hintergrund oder eine unattraktive Grafikauswahl kann mich schnell von einem noch so guten Spiel davon treiben. Interessanterweise habe ich trotzdem ein Faible für abstrakte Kartenspiele, die größtenteils auf eine thematische Einbindung verzichten und die optisch nur Farben und Zahlen zu bieten haben. Warum das so ist? Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht.
Mind Up! vom französischen Verlag Catch Up Games fiel mir daher sehr schnell ins Auge, weil es einen interessanten Mechanismus aufzuweisen schien. Die Nutzung der gut 100 enthaltenen Karten erklärt ein in Französisch und Englisch beiliegendes Regelheft, das Material hingegen ist komplett sprachneutral.
Zu Beginn erhalten alle Spieler jeweils sieben verdeckte Handkarten. Zudem werden in der Mitte des Tisches so viele Karten ausgelegt, wie Personen am Spiel teilnehmen. Diese werden aufsteigend nach Zahlen sortiert (verschiedene Farben werden dabei ignoriert).
Danach werden die fünf Wertungskarten (mit Werten von 1-5) von einer Person gemischt, zufällig gezogen und von allen Teilnehmern in dieser Reihung ausgelegt, sodass alle Spieler die gleichen Wertungsmöglichkeiten haben (z. B. 1, 4, 5, 3, 2).
In jedem nun folgenden Zug spielen alle Teilnehmer verdeckt eine Karte aus. Diese werden gemeinsam aufgedeckt und dann in aufsteigender Sortierung den Karten auf dem Tisch zugeordnet (die kleinste ausgespielte Karte wird unter die kleinste ausliegende Karte platziert usw.). Die Spieler nehmen dann die jeweils „eroberte“ Karte auf und platzieren sie auf ihre Wertungskarten, nach folgenden Regeln: Befindet sich in der Auslage noch keine Karte der jeweiligen Farbe, so wird die neue Karte auf die – von links betrachtet – erste freie Wertungskarte gelegt, ansonsten wird sie auf die Wertungskarte mit anderen Karten der gleichen Farbe gelegt.
Die auf dem Tisch liegenden Karten bilden danach eine neue Kartenreihe, um die gespielt wird, und der nächste Zug beginnt. Diese Züge wiederholen sich, bis alle Spieler nur noch eine Karte auf der Hand haben; diese wird dann unter die ihrer Farbe entsprechende Wertungskarte gelegt.
Damit endet die erste Runde, und es kommt zur ersten Wertung. Die Anzahl der Karten einer Farbe werden mit dem Wert ihrer jeweiligen Wertungskarte multipliziert. Dazu kommen noch die auf einigen Karten aufgedruckten Boni und Mali. Daraus ergeben sich die ersten Punkte der Spieler.
Für die nächste Runde werden die gerade gewerteten Karten auf die Hand genommen, dazu kommt eine zusätzliche Karte vom Zugstapel. Die Reihe der zuletzt gespielten Karten in der Mitte des Tisches bleibt liegen und bildet das Ziel des ersten Zuges. Die Wertungskarten werden wieder gemischt und in einer erneut zufällig ermittelten Reihenfolge ausgelegt. Danach beginnt die nächste Runde, und nach drei solchen Runden endet das Spiel. Gewonnen wird das Spiel von der Person mit der höchsten Punktsumme insgesamt.
Mind Up! ist schnell zu erfassen, doch es wird nicht schnell langweilig. Man wird zwar immer versuchen, möglichst passende Karten zu bekommen, doch das ist nicht immer einfach. Wieso hat der jetzt gerade eine so niedrige Karte gespielt? Warum hat die nicht was Höheres gespielt, so wie man selbst es erwartet hätte? Es geht immer darum, bestimmte Farben zu ergattern. Also, am besten die schöne blaue Karte, die man für fünf Punkte anlegen kann, nicht die blöde grüne, die gerade mal einen Punkt wert ist und noch dazu einen Malus von -1 hat. Das eigene Kalkül geht nicht immer auf, und weil unklar ist, welche Karten sich überhaupt aktuell im Spiel befinden, wird einem die Göttin des Glücks nicht immer gewogen sein.
Es ist diese Mischung aus (scheinbarer) Berechenbarkeit, einem gewissen Ärgerfaktor und einer guten Portion Glück, die Mind Up! zu einem schönen Zwischendurch-Spiel machen. Der Mechanismus ist neu und unverbraucht, und die simple, aber effektive Optik macht das Spiel zu einem kleinen Hingucker.
Für etwas erfahrenere Runden sind übrigens noch die Zielkarten zu empfehlen, bei denen die Spieler zusätzlich versuchen, bestimmt Ziele auf ihren Wertungskarten zu erreichen (z. B. bestimmte Farben auf bestimmten Wertungskarten oder die meisten Karten einer bestimmten Farbe). Bei Erreichen dieser Ziele gibt es Bonuspunkte, manchmal aber auch Malus-Punkte, wenn man ein Ziel verfehlt.
Es sollte übrigens noch erwähnt werden, dass die Farben der Karten gut voneinander zu unterscheiden sind, und selbst Menschen mit einer Farbschwäche werden angemessen unterstützt, denn jeder Farbe ist noch ein Symbol zugeordnet, das auf den Karten zusätzlich zu sehen ist.
Wer also Spaß an einem Kartenspiel der etwas anderen Art hat, dem möchte ich Mind Up! auf jeden Fall ans Herz legen. Bei uns hat es sich zu einem gern gesehenen Gast auf dem Spieltisch entwickelt.
Rezension Ralf Sandfuchs
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung Mind Up!: 5,0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.07.24 von Ralf Sandfuchs |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.08.24 von Roland Winner - Viel Glück, aber auch viel Spannung. Schöner Füller oder Absacker. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.08.24 von Michael Kahrmann - Klasse. Ein weiteres Highlight eines starken (Karten)Spielejahrgangs. Gerne wieder. |
Es sind noch keine Leserbewertungen abgegeben worden.