Rezension/Kritik - Online seit 27.04.2007. Dieser Artikel wurde 7248 mal aufgerufen.

Hameln

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Autor: Fraser Lamont
Gordon Lamont
Illustration: Gordon Lamont
Fraser Lamont
Judith Lamont
Verlag: Fragor Games
Rezension: Ferdinand Köther
Spieler: 3 - 5
Dauer: 60 Minuten
Jahr: 2006
Bewertung: 3,2 3,2 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 5810
Download: Kurzspielregel [PDF]
Hameln

Spielerei-Rezension

Berlin, Hamburg, Köln, München kennt jeder, und Hameln natürlich. Vielleicht „ganz moderne“ Kinder nicht, die Bücher für Dekorationsgegenstände halten, aber nicht wissen, wie man solch ein Wort schreibt, ist ja viel zu lang für ’ne SMS. Aber das soll hier nicht näher erörtert werden.

Es waren einmal zwei Brüder in Schottland, die eines Tages auf die Idee kamen, vortreffliche Spiele zu erfinden. Leapfrag war ihr erster Streich, Shear Panic folgte nicht zugleich, sondern ein Jahr später – inzwischen als Haste Bock? in deutscher Lizenzausgabe mit geringfügigen Veränderungen in hoffentlich keinem Spielerhaushalt mehr fehlend, der was auf sich hält, denn die Kleinauflage unter eigener Regie war damals schneller vergriffen, als ein ungeübter Haste Bock auf Shear Panic? fragen kann.

Es begab sich nun, daß die Gebrüder Lamont der Geschichten der Gebrüder Grimm kundig waren und es ihnen besonders der „Pied Piper of Hamelin“ angetan hatte, zu Deutsch „Der Rattenfänger von Hameln“. Und schon wurde daraus ein Spiel gemacht …. wieder ein Jahr später, nämlich zur Spiel ’06.

Leapfrog hatte rein gar nichts mit Shear Panic gemein, beide sind völlig anders als Hameln.

Ok, analog zu den niedlichen Schäfchen in Shear Panic finden wir in Hameln niedliche Rattenfiguren (tatsächlich!), eine Katzenfigur und natürlich den Rattenfänger, damit hören aber jegliche Analogien auf.

Hameln hat nicht mehr den Charme eines gut gemachten Hobbyproduktes, sondern wurde professionell produziert, die Auflage war klein, aber nicht ganz so klein, und die Regeln gibt es dieses Mal nur auf Englisch – ein paar kleinere Nickeligkeiten bügelt die deutsche Kurzregel, im Internet bei H@ll 9000 erhältlich, aus.

Der Spielplan zeigt im Wesentlichen die Stadt Hameln, d. h. Häuser, die um einen Marktplatz herum gruppiert sind, daneben einige Sonderfelder und –leisten, z. B. für die sich häufig ändernde Spielerreihenfolge oder die Straße nach Transsylvanien, auf welcher der Rattenfänger die Kinder entführt. In den Häusern wird Fleisch, Bier, Käse oder Brot hergestellt, auch Politik gemacht, also Einfluß produziert. Jedes Haus bietet Platz, als männlich und weiblich gekennzeichnet, für zwei Spielerfiguren (kleine „Carcassonne“-Männchen), die immer beide verschiedenen Spielern gehören müssen! In seinem Zug muß jeder Spieler eine von vier möglichen Pflichtaktionen ausführen, und kann außerdem eine von drei freiwilligen Zusatzaktionen unternehmen.

Ein Mann in einem Haus bekommt z. B. das entsprechende Produt, wenn er aktiv wird, die zugehörige Frau - eines anderen Spielers, wohlgemerkt - bereitet derweil die Hochzeit eines Kindes vor oder erhält einen Florin, so heißt hier die Währung. Nur über Hochzeit können die Spieler sich kostenpflichtig in weitere Häuser ausbreiten, immer zusammen mit einem Partner, sprich anderen Spieler. Ein interessanter Mechanismus, der unterschiedlichste Allianzen ermöglicht und auch gebietet. Eine Aktivierung eines Hauses hat nur leider auch zur Folge, daß die Ratten dort einfallen, runde Plättchen werden auf vorgegebene Felder gesetzt, welche die unangenehme Eigenschaft haben, auch für das Nachbarhaus zu gelten. Sobald alle Rattenfelder eines Hauses besetzt sind, wird eine der erwähnten niedlichen Rattenfiguren dorthin gestellt, dieses Haus kann nicht mehr aktiviert werden. Es sei denn, die Katze kommt, eine der freiwilligen Aktionen.

Sobald alle Rattenfiguren, deren Anzahl abhängig von der Spieleranzahl ist, in Häusern sind, endet die Spielrunde oder Phase, insgesamt gibt es deren drei.

Nun wird der Rattenfänger aktiv und entfernt alle Rattenplättchen aus dem Viertel, in welchem er gerade steht, außerdem alle Rattenfiguren aus der ganzen Stadt. Aber er fordert dafür seinen Tribut – für jedes noch unverheiratete Kind in der Kirche muß gezahlt werden, sonst kommt es auf die Straße nach Transsylvanien.

Zum Spielschluß wird mittels vielfältiger Kategorien der Sieger nach Punkten ermittelt. Bargeld, Einflußpunkte, Häuser, in denen man vertreten ist usw. bringen Punkte, Kinder geiziger Eltern, die der Rattenfänger nach Transsylvanien entführt, sind Minuspunkte wert.

Dieser grobe Überblick mag genügen, ich will die Leser hier nicht mit Regeldetails langweilen. Rattenfallen z. B. (verdeckte Holzchips mit unterschiedlichen Werten), die man als freiwillige Aktion kaufen kann, Warenverkauf zwecks Generierung von Bargeld als eine der möglichen Pflichtaktionen oder die Möglichkeit, den Rattenfänger in ein bestimmtes Viertel zu lochen, sollen hier nicht weiter erläutert werden.

Die Regeln insgesamt sind anfänglich vielleicht etwas undurchschaubar, aber das Verständnis stellt sich schnell ein und es heißt, mit den gebotenen Möglichkeiten geschickt zu jonglieren, vor allem darauf zu achten, mit welchem Partner man welche Häuser bezieht. Alle Spielelemente greifen wunderbar ineinander, das Thema mag etwas aufgesetzt sein, wurde aber geschickt integriert.

Hameln ist ein interessant und mehrschichtig arrangiertes Wirtschaftsspiel, das trotz der witzigen Umsetzung nicht die einzigartige Originalität von Leapfrog oder Shear Panic aussprüht. Originelles Material (die Figuren) und auch teilweise originelle Ideen (die Hochzeitsprozedur z. B.) täuschen nicht darüber hinweg, daß wir es hier mit einem zwar guten, aber doch eher „normalen“ Spiel zu tun haben. Nun gut, es kann nicht immer Kaviar sein, auch solide Hausmannkost kann vortrefflich munden, wenn sie mit der nötigen Finesse Professionalität zubereitet ist, wie in diesem Fall.

Rezension Ferdinand Köther

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Hameln: 3,2 3,2, 9 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.04.07 von Ferdinand Köther
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.11.06 von Jochen Traub
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.01.07 von Uta Weinkauf
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.01.07 von Michael Andersch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.02.07 von Tommy Braun - Irgendwie unausgewogen - das können die schönen Figuren nicht ausgleichen. Auch die Thematik ist mir im Gendergesichtispunkt zu wenig ironisch! Dann doch lieber Sheer Panic.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.03.07 von Silke Hüsges
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.03.07 von Roland Winner - Bisweilen kann der hohe Glücksanteil einen Spieler restlos ins Hintertreffen bringen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.04.07 von Frank Gartner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.04.07 von Peter Nos

Leserbewertungen

Leserwertung Hameln: 5,0 5.0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.04.07 von Fabian Iffland - Mach als Familienspiel mehr Spaß, wie die meisten im I-net zu findenden Rezenssionen vermuten lassen. Vielspieler und Strategiefanatiker werden daran aber höchstwahrscheinlich weniger Spaß haben.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.05.07 von Cyberian - Kein Strategiespielhammer, aber doch besser als vieles andere des letzten Jahrgangs und voll familientauglich. Und dazu noch die witzigen Figuren - was will man mehr?

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