Rezension/Kritik - Online seit 08.11.2008. Dieser Artikel wurde 7564 mal aufgerufen.
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Hier geht es rund um das Thema Erziehung. Wie reagierst du, wenn dein Kind kurz vor dem Essen einen Lutscher haben will? Über mehrere Runden werden verschiedene Fragen aufgeworfen, welche von den Spielern spielerisch beantwortet werden. Zwar gibt es kein Richtig oder Falsch, dafür gibt es stattdessen Punkte.
Der gemischte Kartenstapel wird in der Mitte bereit gestellt, jeder erhält eine Jokerkarte und 10 Chips. Schon kann es losgehen.
Wer an der Reihe ist, zieht die oberste Karte. Die Karten sind in Kategorien eingeteilt und je nach Kategorie wird die Karte gespielt. Anschließend folgt die Bewertungsrunde.
Die Kategorien
Bei Zuschreibung wird einer der 6 Begriffe ausgewürfelt und der Spieler entscheidet sich und begründet, ob der Begriff eher Kindern oder Erwachsenen zugeschrieben wird.
In der Kategorie Sprüche muss ein typischer Erziehungssatz, wie z. B. "Wer A sagt muss auch B sagen" erklärt werden und welche Wirkung er auf ein Kind haben könnte.
Situationen versetzen den Spieler in eine Familiensituation, auf die es zu reagieren gilt. In welcher Emotion die Reaktion stattfinden soll, wird allerdings ausgewürfelt.
Bei Werte in der Erziehung soll die Bedeutung von Werten für unterschiedliche Generationen beschrieben werden.
Für die Bewertungsrunde entscheiden anschließend die Mitspieler darüber, ob die Begründung schlüssig war (und nehmen einen Chip in die Faust), oder aber unglaubwürdig erscheint (und lassen ihre Faust leer).
Eine abweichende Kategorie stellt Kommunikation dar. Dort wird ein Begriff gezeichnet, erklärt oder pantomimisch dargestellt, und für das Darstellen und Erraten gibt es Chips.
Die Bewertungsrunde
Jetzt werden die Fäuste ausgewertet. Wenn mindestens die Hälfte der Mitspieler durch einen Chip die Lösung als gut empfunden hat, erhält der aktive Spieler alle Chips. Andernfalls gibt es einen Einspruch und er muss einen seiner Chips abgeben.
Bei einem Einspruch wird die Aufgabe vom ersten Spieler im Uhrzeigersinn übernommen, der sie als nicht gut gelöst bewertet und keinen Chip in die Faust genommen hat. Nun heißt es also "besser machen" und sich anschließend wieder der Bewertung der Mitspieler stellen. Danach kann es höchstens noch eine weitere Einspruchrunde geben, bevor die Spielrunde weiterläuft.
Bleibt zuletzt noch ein Satz zur Jokerkarte: Mit ihrer Hilfe kann man eine Aufgabenkarte weitergeben oder sich Hilfe von einem Mitspieler holen.
Nach einer festgelegten Anzahl Spielrunden oder nach vereinbarter Spieldauer können die Spieler die Chips zählen und einen Sieger ermitteln.
In erster Linie handelt es sich hierbei um ein Spiel, welches für Familienseminare entwickelt wurde und dort als Element verwendet wird. So lassen sich Blicke aus zwei Richtungen auf Alles Paletti?! werfen.
Das Material besteht nur aus einfachen Chips, einem Würfel und Karten mit Text und Begriffen. Ein optisches Feuerwerk wird nicht geboten, sondern alles erfüllt einfach nur seinen Zweck.
Es sollte jedem gelingen, mit der Spielregel klar zu kommen. Zwar fehlen Beispiele und Abbildungen, dies allerdings auch zu recht, denn sie werden einfach nicht benötigt. Einen Moment Zeit sollte man sich nehmen, um sich mit den Kategorien vertraut zu machen.
Zunächst werfe ich einen Blick aus Spielersicht auf das Spiel:
Taktische Möglichkeiten sind Mangelwahre, denn man ist ganz und gar dem Urteil seiner Mitspieler unterworfen. Von deren "objektiver" Beurteilung der eigenen Argumentation hängt es ab, ob man Chips gewinnt oder verliert. Erschwerend kommt natürlich dazu, dass es kein "RICHTIG" oder "FALSCH" gibt.
Eine Konkurrenzsituation kann nicht so richtig entstehen, allerdings ist das auch nicht das Ziel des Spiels. Denn mehr als das stehen die Auseinandersetzung mit dem Thema Erziehung sowie der gegenseitige Austausch im Mittelpunkt. Dieser Austausch muss auch nicht nur auf Eltern unter sich begrenzt bleiben. Interessant kann es auch sein, innerhalb der Familie die unterschiedlichen Interpretationen zu hören, zum Beispeil zum Begriff "Strenge" aus der Sicht von Vater, Mutter und Kind.
Interaktion ist hier auch ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite agiert der aktive Spieler meist alleine, allerdings sollte der gegenseitige Meinungsaustausch nicht zu kurz kommen. Dieser spielt zwar spielerisch keine Rolle, sorgt aber für den Gehalt des Spiels. Damit sind wir schon bei der zweiten Sichtweise angekommen.
Für die meisten Spielerunden wird Alles Paletti?! sicher nicht passend sein. Als Hilfsmittel für Seminararbeit oder aber auch für einen offenen Austausch in familiärer Runde, der Spaß machen darf, ist Alles Paletti?! in jedem Fall geeignet. Wer Alles Paletti?! auf den Tisch legt, sollte auf alle Fälle dazu bereit sein, sich auf dieses kommunikative Spiel mit Ansätzen von Rollenspiel und Argumentation einzulassen.
Rezension Hans-Peter Stoll
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Alles Paletti?!: 3,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.09.08 von Hans-Peter Stoll |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.09.08 von Sandra Lemberger |
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