Rezension/Kritik - Online seit 07.08.2022. Dieser Artikel wurde 2914 mal aufgerufen.
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Rückblick:
Ich mag Quizspiele. Eigentlich. Also sehe ich mir Neuerscheinungen in der Regel mit einer positiven Grundeinstellung an – insbesondere wenn sie einen innovativen Mechanismus haben, denn das einfache Abfragen von Wissen kann ja niemanden mehr hinten dem Ofen hervorlocken. Also freue ich mich zunächst, mit Finger weg! aus dem Hause Zoch ein neuartiges Quizspiel auf den Tisch zu bekommen.
Irritierend ist zunächst, dass einem im Grunde abstrakten Spiel formal ein Thema übergestülpt worden ist, das auch tatsächlich im Laufe der Partie störend wirkt und allerlei Rückfragen erforderlich macht. Es gibt 287 Aufgabenkarten aus sieben verschiedenen Kategorien, und es geht eigentlich schlicht darum, von acht Antworten die falsche herauszufinden. Auf der Karte steht also zum Beispiel: „Finger weg von der Erfindung, die nicht von Thomas Alva Edison stammt.“ Aufgelistet sind nun: Kohlefaden-Glühlampe, Diktiergerät, Phonograph, Grammophon, Elektrischer Stuhl, Börsenkursanzeiger, Elektrischer Schreibstift und Elektrizitätszähler. Die Karte steckt in einem als Sicherungskasten bezeichneten Plastiketui, sodass die am linken Rand angebrachte Markierung der richtigen Lösung nicht zu sehen ist. Wer an der Reihe ist, wählt nun eine der Antworten, von der man seiner Meinung nach nicht die Finger lassen sollte – also eine richtige Antwort. Die übrigen Spieler tippen dann, ob dieser Spieler richtig liegt oder nicht. Ein kleiner Schieber neben der gewählten Antwort wird geöffnet und zeigt, ob der Spieler Recht hatte oder nicht. Hatte der Spieler Recht und ich habe ihm misstraut, erhalte ich für jedes Sichtfenster, das in dieser Runde bereits geöffnet worden ist, einen Punkt und scheide aus der laufenden Runde aus. Der nächste Spieler versucht dann, eine weitere richtige Antwort zu finden. Zeigt das geöffnete Sichtfenster jedoch einen Blitz, hat der Spieler die falsche Antwort gewählt: Er erhält ebenso wie die Mitspieler, die ihm geglaubt haben, keine Punkte, während diejenigen, die ihm misstraut haben, 10 Punkte bekommen. Nun geht es mit der nächsten Karte aus einer beliebigen Kategorie weiter. (Die richtige, also falsche Antwort wäre übrigens „Grammophon“ gewesen.) Auf diese Weise wird gespielt, bis jeder einmal Startspieler war. Gewonnen hat dann, wer die meisten Punkte sammeln konnte.
Eigentlich ist es eine ganz reizvolle Idee, aus acht Antworten die falsche herauszufiltern. Aber genau darum geht es ja eigentlich nicht, denn ich soll die falschen Antworten ja meiden und eben die richtige finden. Hm. Zudem stört das Drumherum mit der verschwurbelten Formulierung „Finger weg von …“, sodass ich zumindest zu Beginn immer wieder nachdenken muss, ob ich nun eine richtige oder eine falsche Antwort finden muss.
Wenn es um Fragen geht, von denen ich eine Ahnung habe, kann es durchaus Spaß machen, eine Antwortalternative herauszufinden, von der die Mitspieler vermutlich nur schwer einschätzen können, ob sie stimmt oder nicht. Aber allzu oft ist einfach reines Raten angesagt, selbst in Fachgebieten, in denen man sich eigentlich auskennt. Das ist dann leider äußerst beliebig und für niemanden interessant. Und häufig ist mir die Antwort auch vollkommen egal, was ebenfalls nicht den Spielspaß fördert. Positiv ist jedoch, dass es unterschiedliche Kategorien gibt, die für eine gewisse Vielfalt sorgen.
Während man bei Pi mal Daumen möglicherweise auch keinerlei Ahnung hat, kann man aber mit Schätzungen und der Orientierung an den Antworten der Mitspieler weiterkommen. Das geht hier eigentlich nicht. „Finger weg von dem Supermodel, das es nicht auf eine Körpergröße von 1,75 Meter bringt.“ „Finger weg von dem Tier, das am ganzen Körper schwitzt.“ „Finger weg von dem Ereignis, das 10 Jahre später stattfand als die übrigen.“ … Lobend zu erwähnen ist allerdings das umfangreiche Beiheft, in dem die Fragen und Antwortalternativen erläutert sind, sodass man sich noch ein wenig weiterbilden kann. Und es kann auch Spaß machen, einzelne Fragekarten herauszupicken, um die anderen (ohne das Brimborium des Spiels) raten zu lassen. So wie Finger weg! eigentlich gespielt werden sollte, ist es bei uns allerdings leider eher gefloppt. Schade.
Rezension Birgit Irgang
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung Finger weg!: 3,7, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.02.15 von Birgit Irgang |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.12.13 von Udo Kalker - Schöne Idee, aus der Runde nach und nach auszusteigen. So wird aus dem vermeintlichen Wissensspiel eine Kombination aus Abschätzung, Gesunden Weltwissen, Buchgefühl und Zockerelement. Sehr gelungen, wenn man sich auch eine Art Sperre/Arretierung für die aktuelle Karte im Plastikhalter gewünscht hätte, damit diese beim Weitergeben nicht rausfällt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.01.17 von Michael Timpe - Die Idee mit dem Aussteigen ist gut, kann aber im Spiel nicht ganz überzeugen, es gibt zu wenig Fragen die wirklich so sind, dass jede Antwort möglich scheint. Ausserdem verrutscht die Karte im Spiel zu leicht, was dann die Auswertung zeigt. Daher auch im Material deutliche Schwächen. |
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