Rezension/Kritik - Online seit 29.05.2014. Dieser Artikel wurde 8836 mal aufgerufen.
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Patrick Brenner spielt den Romeo fantastisch, der junge auftstrebende Star Sven Heimer gibt den Mercutio intensiv und Julia stirbt so schön wie nie. Die Premiere ist ein voller Erfolg. Bis Patrick plötzlich aufschreit, aus der Rolle fällt und Julias Blut über die Bühne strömt. Es gilt für die Spieler aufzuklären, wer den Theaterdolch gegen ein echtes Messer ausgetauscht hat.
Das Krimipartyspiel Tödlicher Ruhm wurde vom neuen Verlag CULINARIO MORTALE herausgegeben. Es ist für 5 bis 8 Personen konzipiert, je vier weibliche und männliche Rollen, wobei drei der Rollen optional sind.
Anders als bei einem gewöhnlichen Gesellschaftsspiel, bedarf ein Krimipartyspiel etwas an Vorbereitung. Die Gäste werden rechtzeitig zu einem Dinner eingeladen, erhalten ihr Rollenheft und erfahren auf den ersten Seiten etwas über ihre Figur und die Beziehungen zu den anderen Spielteilnehmern. Für den Abend begibt sich jeder in seine Rolle, sucht ein geeignetes Kostüm und erscheint beim Gastgeber. Dieser dekoriert (optional) die Location und bereitet ein Dinner vor, das während der Spielrunden eingenommen wird. Wichtig ist, dass die Teilnehmer ihre Rollenhefte nicht zuhause vergessen, da das Spiel ohne diese nicht spielbar ist.
Nachdem der Gastgeber die Regeln nochmals erklärt hat, beginnt die Geschichte mit dem Prolog des Theaterregisseurs Klaus Herbig. Alle Beteiligten befinden sich im Theaterbistro um ca. 23.30 Uhr, wo eigentlich die Premierenfeier stattfinden solte. Anlässlich des schrecklichen Unfalls (Verbrechens) wurde diese jedoch abgesagtt. Die acht Verdächtigen warten auf ihre Vernehmung durch die Polizei. Währenddessen versuchen sie selbst herauszufinden, wer von ihnen der Mörder sein könnte.
Das Spiel läuft über drei Runden, die die Zeitspannen vor und während der Theateraufführung abdecken. Vor jeder Runde liest jeder Spieler in seinem Rollenheft, was ihm während des thematisierten Zeitraums widerfahren ist. Auch die Geheimnisse, die andere haben, werden dort implizit angesprochen. Im Anschluss versuchen die Spieler durch gegenseitiges Ausfragen diese Geheimnisse ans Tageslicht zu bringen, damit sich jeder einen Überblick über die Geschehnisse verschaffen kann. Alle müssen wahrheitsgemäß antworten, wenn sie befragt werden. Nur der Mörder darf lügen. Wer der Mörder ist, steht von Anfang an fest. Es ist in seinem Rollenheft angegeben. So gibt es zwei unterschiedliche Spielziele. Die Unschuldigen versuchen, sich nicht verdächtig zu machen und den Mörder zu entlarven. Der Mörder versucht, alles zu verschleiern und den Verdacht auf die anderen zu lenken.
Nach den Runden 2 und 3 gibt es noch zwei Ereignisse, die verlesen werden und noch zusätzlichen Gesprächsbedarf liefern. Bevor die Aufklärung verlesen wird, gibt es eine abschließende Runde der Verdächtigungen, in der jeder mit einer kurzen Begründung einen Tipp auf den Mörder abgibt. Die Beschuldigten dürfen sich nochmals verteidigen.
Je nachdem wie schnell oder langsam gegessen bzw. diskutiert wird, dauert das Spiel zwischen drei und vier Stunden.
Die Verpackung von Tödlicher Ruhm entspricht einer Pappschachtel der Größe einer hochkantigen Doppel-CD. Darin befinden sich die Spielanleitung und Hinweise für den Gastgeber, das Ereignisheft, 8 Rollenhefte und 8 Platzkärtchen, die selbst beschrieben werden müssen. Zudem liegt ein Supportcode bei. Rezepttipps für die Essensgestaltung gibt es nur auf der Homepage. Vom Umfang des Materials her unterscheidet sich das Krimidinnerspiel nicht von denen anderer Anbieter.
Ein erstes großes Manko ist, dass keine Übersicht über die Rollen beiliegt. In das Heft mit den Hinweisen für den Gastgeber hätte eine kurze Rollenbeschreibung gehört, damit das Zuweisen der Teilnehmer zu den Rollen leichter fällt. Diese Übersicht gibt es nur online auf der Homepage von CULINARIO MORTALE.
Bei Krimidinnerspielen ist ein Wiederspielreiz nicht gegeben, da man dann den Mörder schon kennt. Man kann eigentlich während des Spiels nichts falsch machen, da alle Informationen durch die Geschichte vorgegeben sind. So verläuft das Spiel natürlich auch immer mehr oder weniger gleich. Der eine stellt sich vielleicht etwas geschickter an, aber unterm Strich geht es darum, die Informationen auszutauschen. Der Einfluss auf das Spiel ist dementsprechend gering. Das gesellschaftliche Erlebnis des gemeinsamen Dinnierens steht im Vordergrund.
Zur Geschichte und dem Fall kann und will ich nicht zuviel schreiben, um anderen Spielern die Spannung nicht zu nehmen. Es sei nur soviel gesagt, dass die Geschichte stimmig ist. Das Theatermilieu mit seinen Protagonisten wird authentisch abgebildet. Das Vertauschen eines Theaterdolchs durch ein echtes Messer als Mordwerkzeug ist jetzt nichts innovativ Neues. Das gab es schon bei COLUMBO in den 70ern. Da jede Person eine Leiche im Keller hat, ist der Fall trotzdem nicht offensichtlich. Als weitere Schwäche wurde von einigen Spielern rückgemeldet, dass sie einige Informationen, die erst in den Texten zu Runde 2 oder 3 offenbart werden, gerne schon früher gehabt hätten. Dadurch hätten sie die Situationen glaubhafter darstellen können. Hier geht es hauptsächlich um die Rolle des Patrick Brenner.
Der Supportcode, der beiliegt um vergessene Spielhefte runterzuladen, funktioniert leider nicht. Man kann nur auf zwei der acht Rollenhefte zugreifen. Die anderen Dateien sind zerstört und nicht anwählbar. Eine Supportanfrage meinerseits an den Verlag blieb auch 14 Tage nach Anfrage unbeantwortet.
So bleibt abschließend zu konstatieren, dass meine Spielgruppe sich drei Stunden lang ordentlich unterhalten gefühlt hat. Die Geschichte ist in Ordnung, das Material wegen oben erwähnter Schwächen nur Standard. Ärgerlich ist die fehlende Rückmeldung durch den Support.
Das Spiel eignet sich für alle, die einen geselligen Abend mit Freunden und Bekannten verbringen wollen und mal nicht über Weltpolitik oder Fußball diskutieren möchten. Schauspielerisches Talent ist nicht vonnöten, da nur die Informationen ausgetauscht werden. Die Atmosphäre ist aber besser, wenn versucht wird, eine Figur zu verkörpern.
Wer Krimipartyspiele mag, wird hier ordentlich, aber nicht überdurchschnittlich unterhalten.
Ich wünsche einen guten Appetit!
Rezension Frank Solnitzky
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Tödlicher Ruhm: 4,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.04.14 von Frank Solnitzky |
Leserwertung Tödlicher Ruhm: 5.8, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.04.14 von Stephanie Ibscher - Wir haben schon beide Spiele gespielt. Das letzte Mal zu meinem Geburtstag. Es war wieder mal sehr lustig. Schade, dass es bisher nur zwei Spiele aus der Reihe gibt. Wir lieben Krimi-Dinner Spiele und das war das Beste bisher, dass liegt aber nicht nur an der schöneren Aufmachung, sondern auch an den Texten. Hier ist alles etwas besser aufeinander abgestimmt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.05.14 von lanka |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.08.14 von Marten - Schöner Abend. Interessante Krimidinner Alternative! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.09.15 von Marten - Spannendes Krimidinner mit der richtigen Prise Humor |