Rezension/Kritik - Online seit 06.09.2010. Dieser Artikel wurde 4114 mal aufgerufen.

Bernard - Total irre!

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Autor: keine Angabe
Verlag: Nürnberger Spielkartenverlag
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 8
Alter: ab 6 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 2,0 2,0 H@LL9000
Ranking: Platz 5896
Bernard - Total irre!

Spielziel

Wie das so ist bei einer aufsteigend zu sortierenden Zahlenreihenfolge: Es beginnt alles mit der 1. Streng linear ist die Ablagevorgabe für die Stapel der Tischmitte, zusätzlich wird noch Farbreinheit auferlegt. Nur bei den Ablagestapeln der Mitspieler darf die Farbe grundsätzlich ignoriert, die zu treffende Zahlenvorgabe ist je Mitspieler von eins auf zwei erhöht. Wenn da nur nicht immer die Pinguine und Echsen wären, die einem quasi alles vermasseln. Und alle spielen gleichzeitig und werfen kreuz und quer Karten auf passende Ablagestapel. Total irre, oder?

Ablauf

Jeder Spieler erhält ein zufällig zusammengestelltes Kartendeck aus gemischten Zahlenkarten mit Werten zwischen 2 und 20 sowie zwei Arten von Sonderkarten. Als Startkarten für allgemeine Ablagestapel werden die Karten mit dem Wert 1 der mitspielenden Farben (Anzahl variiert in Abhängigkeit von der Spieleranzahl) in die Tischmitte platziert.

Gleichzeitig deckt jeder Spieler die oberste Karte seines Talons auf. Nun gilt es, schneller als die anderen die Ablagemöglichkeiten für die eigene Karte zu entdecken. Dabei gilt:

  • auf die allgemeinen Ablagestapel darf nur farblich passend und in streng linear aufsteigender Reihenfolge gelegt werden
  • auf den Ablagestapel eines Mitspielers darf auch ohne farbliche Übereinstimmung abgelegt werden, wenn der Wert der eigenen Zahlenkarte um eins höher oder niedriger als der Wert der obersten Karte des Stapels ist.

Bei den Ablagemöglichkeiten muss, wenn beide Optionen verfügbar sind, immer auf den allgemeinen Stapel abgelegt werden.

Als Sonderkarten können Pinguine oder Echsen zum Vorschein kommen. Diese können niemals in der Mitte, wohl aber bei den Mitspielern abgelegt werden. Pinguine haben hierbei eine gewisse Bandbreite an passenden Werten auf Zahlenkarten, auf die sie gelegt werden können, z. B. den Bereich des Wertes 1 - 9. In diesem Fall darf also auf eine beliebige Zahlenkarte mit einem Wert zwischen 2 und 8 abgelegt werden. Echsen haben bestimmte farbliche Zuordnungen, können z. B. auf alle Zahlenkarten der Farben blau, orange und rot gelegt werden.

Werden Fehler in der Ablage gemacht und angeprangert, kommt es auf jeden Fall zum Kartenaustausch. Irrt der den Fehler bemängelnde Spieler, muss er den Ablagestapel des Beschuldigten nehmen und bei umgedrehter Sachlage wandert der Ablagestapel des Klägers zum Sünder. Ist der eigene Nachziehstapel aufgebraucht, wird der Ablagestapel umgedreht und wieder als Talon genutzt.

Eine Spielrunde beendet und gewinnt derjenige, dessen Karten zuerst verbraucht sind. Alle anderen Spieler erhalten für alle zu diesem Zeitpunkt noch bei ihnen befindlichen Karten Minuspunkte, je Karte einen.

Wem es gelingt, nach drei Durchgängen die wenigsten Minuspunkte zu horten, gewinnt.

Fazit

Eigentlich sind die soeben beschriebenen Regeln schnell und leicht durchzuführen. Das Spiel hingegen ist es nicht. Je mehr Teilnehmer, umso größer der Bezug zum Titel.

Es geht sehr hektisch und nicht immer überschaubar zu beim Spielen. Ok, das ist ja auch ein erklärtes Ziel des Spiels. Irgendwie sprang der Funke aber trotzdem nicht über. Woher kommt der Geiz an Spielreiz?

Die schöne Spieleschachtel ist zwar ein wenig überdimensioniert, aber aus edlem Metall, mit dem Hauptdarsteller in einer Szene aus seinem wohl bekanntesten Strip als Cover. Die Karten selbst sind stabil, groß und griffig. Darauf befinden sich ebenfalls Abbildungen des bärigen Typs nebst den Nebendarstellern auf den Sonderkarten. Als Locksatz steht auf der Schachteloberseite noch: "Reinschauen und durchstarten ... ein Kartenablegespiel mit Geschick!"

Reingeschaut hat man, allein das Durchstarten war nicht möglich. Die kurz gehaltene Regel lässt noch Fragen offen, z. B. ob man auf die Sonderkarten, die sich oben auf dem Stapel eines Mitspielers befinden, andere Karten ablegen darf oder nicht. Es war darüber hinaus nicht sofort klar, dass nur zu Beginn alle Spieler gleichzeitig eine Karte aufdecken und anschließend jeder seinen eigenen Rhythmus hat. Wer nicht mehr ablegen kann, deckt neu auf. Das kann natürlich zu einem völlig anderen Zeitpunkt als alle anderen Spieler sein. Dabei die Kontrolle über die unverschämt mogelnden Wettbewerber zu behalten, ist eine enorme Herausforderung.

Wo jetzt genau das Geschick des Spiels sich verborgen hält, konnte in den Testrunden nicht ermittelt werden. Naja, es war teilweise schwer, bei einer großen Teilnehmerzahl den Ablagestapel des gegenüber postierten Mitspielers zu treffen, wenn gleichzeitig andere Karten kreuz und quer flogen. Oder es ist genau die bereits angesprochene Übersicht über den korrekten Ablauf, die visuelle und kombinatorische Blitzreaktionen erfordert und daher als Geschicklichkeitsübung des Geistes anzusehen ist.

Auch die unter dem Stichwort "Regelvariante" angegebene alternative Spielweise konnte nicht überzeugen. Zwar ist hier überhaupt keine Hektik und kein Durcheinander angesagt, aber aufgrund der auch in diesem Fall nicht vollständig zusammengestellten Regeln und des trotzdem sehr leichten Ablageprinzips bekommt der Spielfluß eine Zähigkeit, die es locker mit dem Fluss Ankh aus Terry Pratchetts Scheibenweltzyklus aufnehmen kann. Und von letzterem wurde immerhin berichtet, dass man dort nicht angeln kann oder sich zu diesem Zweck zumindestens Gewichte an die Haken hängen muss, damit sie versinken.

Kurzum, nach reiflicher Ausleuchtung, Abwägung und Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich auch in Zukunft doch lieber den witzigen kleinen Filmchen Bernards als diesem Spiel frönen werde.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Regelvarianten

Die Spielregel hält noch eine unchaotischere Variante bereit. Dabei decken die Spieler nacheinander Karten auf und versuchen diese loszuwerden. Solange man eine Karte in der Mitte oder bei einem Mitspieler ablegen kann, ist man selbst am Zug. Zuerst muss aber jeweils geprüft werden, ob die oberste Karte des eigenen Ablagestapels angelegt werden kann. Anschließend können neue Karten gezogen und ggf. abgelegt werden. Hierbei dürfen auch gleiche Zahlen aufeinander gelegt werden, es muss nicht zwingend eine Abweichung von eins vorliegen. Kann nicht mehr woanders abgelegt werden, ist der Zug zu Ende und der nächste Spieler an der Reihe.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Bernard - Total irre!: 2,0 2,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.06.10 von André Beautemps
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.06.10 von Sandra Lemberger - Erinnert ein bisschen an Ligretto, denn es ist auch ein hektisches Legespiel. Allerdings scheitert der Spielspaß daran, dass die Pinguinkarten mit den Werten 1 bis 9 irgendwann nicht mehr abgelegt werden können, nämlich dann, wenn alle Kartenstapel über die 10 hinaus gekommen sind. Wer dann noch einen niedrigen Pinguin in seinem Talon hat, kann die Runde niemals gewinnen. Ist dieser Spieler aber der Schnellste in der Runde, sieht er dann bis zum tatsächlichen Rundenende zu, wie die anderen noch viele Karten abschmeißen können, für die sie eigentlich Minuspunkte kassieren hätten müssen, wenn diese dumme Pinguinkarte nicht gewesen wäre - das ist wirklich frustrierend!

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