Rezension/Kritik - Online seit 05.11.2023. Dieser Artikel wurde 3945 mal aufgerufen.

Frostpunk: Das Brettspiel

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Autor: Adam Kwapiński
Verlag: Pegasus Spiele
Frosted Games
Glass Cannon Unplugged
Rezension: Christoph Schlewinski
Spieler: 1 - 4
Dauer: 120 - 150 Minuten
Alter: ab 16 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 3224
Frostpunk: Das Brettspiel
Auszeichnungen:2022, Golden Geek Bestes kooperatives Spiel Nominierung2022, Golden Geek Bestes Solo-Spiel Nominierung2022, Golden Geek Bestes thematisches Spiel Nominierung

Spielerei-Rezension

Eisiges Überleben

Die Welt ist kaputt. Aber so richtig. Eine neue Eiszeit hat die Erde überzogen und wir haben uns mit einer Gruppe Überlebender an einem warmen Geysir versammelt, der wenigstens einen Hauch Wärme spendet. Leider nicht genug, um uns alle warm zu halten, also müssen wir etwas tun.

Bei Frostpunk spielen wir alle eine Gruppe von Spezialisten, die versuchen müssen, ihre anfangs klägliche Kolonie irgendwie am Laufen zu halten. Dazu braucht es natürlich Nahrung, denn alle wollen essen. Dazu braucht es Kohle, denn das Kraftwerk, das wir mühsam auf dem Geysir gebaut haben, soll viel Wärme ausstrahlen. Und dazu braucht es weitere Ressourcen, die wir benutzen können, um Gebäude zu bauen. Unsere Leute müssen auf jeden Fall unter einem Dach schlafen, sonst werden sie krank. Kranke können nicht arbeiten und können, sollte sich niemand um sie kümmern, sterben. Das ist schlecht für die Moral unserer Kolonie und kann zur Niederlage führen, wenn zu viele sterben.

Krankenhäuser können helfen, aber natürlich braucht man auch noch viel, viel mehr an anderen Dingen. Alles ist verlockend, alles hat tolle Eigenschaften, alles braucht man. Also wie entscheidet man sich?

Das ist die nervenaufreibende Frage bei Frostpunk und die Antwort darauf lautet meistens: Entscheidung für das kleinere Übel. Denn allem und allen können wir hier nie gerecht werden. Uns bedrohen zu viele Dinge. Neben Hunger und Krankheiten auch das Wetter, das eisig werden kann, was wieder bedeutet, wir müssen Kohle ranschaffen und das Kraftwerk antreiben. Dabei kann es aber sein, dass wir es überhitzen und passiert uns das zu oft, explodiert es und wir haben natürlich verloren.

Frostpunk hat ein sehr umfangreiches Regelwerk, das aber dennoch praktisch aufgeteilt ist, denn jeder der vier Spezialisten hat einen eigenen Übersichtsbogen und da steht genau dran, um welche Phase des Spieles er sich kümmern muss. Natürlich muss sich ein armes Schwein durch das gesamte Regelwerk schlagen, aber wir müssen bei der ersten Partie Frostpunk, wie bei solchen Spielen üblich, ein bisschen geduldig sein. In der Regel nachschauen, wie was genau funktioniert, ist hier an der Tagesordnung.

Es ist die Atmosphäre, die bei Frostpunk einen großen Pluspunkt ausmacht, denn die Verzweiflung der Lage, in der wir uns befinden, wird durchaus spürbar. Besonders auch, wenn wir uns dazu entscheiden müssen, ob wir Gesetze erlassen.

Die können unglaublich hilfreich für uns sein, haben aber auch immer einen unangenehmen Nebeneffekt. Wollen wir, dass Kranke trotzdem arbeiten? Kann uns unglaublich helfen, schnell Ressourcen zu bekommen. Kann aber auch sein, dass sie dadurch schneller sterben und die Moral sinkt. Oder wollen wir sie gesund pflegen? Das kostet, dauert und beschneidet unsere Arbeitskraft für den Moment. Aber macht die Leute zufriedener.

Solchen moralischen Fragen müssen wir uns bei Frostpunk ständig stellen und das Beispiel oben zeigt schon, dass man dabei manchmal schwer schlucken muss. Es gibt noch viel härtere Entscheidungen, vor die man gestellt wird, das muss man abkönnen. Thematisch ist das kein Wohlfühlspiel, sondern spiegelt oft die bittere Realität wieder, in der wir uns im Spiel befinden: Überleben um jeden Preis. Aber wollen wir diesen Preis wirklich bezahlen?

Dazu kommt noch, dass es in Frostpunk eine kleine Geschichte gibt, die wir durch mehrere Szenarien durchspielen können. Alles fängt ganz langsam an, aber nicht sachte. Bereits im ersten Szenario, quasi dem zum Kennenlernen, geht es schon hart zur Sache. Und es wird im Laufe der Partien nicht besser. Es kommen Ereignisse dazu und kleine Mini-Geschichten, die wir erleben können. Aber hat man eine der Bedingungen dafür erfüllt (oder auch nicht) können wir sie nicht einfach noch mal erleben. Dann verschwindet die Karte in der Schachtel und man sollte es vermeiden, sich die anderen Verläufe der Geschichten oder Ereignisse durchzulesen. Das kann die Stimmung killen.

Frostpunk ist wie This war of mine eine Brettspielumsetzung eines gleichnamigen Computerspieles und spiegelt den digitalen Vorgänger auf dem Tisch überraschend gut wider. Auf dem Computer gewinnen diese Spiele natürlich auch durch den Soundtrack und sonstige akustischen Effekte an Atmosphäre. Das hat man am analogen Tisch nicht. Deshalb liegt es auch an der Gruppe, sich auf die Welt und die Geschichten einzulassen und ihr Leben einzuhauchen. Einfach nur stumpfes wegspielen der Regeln macht Frostpunk nur so mittelgut. Durch die mannigfaltigen Ereignisse und den roten Faden der Story bietet Frostpunk aber viel, viel mehr. Am besten man spielt in derselben Gruppe und beißt sich durch die regelintensive erste und vielleicht zweite Partie durch. Danach läuft Frostpunk und man kann sich selber dabei beobachten, wie man in einer Extremsituation handeln würde, wenn die einzige Wahl zwischen Pest und Cholera liegt. Frostpunk ist ein Brocken, den man sich erspielen muss, aber der sich lohnt wenn man auf Spiele mit ungewöhnlichem Setting und Atmosphäre und einer Story steht. Der Karton ist nicht nur randvoll mit Material. Sondern auch mit Emotionen – wenn man sich drauf einlässt.

Rezension Christoph Schlewinski

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Frostpunk: Das Brettspiel: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.10.23 von Christoph Schlewinski

Leserbewertungen

Leserwertung Frostpunk: Das Brettspiel: 4,0 4.0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.11.23 von schwenkbraten - Frostpunk ist mir viel zu schwer und schmälert dadurch massiv den Spielspaß. Man muss die Spielphasen sehr vorsichtig der Reihe nach absolvieren, Fehler sind vorprogrammiert. Insgesamt eher ein SoloSpiel. Positiv: Ich habe das Videogame gespielt und kann daher sagen, dass sie sher viele Elemente aufs Board bringen konnten. Spieler finden sich hier schneller zurecht.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.11.23 von Martin - Ein tolles Spiel mit einer wahnsinnig dichten Atmosphäre.

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