Rezension/Kritik - Online seit 05.08.2014. Dieser Artikel wurde 4414 mal aufgerufen.

Le Fantôme de l’Opéra

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Autor: Bruno Cathala
Ludovic Maublanc
Verlag: Hurrican
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 9 Jahren
Jahr: 2013
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
Ranking: Platz 2340
Download: Kurzspielregel [PDF]
Le Fantôme de l’Opéra

Spielziel

Le Fantôme de l`Opéra ist das neueste Spiel aus der inzwischen schon recht bekannten Mr. Jack-Reihe des Hurrican Verlags. All diese Spiele zeichnen sich bisher als wunderbare Hirnverzwirbler für zwei Personen aus, die trotz überschaubarer Regeln spielerisch hohen Anspruch bieten. Ebenfalls allen gemein ist die thematisch sehr passende Einbettung, wobei wir mit diesem Spiel die Jack the Ripper-Welt verlassen und uns der Pariser Oper zuwenden. Und dies funktioniert, soviel sei vorweggenommen, ebenfalls sehr gut.

Ablauf

Für alte Mr Jack-Hasen gibt es bei der Spielbeschreibung wenig Neues zu erklären. Le Fantôme de l`Opéra ist ein reines Zweipersonenspiel, in dem ein Spieler das Phantom und der andere den Kommissar verkörpert. Ziel des Phantoms ist, unerkannt zu bleiben und Lady Carlotta so zu verängstigen, dass sie aus Paris flüchtet. Der Kommissar hingegen versucht, rechtzeitig vorher die Identität des Phantoms zu lüften.

Zu Beginn des Spiels zieht der Phantomspieler eine zufällige Charakterkarte, die ihm zeigt, welche der acht Figuren im Spiel tatsächlich das Phantom ist.

Zu Beginn der ersten Spielrunde werden aus den acht Personenkarten vier zufällig bestimmt. Das Phantom macht den ersten Zug, indem es aus den vier Karten eine auswählt und diese Figur auf dem Spielplan bewegt. Je nach Person können noch zusätzliche oder optionale Sonderfähigkeiten genutzt werden. Anschließend macht der Kommissar zwei Züge mit zwei der drei anderen Figuren. Als letztes ist noch einmal das Phantom am Zug und macht einen Zug mit der letzten noch nicht genutzten Figur.

Nun folgt die „Geisterphase“, in der der Phantomspieler angeben muss, ob er spukt oder nicht. Spuken kann (und muss) das Phantom immer dann, wenn es unbeobachtet ist, also allein in einem Raum der Oper steht oder es in seinem Raum dunkel ist. Steht der Phantomspieler mit anderen Figuren im gleichen Raum, die ihn sehen können, kann er logischerweise nicht spuken.

Der Kommissar dreht nach dieser Angabe des Phantoms die Charaktere auf dem Spielplan auf die „Unschuldig“-Seite, die sicher nicht das Phantom sein können. Anschließend wird der „Lady Carlotta“-Marker auf der „Terrorleiste“ entsprechend der Anzahl der Verdächtigen Richtung „ Ausgang“ verschoben. In der Rückrunde wird immer mit den übrigen vier Charakteren gespielt, wobei der Inspektor den ersten Zug machen muss, anschließend das Phantom zwei, und der letzte Zug gehört wieder dem Inspektor.

Es folgt wieder die Spukphase. Anschließend werden die acht Charakterkarten neu gemischt und wieder vier zufällig für die nächste Runde aufgedeckt. Dieser Ablauf wiederholt sich, bis entweder der Inspektor alle Verdächtigen bis auf einen ausschließen und somit das Phantom identifizieren kann, oder aber bis Lady Carlotta vom Phantom so geängstigt ist, dass sie auf ihrer Leiste das letzte Feld erreicht. Dann verlässt sie fluchtartig Paris, und das Phantom hat gewonnen.

Fazit

Der an sich einfache Spielmechanismus von Le Fantôme de l`Opéra lebt, wie auch schon die Mr. Jack-Spiele, wesentlich von den verschiedenen Charakteren und deren Aktionsmöglichkeiten. Grundsätzlich darf jede Figur soweit laufen, wie zu Beginn ihres Zuges Charaktere in ihrem Raum sind. Zusätzlich hat jede Figur aber noch eine besondere Fähigkeit, die ihr spezielle Züge oder Aktionen erlauben. Lady Meg Giry kann z. B. die Geheimgänge in der Oper nutzen und kommt dadurch sehr viel schneller durchs Haus oder auch in verschlossene Räume. Der Perser kann bei seiner Bewegung eine andere Figur mitnehmen und Lady Christine kann am Ende ihres Zuges alle Figuren aus angrenzenden Räumen zu sich rufen.

Für den Spieler mit dem ersten Zug einer Runde stellt sich also immer die Frage: Welche Figur darf der Gegenspieler auf keinen Fall in die Hände kriegen? Bei den mittleren zwei Zügen versucht das Phantom, die Verdächtigen möglichst alle sichtbar oder unsichtbar zu platzieren, während der Inspektor meist versucht, die Verdächtigen halb und halb auf sichtbar und unsichtbar aufzuteilen. Für beide Spieler gilt dabei, auch noch den „letzten“ Zug mit einzuberechnen, wie viele von den sorgsam verteilten Figuren damit noch wieder „neu sortiert“ werden können.

Es zeigt sich deutlich, genügend Grübelpotenzial ist vorhanden. Ständig steht man vor der Frage: Wenn ich das mache, was kann dann der andere Spieler noch machen? Verzwickte Kettenreaktionen sind immer wieder möglich und bringen auch die besten Pläne regelmäßig durcheinander.

Le Fantôme de l`Opéra ist ein durchaus anspruchsvolles Spiel, das auch auf den Nebenschauplätzen einen sehr schönen Eindruck vermittelt: Das Spielmaterial ist hochwertig und ansprechend, und es macht Spaß, damit zu spielen. Das Thema ist schön im Spiel integriert und trägt gut zur Spielatmosphäre bei, die geprägt ist von stillem Grübeln und banger Spannung. Die (bisher nur englische) Spielregel ist mit vier Seiten Regeln plus zwei Seiten detaillierter Beschreibung der speziellen Charaktereigenschaften sehr ausführlich und lückenlos. Auch die Spieldauer von gut 30 Minuten empfinde ich als dem Spiel völlig angemessen.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Vergleich

Vergleich von Le Fantôme de l`Opéra mit Mr Jack
Die Frage der routinierten Mr Jack-Spieler nach einem Vergleich mit Le Fantôme de l`Opéra möchte ich natürlich auch noch versuchen zu beantworten: Wie man schon aus der Spielbeschreibung entnehmen kann, ist die Ähnlichkeit zwischen den Spielen recht groß, insbesondere bei den Charakteren finden sich einige, die in ihrer Funktion (fast) identisch sind zu Mr Jack in London. Dennoch spielt sich das Phantom anders, nach meinem Gefühl einfacher, da die Positionen der Figuren innerhalb der Oper weniger flexibel sind als in den offenen Straßen von London

Was auffällt und deutlich anders ist, ist die Terrorleiste, auf der die Flucht von Lady Carlotta immer näher rückt. Durch diesen neuen Spielmechanismus sind die ersten zwei Runden extrem bedeutend, ob es dem Phantom gelingt, in möglichst großer Gruppe unerkannt zu bleiben. Dann „rennt“ Lady Carlotta dem Spielende entgegen, und für den Inspektor wird es sehr schwer, das Phantom noch zu stoppen. Umgekehrt, wenn in den ersten zwei Runden schon zu viele Verdächtige ausscheiden, wird es für das Phantom fast unmöglich, Lady Carlotta rechtzeitig ans Ende der Leiste zu treiben. Von daher gibt es oft schon in den ersten zwei Runden eine Art Vorentscheidung, wobei diese nicht unumstößlich ist

Alles in allem gefällt mir Le Fantôme de l`Opéra sehr gut, und an Tagen, an denen mir Mr. Jack zu anstrengend zu spielen ist, ist das Phantom eine gute Alternative. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass dem Spiel ein klein wenig die Eleganz von Mr Jack fehlt. Der Zufall ist etwas größer, und die Charaktere wirken etwas weniger aufeinander abgestimmt. Aber das mag auch einfach daran liegen, dass ich die Mr Jack-Spiele länger kenne. Auf jeden Fall ist eine Runde Le Fantôme de l`Opéra in der Regel kürzer als eine Runde Mr Jack.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Le Fantôme de l’Opéra: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.03.14 von Michael Timpe - Ein würdiger Nachfolger im Mr Jack Universum, allerdings ohne besondere Neuigkeiten oder Innovationen.

Leserbewertungen

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