Rezension/Kritik - Online seit 02.12.2008. Dieser Artikel wurde 5647 mal aufgerufen.

Oma, Tante, Anverwandte

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Autor: keine Angabe
Illustration: Atelier Papenfuss
Verlag: HUCH!
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 4
Dauer: 20 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2008
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
Ranking: Platz 3092
Oma, Tante, Anverwandte

Spielziel

Papa trägt Bart, Mama eine Brille, die Tochter einen Pferdeschwanz und die Tante einen Hut: In einer Familie ähneln sich alle Mitglieder ein wenig – und stellen doch eigene Persönlichkeiten dar. Nase, Augen, Ohren, Mund, Kleidung, Frisur, Schmuck: Haargenau stimmt niemand mit dem anderen überein. Deshalb heißt es beim kreativen Merkspiel „Oma, Tante, Anverwandte“, welches in Zusammenarbeit mit Faber-Castell entwickelt wurde: Genau hinschauen und sich die Einzelheiten einprägen, bevor die Personen der Ahnengalerie nachgezeichnet werden.

Ablauf

Inspirationsquelle für der Kreativität sind die Porträts der Familien Bollerberg, Kanteck, Schicklich & Co. 36 Mitglieder präsentieren sich auf den Spielkarten – mit unterschiedlichen Gesichtern, Frisuren und Oberbekleidungen. Lockenpracht oder Glatze, langer oder kurzer Nase, Schnauzer oder Vollbart, eckigem oder rundem Kinn, Zylinder oder Hut: Bei allen Karten muss man auf die Details achten.

Jeder Spieler erhält eine Porträtkarte, die er sich innerhalb einer bestimmten Zeit möglichst genau einprägen muss. Danach wird die Karte umgedreht und die darauf abgebildete Person soll möglichst genau wiedergegeben werden. Dabei helfen zwölf stabile, transparente Schablonen, die den richtigen Schwung der Frisur, die passenden Formen des Gesichtes und die Umrisse der Kleidung wiedergeben. Zum Bemalen der Porträts liegen dem Spiel zwölf Buntstifte von Faber-Castell bei.

Bester Nachwuchsporträtist wird derjenige, der die Formen und Farben des Originals auf der Spielkarte am genauesten nachzeichnen konnte, denn für jede Übereinstimmung gibt es Punkte. Keine Frage, dass der Künstler mit den meisten Punkten auch gewinnt!

Fazit

Öffnet man die Schachtel, findet man für die Kategorie "Gesellschaftsspiel" eher ungewöhnliches Material vor: Malblock, Farbstifte und Zeichenschablonen. Einzig die Spielkarten lassen an ein herkömmliches Spiel denken. Und genau so außergewöhnlich wie das Spielmaterial ist Oma, Tante, Anverwandte auch.

In erster Linie wird hier der Merksinn angesprochen, denn was auf den ersten Blick nicht schwierig erscheint, entpuppt sich im Nachhinein als gar nicht so einfach: Eine Karte, auf der eine Person abgebildet ist, genau zu studieren und sich alle Einzelheiten zu merken. "Das bekomme ich hin", denkt man beim ersten Mal unweigerlich, denn die Porträts wirken nicht gerade detailüberladen. Aber schon kurz nach dem Umdrehen der Karte schießen einem Gedanken wie "Mist, jetzt habe ich mir die Nase nicht gemerkt!" durch den Kopf. Oder man weiß partout nicht mehr, ob die Person denn nun Augenbrauen hatte oder nicht.

Zwar wird das Spiel ein wenig einfacher, wenn man es einige Male gespielt hat, weil man die Formen der einzelnen Schablonenkörperteile einigermaßen im Kopf hat, was jedoch nicht heißen will, dass man sich damit automatisch auch alles richtig merken kann. Denn schließlich geht es nicht nur um die Formen, sondern auch um die Farben der Kleidungsstücke und Körperteile. So kann es durchaus auch vorkommen, dass ein Mund nicht rot, sondern weiß ist.

Am schwierigsten ist der Rahmen. Seine grobe Form ist zwar zusammen mit der Kopfform als Schablone vorhanden, jedoch gibt es die meisten seiner Verzierungen (und davon hat er immerhin drei verschiedene, nämlich oben, unten und seitlich) nicht auf Schablone, sondern man muss sie frei aus dem Gedächtnis nachzeichnen. Hier stößt man auch gleichzeitig auf den ersten Schwachpunkt des Spiels: Kinder empfinden es teilweise als ungerecht, dass manche Rahmenverzierungen auf Schablonen vorhanden sind und manche nicht. Eine dreizehnte Schablone mit Rahmenteilen wäre den Verlag bestimmt nicht zu teuer gekommen und hätte in dieser Hinsicht für Chancengleichheit gesorgt.

Ein weiterer Schwachpunkt des Spiels liegt in der Bewertung, welche in der kurzen und leicht verständlichen Spielregel mit acht kurzen Sätzen abgehandelt wird. Aber schon beim ersten Spiel kommen erste Unklarheiten auf: Wie bewertet man zum Beispiel die richtigen Ohren, die nur verkehrt herum aufgemalt wurden? Oder Namen, die zwar sinngemäß richtig aufgeschrieben wurden, aber kleinere Schreibfehler enthalten? – um nur zwei Beispiele zu nennen.

Bei guten Spielern, die sich sehr viel merken können, kommt ein weiterer Punkt dazu, den man bemängeln kann: Hier hat automatisch jener Spieler gewonnen, dessen Porträt die meisten Details enthält und somit die meisten Punkte erzielen kann. Um hier für eine gerechte Auswertung zu sorgen, müsste man so vorgehen, dass es für nicht gezeichnete, auch auf der Vorlage nicht vorhandene Details (zum Beispiel keine Ohren) ebenfalls Punkte gibt. Beziehungsweise hätte man beim Erstellen der Porträtkarten darauf achten müssen, dass alle Karten theoretisch die gleichen Punkte einbringen können – durch Hinzufügen eines Schmuckstücks auf dem ein oder anderen "kahlen" Bild wäre dies bestimmt machbar gewesen.

Ich hoffe, die aufgezählten Schwachpunkte vermitteln dem Leser nun nicht das Gefühl, dieses Spiel sei sein Geld nicht Wert. Im Gegenteil: Selten kam bei uns in letzter Zeit ein Spiel so oft hintereinander auf den Tisch! Und zwar nicht nur auf Wunsch der Kinder, sondern des Öfteren auch, weil Mama oder Papa es noch einmal spielen wollten. Oma, Tante, Anverwandte macht irgendwie süchtig, weil man es einfach einmal schaffen möchte, sich ALLE Details zu merken. Ein Spiel also, das der ganzen Familie Spaß macht und durchaus auch von 7-Jährigen schon mitgespielt werden kann.

Ein kleiner Tipp noch: Halten Sie immer einen Anspitzer und einige Zusatzstifte griffbereit, ansonsten verbringt man einen Teil der Spielzeit damit, auf den passenden Farbstift zu warten. Mit weiteren Buntstiften schafft man eine Partie vielleicht in 20 Minuten, ansonsten kann's auch länger dauern.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Oma, Tante, Anverwandte: 4,5 4,5, 2 Bewertung(en)

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