Rezension/Kritik - Online seit 04.07.2015. Dieser Artikel wurde 6008 mal aufgerufen.

Snake Oil: Das Wundermittel gegen Schlangeweile

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Autor: Jeff Ochs
Illustration: John Kovalic
Verlag: AMIGO
Rezension: Wieland Herold
Spieler: 3 - 8
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2014
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,0 4,0 Leser
Ranking: Platz 4032
Snake Oil: Das Wundermittel gegen Schlangeweile
Auszeichnungen:2012, Mensa Select Gewinner

Spielerei-Rezension

In den USA wird Snake Oil schon seit fünf Jahren vertrieben, erst als Eigenprodukt, seit 2012 bei Out of the Box und nun bei uns von Amigo. Für den Autor scheinbar eine Ochsentour, die er mit seiner Spielidee unternehmen musste, um sie schließlich in Deutschland an die Frau und an den Mann zu bringen. Klar, kaum ein Teutone wusste bisher mit „Schlangenöl“ etwas anzufangen, wir kennen den Staubsaugerverkäufer an der Tür, der den Heinzelmann saugen und blasen lässt, wir kennen mehr oder weniger die Dauerwerbesendungen, mit allem, was wir unbedingt fürs Leben brauchen könnten. Nichts anderes ist Snake Oil, das einst im Wilden Westen als Wundermittel verkauft wurde, nutzlos für die Konsumenten, ertragreich für die eloquenten Verkäufer.
Schon Out of the Box pries die Idee vollmundig mit „The Best Party Game in the World“ an, was Amigo gerne übernimmt. Das Genre ist damit klar umrissen, Snake Oil ist ein kreatives, kommunikatives Partyspiel für drei bis acht Spieler. Einer davon ist stets im Wechsel der Einkäufer, wobei die Verkäufer sich auf die Rollenvorgaben des Einkäufers einlassen müssen. 72 Rollen können übernommen werden, zum Beispiel der Milliardär, der eh schon alles hat. Alle anderen überlegen, was sie diesem Superreichen anbieten könnten. Sie agieren allerdings nicht ganz frei, sondern schöpfen aus einem Reservoir von nur sechs Begriffskarten, von denen sie zwei schöpferisch zusammenfügen, um Begeisterungsstürme bei der Zielperson hervorzurufen. Alle machen ihre Angebote und erläutern, warum es nichts Besseres für den Milliardär gebe und er unbedingt zugreifen müsse. Da bietet einer „Drachenfarbe“ garantiert ohne Lindenblatt an, die ihn à la Siegfried unverletzlich mache, ein anderer wirbt mit einem „Feuerozean“, der sämtliche Konkurrenten verschlucke, der dritte hat einen „Gerüchtehut“ im Angebot, der wahrlich alles voraussage, was demnächst die Börsenkurse beeinflussen könne. Unser Milliardär entscheidet sich für den ganz besonderen Hut und reicht die Rollenkarte dem Erfinder dieser Innovation. Die Rollen wechseln, neue Begriffe werden aufgenommen und es wird weiter phantasiert und fabuliert bis jeder ein- oder zweimal in eine Rolle schlüpfen durfte. Am Ende gewinnt der, der die meisten Rollenkarten gewinnen konnte.
Im Original wird alles über Karten abgewickelt. Amigo hat sich einen Flaschenhalter für die Schlangenöle ausgedacht, die Begriffe werden in fünf Sprachen auf kleinen Flaschenkärtchen angeboten, von denen sechs immer im Flaschenhalter stecken, je nach Sichtfenster lässt sich Snake Oil damit auf Deutsch, Französisch, Holländisch, Italienisch und Englisch spielen. Das Öffnen dieser Fenster ist in der Spielvorbereitung aber recht mühselig und führt meist zu Einrissen in der Tafel. Mir hätten die Karten des Originals durchaus gereicht. Der Erfolg des Spiels hängt von der Begeisterungsfähigkeit der Runde ab, die sich auf Snake Oil einlässt. Obwohl jeder stets nur sechs Begriffe zur Verfügung hat, kommen die verrücktesten Wortschöpfungen zustande. Entscheidend sind letztlich die Verkaufsargumente, da gibt es natürlich starke und schwache Verkäufer, die bei objektiver Bewertung den anderen enteilen oder schnell hinterherhinken. Ein subjektiver Wertungsmechanismus, der die eigene Gewinnorientierung im Blick behält, konterkariert natürlich diesen Ansatz. Soll ich wirklich meinem schärfsten Konkurrenten die Rollenkarte zugestehen, auch wenn er noch so gut argumentiert hat?
Wer gerne herumalbert, einfach nur Spaß an den Wortschöpfungen und am verrückten Anpreisen hat, der ist mit Snake Oil gut bedient, jegliche Gewinnorientierung macht das Spiel aber kaputt. Daher ist die Bewertungsbrandbreite auch extrem, von totaler Ablehnung bis zu großer Begeisterung ist alles dabei. Für die Spaßfraktion gehört Snake Oil sicherlich zu den guten Partyspielen, zum „besten Partyspiel der Welt“ ist es aber noch ein langer Weg.

Rezension Wieland Herold

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Snake Oil: Das Wundermittel gegen Schlangeweile: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.06.15 von Wieland Herold

Leserbewertungen

Leserwertung Snake Oil: Das Wundermittel gegen Schlangeweile: 4,0 4.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.07.15 von ravn - Wenn es nicht schon so viele Spiele im selben Genre geben würde, wäre Snake Oil ein sicherer Kauf für mich gewesen. Die Erstpartie auf der SPIEL 2014 war einfach grandios. Ob das aber jetzt nur am Spiel oder zum grossen Teil eher an unserer Spielrunde lag? Wer noch kein "The Great Persuader" oder "Geile Idee" im Schrank hat und eine Spielrunde hat, die gerne fabuliert, sollte zugreifen.

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