Spielziel

Die vorliegende Umsetzung bringt Klaus Teuber´s Spiel „Sternenschiff Catan“, das 2001 in der 2-Spieler-Reihe von Kosmos erschienen war, auf den PC-Bildschirm. Zum Spiel als solchem sei die Lektüre der entsprechenden Brettspielrezension empfohlen.

Ablauf

Nach der recht zähen Installation begrüßt uns das PC-Spiel mit einem Kurzfilm einer Weltraumschlacht als Intro. Derartige filmische Sequenzen finden sich in stark abgekürzter Form über den gesamten Spielverlauf verteilt wieder. Die Umsetzung versucht damit offensichtlich, Atmosphäre zu erzeugen und das Medium PC in ansprechendem Maße auszunutzen. Nicht ohne Erfolg, wie ich schon jetzt feststellen möchte.

Wer (wie ich) die Regeln des Grundspiels nicht mehr parat hat, kann auf ein Tutorial zurückgreifen. Durch dieses führt uns der putzige Roboter „Bord“ samt gelungener Sprachausgabe. Leider beschränkt sich das Tutorial nur auf die Beschreibung der biedersten Grundfunktionen. Man lernt, wie das Spiel funktioniert – es zu beherrschen lernt man nicht. Wer das Brettspiel nie gespielt hat, weiß auch im Tutorial oft genug nicht, wovon der ulkige Roboter eigentlich redet.

Vor dem eigentlichen Spielstart steht die Wahl von Spielerfarbe und Gegner (incl. Portrait). Es besteht sowohl die Möglichkeit, gegen einen PC anzutreten, als auch per Hot Seat gegen einen menschlichen Spieler an einem PC zu spielen. Eine Internetpartie ist ebenfalls möglich, leider fand ich zum Test keinen Mitspieler im Onlineportal. Neben dem bekannten normalen Brettspiel bietet die PC-Umsetzung die Möglichkeit, diverse Kampagnen unterschiedlicher Zielsetzungen (z.B. Piratenjagd o.ä., incl. neuer Stationen) anzugehen. Ein gelungener Zusatz!

Ist man im Spiel angelangt, sticht zuerst die aufwändige grafische Gestaltung ins Auge. Allerdings hätte ich mir auch in dieser Umsetzung gewünscht, ich könnte die Auflösung frei einstellen. Am oberen Bildschirmrand findet sich eine Leiste mit den Angaben der Rohstoffe, des Goldes etc.. Die Zahlenangaben beziehen sich dabei stets auf das linksstehende Symbol, haben zu diesem aber seltsamerweise einen größeren Abstand als zum Symbol rechter Hand. Ein Fakt, an den man sich nach den ersten fatalen Fehlinterpretationen schnell gewöhnt. Kartenaufdecken und Würfeln wird mit hübschen Animationen untermalt, die ebenso wie die Spielzüge des PC-Gegners beschleunigt werden können. Letzteres sollte man allerdings eher vermeiden – sonst bekommt man nicht mit, was der PC getan hat. Hier wäre eine Textzusammenfassung empfehlenswert gewesen. Die auszuführenden Aktionen erledigt der PC, genau graphisch dargestellt wie beim menschliche Spieler, über mehrere Auswahlmenüs, die fröhlich auf- und wieder zuklappen. Das ist nicht nur mäßig übersichtlich, es ist vor allem zu langwierig.

Einige kurze Worte zur musikalischen Untermalung: Die Spielmusik ist atmosphärisch passend, aber während eines Spiels wünscht man sich doch am liebsten Ruhe. Leider ist das nur möglich, indem man die Boxen des PCs abstellt, da diese sonst ein permanentes Brummen von sich geben. Das sollen wohl Raumschifftriebwerke sein – nervtötend ist es allemal.

Der wichtigste Teil einer PC-Umsetzung sind wohl die Qualitäten des virtuellen Gegenübers. Leider versagt die Umsetzung in diesem Punkt fast völlig. Selbst ein ungeübter Sternenschiffler wie ich konnte den PC, auch in der stärksten der 3 Schwierigkeitsstufen, im Grundspiel ohne größere Probleme besiegen. In der Piraten-Kampagnen kaufte ich konsequent den Rohstoff zur Bestückung der Kanonen auf, worauf der Computergegner von Anfang an hilfloses Opfer der räuberischen Spießgesellen war. Eine Veränderung des Spielverhaltens der PC-Gegner ist zwar möglich, konnte diese Mankos aber nicht beheben – ebenso wenig wie das stereotype und oft bedarfsferne 1:1-Tauschverhalten.

Fazit

Die PC-Version von „Sternenschiff Catan“ ist ein zweischneidiges Schwert. Man hat sich um eine gelungene Atmosphäre, eine regelrechte „Spielwelt“ am PC bemüht, und dies ist besser gelungen als bei fast allen anderen bisher erschienenen Brettspielumsetzungen. Die Bedienung ist z.T. etwas unübersichtlich, aber im Grundsatz einfach. Die mit Animationen aufgepeppte zweidimensionale Grafik ist ansprechend und zweckmäßig zugleich. Aber der Ersatz für den menschlichen Mitspieler fehlt einfach. Die PCs agieren zu schwach, was das Spiel für Fans der Brettspielfassung fast disqualifiziert. Blieben Neueinsteiger oder Kinder im Alter von 10-14, die gerade durch die optischen Reize und den putzigen „Bord“ sicher eine geeignete Zielgruppe wären. Für diese ist jedoch das Tutorial (von Hilfestellungen im Spiel ganz zu schweigen) keine ausreichende Einstiegshilfe. Zu diesen spielerischen Macken gesellen sich einige handwerklich-technische Mängel: Wer kein Internet besitzt, verpasst gleich zu Spielbeginn ein ausführliches Update von fast 7 MB (!), ohne das das Spiel zu Abstürzen neigt. Eine Textdatei ergänzt das beiliegende Handbuch in einem Umfang, der auf eine hektische Veröffentlichung schließen lässt. Vor Beginn jeder Partie steht eine unsäglich lange Ladezeit, die in keinem Verhältnis zu dem steht, was wir danach an technischen Aufwand zu Gesicht bekommen. Letztendlich dürfte man damit bei Rockazonga - trotz Kampagnengimmick und gelungener Spielatmosphäre - leider weitgehend am potenziellen Käuferkreis vorbei programmiert haben.

Rezension Steffen Stroh

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.