Rezension/Kritik - Online seit 21.06.2012. Dieser Artikel wurde 3899 mal aufgerufen.

Tüüt Tüüt

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Autor: Reinhard Staupe
Illustration: Hans-Georg Schneider
Dennis Lohausen
Rik Falch
Anette Kannenberg
Kevin LeBlanc
Verlag: Pegasus Spiele
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 4
Dauer: 5 - 10 Minuten
Alter: ab 7 Jahren
Jahr: 2010
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 1438
Tüüt Tüüt

Spielziel

An der Aufgabe, Tiere vor dem Überfahren zu retten, ist moralisch nichts Verwerfliches zu entdecken. An der Art der Ausübung schon: Es kann durchaus vorkommen, dass zwei Spieler gleichzeitig den armen Igel auf ihre Seite der Fahrbahn ziehen wollen, während ein anderer merkt, dass sich viel zu viele gleichfarbige Tiere auf dem Asphaltgeläuf befinden und sofort der rote Wagen aktiviert wird: Tüüüt tüüüt!

Ablauf

Ein quietschrotes oder besser rotes und quietschendes Gummiauto wird in der Tischmitte für alle Teilnehmer erreichbar platziert. Dieses Auto wird von Spielkarten in fünf offenen Stapeln kreisförmig umzingelt. Die Karten zeigen je eines von insgesamt acht verschiedenen Tieren in einer von maximal sieben verschiedenen Farben. Jeder Spieler erhält zwei Startkarten, die er getrennt voreinander ebenfalls offen vor sich ausliegt. Auf ein Startkommando beginnt das Spiel.

Jeder darf einhändig nach einer Karte von einem der fünf Stapel greifen und die Karte auf einen seiner beiden Ablagestapel legen. Dabei muss entweder Farb- oder Tierübereinstimmung zwischen abzulegender und oberster Karte des Zielstapels herrschen. Diese Tätigkeit vollziehen alle Spieler gleichzeitig, so dass sich ständig Änderungen sowohl in der zentralen wie auch der persönlichen Auslage ergeben.

Kommt es hierdurch zu einer Situation, in der bei den fünf Mittelstapeln drei gleiche Tiere oder dreimal die gleiche Farbe zu sehen ist, kann sofort ein Spieler dem Auto eins über den Schädel braten: Es kommt zu einer Spielunterbrechung. Der Auslöser benennt die Karten, die seiner Meinung nach gleich sind. Ist dies der Fall, darf er zwei davon als Bonuskarten zur Seite legen. Liegt er falsch, muss er aus seinen Ablagestapeln jeweils eine Karte entfernen. Das Spiel wird anschließend wie zuvor fortgesetzt.

Eine Spielrunde endet, sobald zwei der fünf Stapel aufgebraucht sind. Die siegermittelnde Wertung wird aus etwaig ergatterten Bonuspunkten für korrektes Quietschen und der Anzahl der Karten des kleineren persönlichen Ablagestapels gebildet.

Fazit

Heute will ich mal mit dem größten Lob beginnen: Den an diesem Werk beteiligten Illustratoren und dem grafischen Designer soll es gebühren. Die Idee mit dem Guckfenster in der Spieleschachtel ist schon schön, dort das rote Quietsche-Auto als zentrales Element des Spiels schon zu zeigen, sehr gelungen. Und da auch die darum herum platzierte Titelgrafik dieses optische Element perfekt einbindet, muss man von einer überdurchschnittlichen Arbeit sprechen.

Derart neugierig gemacht, eröffnet einem die angemessen und -genehm kurze Spielregel alle notwendigen Informationen inklusive grafischer Unterstützung. Der Aufwand des Spielaufbaus ist sehr gering und schnell erledigt, lediglich bei mehreren Partien hintereinander sollten die Karten dazwischen jeweils insgesamt gut gemischt werden. Ein schneller Spieleinstieg ist folglich garantiert.

Das Spielprinzip selbst gemahnt an bereits bekannte Produkte dieses Genres und ragt daher nicht besonders weit in den Alleinstellungshimmel hinein. Dennoch sind alle Testrunden mit Ausnahme der einschlägig bekannten Hektikverweigerer nicht zuletzt auch wegen der grafischen Unterstützung in mindestens größerer Zufriedenheit zu Ende gegangen. Zumindest die Erwachsenen und einige altkluge Zehnjährige finden größeren Gefallen an der Darstellung der ob des drohenden Unfalltodes doch sehr entsetzt schauenden Viecher. Allen macht es jedoch die größte Freude, wenn wieder einmal ein vorschneller Autoquietscher zwei Katzen und einen Hahn für drei Eichhörnchen gehalten hat und - wie man das aus dem deutschen Straßenverkehrsrecht kennt - unmittelbar dafür zur Kasse gebeten wird.

Die Spieldauer ist dem Mechanismus folgend nahezu hektisch kurz. Dies ist kein Nachteil, bei derartigen Abläufen wäre alles jenseits der 10-Minuten-Grenze eher Ausdauersport oder Stressbelastungstest als reines Spiel. Darüber hinaus spricht nie etwas dagegen, einer Einzelpartie weitere Läufe folgen zu lassen. Die Gesamtdosierung bleibt somit jeder einzelnen Spielegruppe bis hin zur Unendlichkeit selbst überlassen.

Auch wenn die Abweichung bei nur zwei Teilnehmern von zwei auf drei persönliche Ablagestapel etwas auffängt, so sind doch die Partien zu dritt oder viert um ein vielfaches spannender und unterhaltsamer. Natürlich wird der Überblick und vor allem die Kontrolle der anderen Spieler schwieriger. Ob jemand nämlich seine Ablagestapel immer nach den vorgegebenen Regeln bedient hat, kann während des Spiels niemand mit 100%iger Gewissheit von seinen Mitspielern sagen. Diesbezüglichen Dauernörglern sei empfohlen, im Zweifel die Ablagestapel (beide, auch den nicht gewerteten) des Siegers bei oder nach der Wertung zu kontrollieren.

Die Altersempfehlung von sieben Jahren ist fast schon ein wenig hochgegriffen, bei diesem Spiel können auch Grundschuleinsteiger durchaus mit Freude mit machen. Allerdings sollte man der jüngsten Generation deutlichst die wechselweise Ablage auf den Stapeln erklären und empfehlen, da dies ansonsten manchmal auch von älteren Semestern in der Hektik des Spiels vergessen wird und der Frust mit der Differenz zwischen erwartetem und tatsächlichem Wertungsausgang steigt.

Ganz klar angesprochen fühlen von Tüüt Tüüt dürfen sich alle jungen und junggebliebenen Hektiker, die es vielleicht auch leid sind, wegen Früchten oder Quizfragen irgenwelche Knöpfe zu drücken und statt dessen lieber mal die Karosserie eines Gummiautos auf seine Selbstausbeulung hin untersuchen, während man die Dankbarkeit der soeben geretteten kleinen Freunde nahezu spüren kann. Obwohl: Das ist vermutlich doch nur der Puls des kurz vor der Herzattacke stehenden Igels.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Tüüt Tüüt: 5,0 5,0, 2 Bewertung(en)

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Leserbewertungen

Leserwertung Tüüt Tüüt: 5,0 5.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.06.12 von Udo Möller - Ein wirklich tolles Spiel, das ich damals in Essen als "Beep Beep" bereits nach dem ersten Testspielen mitgenommen habe. Durch die clevere Wertung und das liebreizende Quietscheauto einfach sehr schönes und originelles Spiel. Und ja, auch Sechsjährige spielen schon begeistert mit.

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