Spielziel

Es gibt in Deutschland rund 25.000 Burgen, Schlösser und Herrenhäuser. Jede Burg davon hat ihre eigene Geschichte. In ihren uralten Gemäuern haben sich unzählige Dramen und Tragödien abgespielt. Im neuen Pegasus-Spiel Von Falkenstein kommen gleich zwei Burgen mit jeweils einer anderen Geschichte vor. Beide haben aber gemeinsam, dass die Spieler vor einem fremden (Raub-)Ritter fliehen und rechtzeitig die schützenden Tore der Burg erreichen müssen.

Ablauf

Bevor wir loslegen, müssen wir uns für eine der beiden Burgen - Münzenberg oder Rockenberg - entscheiden und den Spielplan mit der entsprechenden Seite ausbreiten. Jeder von uns wählt eine Spielfigur und stellt diese auf das markierte Startfeld. Die schwarze Raubritter-Figur startet ein paar Felder weiter hinten. Anschließend mischen wir die 18 Landschaftsplättchen und legen sie verdeckt am Rand des Spielplans aus. Je nach Schwierigkeitsgrad erhalten wir noch etwas Proviant und Landkarten, außerdem darf sich jeder von uns geheim ein Landschaftsplättchen ansehen.

Sind wir an der Reihe, würfeln wir die drei Spezialwürfel. Wir werten dann zuerst jene Würfel aus, welche Landschaftsmerkmale zeigen, indem wir 1 Landschaftsplättchen unserer Wahl aufdecken. Nur wenn sich eines der gesuchten Landschaftsmerkmale darunter befindet, dürfen wir ein weiteres Plättchen aufdecken. Anschließend dürfen wir unsere Figur um so viele Felder vorwärts ziehen wie richtig aufgedeckte Landschaftsplättchen. Haben wir ein Proviantsymbol gewürfelt, dürfen wir unsere Figur ein weiteres Feld bewegen. Für jedes aufgedeckte Ritterplättchen und gewürfeltes Rittersymbol rückt hingegen die Ritterfigur ein Feld vor.

Immer wenn er Startspieler erneut dran ist, müssen wir den schwarzen Ritter zusätzlich ziehen, und zwar abhängig von den Pfeilen auf dem Feld, auf dem er gerade steht. Anfangs ist dies gerade mal 1 Feld, im späteren Spielverlauf werden es aber bis zu drei Felder.

Und so kommt uns der schwarze Ritter immer näher. Mit den anfangs erhaltenen Plättchen können wir das drohende Ende etwas hinauszögern. So dürfen wir gegen Abgabe einer Landkarte alle Würfel noch einmal werfen, oder mit einem Proviant eine Spielfigur unserer Wahl um 1 Feld vorwärtsziehen. Sobald der Ritter jedoch auf ein Feld zieht, auf dem eine unserer Spielfiguren steht, haben wir als Team sofort verloren. Gelingt es uns allerdings, alle unsere Spielfiguren in die rettende Burg zu ziehen, bevor sie der schwarze Ritter erwischt, haben wir gemeinsam gewonnen.

Fazit

Von Falkenstein ist also ein Memory-Spiel, weil wir uns im Laufe des Spiels bestmöglich merken sollten, wo sich die Landschaftsplättchen befinden, um unsere Spielfiguren vorwärts ziehen zu dürfen. Anfangs sind wir zwar gezwungen, öfters ins Blaue zu raten, aber mit jedem neuen Plättchen, welches wir aufdecken, erhalten wir mehr Informationen, die es in den grauen Zellen abzuspeichern gilt.

Nachdem wir aber kooperativ zu Werke gehen, dürfen wir uns dabei gegenseitig unterstützen. Es ist ausdrücklich erlaubt, ja sogar empfehlenswert, dem aktiven Spieler Tipps zu geben, uns abzusprechen und zu diskutieren. Die endgültige Entscheidung trifft jedoch stets der Spieler, der gerade an der Reihe ist.

Auf den letzten Feldern der Laufstrecke, nämlich den Treppenstufen direkt vor der Burg, dürfen wir hingegen keine Hilfe von den Mitspielern annehmen. Dort müssen wir die gewürfelten Symbole ganz allein unter den Landschaftsplättchen finden. Dasselbe gilt auf dem Rockenberger Spielplan für jeden Spieler, dessen Figur sich auf einem der drei rot-braun hervorgehobenen Felder in der Nähe der Kirche befindet.

18 Landschaftsplättchen, welche ihre Position nie wechseln, das stellt für eine Spielgruppe keine allzu schwere Aufgabe dar. Man kann sich ja die Hinweise aufteilen, sodass sich jeder Spieler nur einen Teil der Plättchen einprägen muss. Dann bleiben für den einzelnen Spieler weniger als 10 Plättchen zum Memorieren übrig. Zieht man zusätzlich in Betracht, dass die beabsichtigte Zielgruppe Spieler "ab 7 Jahren" ist, und Kinder automatisch eine höhere optische Merkfähigkeit aufweisen, ist dies wahrlich alles andere als herausfordernd.

Allerdings spielt der Zufall auch eine gewisse Rolle, nämlich dann wenn die Ritterfigur näher rückt, als uns lieb ist. Dies passiert einerseits durch das Aufdecken von Ritterplättchen, was wir doch einigermaßen selbst kontrollieren können. Wenn wir eines der beiden "gefährlichen" Plättchen ein zweites oder gar drittes Mal aufdecken, sind wir selbst schuld. Nicht beeinflussen können wir jedoch, ob ein Ritter-Symbol gewürfelt wird oder nicht. Wenn auf diese Weise öfter das "Ritter"-Symbol zum Vorschein kommt, kann es schnell mal brenzlig für uns werden.

Der Schwierigkeitsgrad kann relativ unkompliziert mit den "Proviant"- und "Landkarten"-Plättchen reguliert werden. Einsteiger sollten alle 6 Plättchen verwenden, Fortgeschrittene nur je 2 Plättchen pro Sorte. Wollen wir es deutlich schwieriger gestalten, müssen wir versuchen, nur mit je einem Plättchen auszukommen.

Ich spiele Von Falkenstein übrigens selbst gerne ab und zu als Solo-Spiel, denn in diesem Modus ist es tatsächlich recht herausfordernd, sich alles genau zu merken. Ich betrachte es dann als spielerisches Mittel zum Trainieren meines Gedächtnisses und zur Vorsorge gegen Alzheimer, in meinem fortgeschrittenen Alter eine wichtige Funktion.

Zum Material: Von Falkenstein beinhaltet ja - wie bereits erwähnt - gleich zwei Burgen, für die es nicht nur unterschiedliche Spielplanseiten, sondern auch andere Aufsteller für den 3D-Zielaufbau gibt. Darüber hinaus wurde noch ein Begleitheft beigefügt, mit den überlieferten Geschichten der beiden Burgen, sowie einer detaillierten Beschreibung der historischen Gebäude auf den Spielplänen. Ich finde diese Informationen für ein Familienspiel eher unnötig, aber wahrscheinlich wurde das Projekt von örtlichen Tourismusverbänden unterstützt.

Von Falkenstein funktioniert, und für die anvisierte Spielerschicht ist es auch ganz gut geeignet. Man hätte meiner Meinung nach aber mehr draus machen können. Warum zwei Spielplanseiten drucken, wenn sich diese spielmechanisch nur in einem winzigen Detail unterscheiden? Man hätte die Rückseite durchaus herausfordernder gestalten können. Mit bloß ein paar zusätzlichen Landschaftsplättchen ließe sich auf einfache Art der Schwierigkeitsgrad erhöhen. Und warum nicht einen vierten Würfel hinzufügen, der auf einigen Seiten ein Wechselsymbol aufweist, bei dem man verpflichtend zwei Landschaftsplättchen miteinander vertauschen müsste? Dies brächte mehr Dynamik ins Spiel und erforderte mehr flexibleres Merken. Hier hat man redaktionell die Chance verpasst, das Spiel längerfristig interessant und herausfordernd zu machen.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.