Rezension/Kritik - Online seit 11.07.2004. Dieser Artikel wurde 8227 mal aufgerufen.

Die wilden Fussballkerle - Das Kartenspiel

Direktlinks zu den Rezensionsblöcken
Autor: Thorsten Löpmann
Andreas Wetter
Illustration: Jan Birck
Norbert Maier
Verlag: AMIGO
Rezension: Jürgen Henrich
Spieler: 2
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2003
Bewertung: 3,5 3,5 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 5028
Die wilden Fussballkerle - Das Kartenspiel

Spielziel

Die Fußball EM 2004 in Portugal steckte voller Überraschungen. Deutschland konnte sich trotz Rudi Völler gegen die starke Konkurrenz nicht durchsetzen, jedoch schaffte es ein deutscher Trainer, Otto Rehagel, gemeinsam mit der griechischen Mannschaft überraschend den Europameister-Titel zu erlangen. Die EM ist vorrüber, aber der eine oder andere Zuschauer, wird sich dennoch nicht satt geschaut haben. Da kommt ein Spiel wie Die wilden Fußball-Kerle wie gerufen, sich die Wartezeit zu verkürzen. Zwei Spieler treten mit Karten gegen einander auf dem Fußballfeld an. Durch klugen Einsatz von Spielern und Aktionen gilt es, in zwei Halbzeiten die Zweikämpfe zu gewinnen, zum Torschuss zu kommen und die meisten Tore zu schießen.

Ablauf

Die Spieler legen das Fußballfeld zwischen sich. Es zeigt für jeden Spieler einen Abwehr- und einen Angriffsbereich sowie das Mittelfeld. Jeder Spieler hat außerdem einen Torwart (Karte), der ausschließlich den Kasten sauber halten soll. Dazu hat man 31 Fußballer- und 33 Aktionskarten. Eine Fußballer-Karte gibt Auskunft über den Namen, den Spielwert sowie die besondere Eigenschaft einer Fußballers. Jeder der 10 verschiedenen Fußballspieler ist dreimal im eigenen Spielerpool vorhanden. Jeder hat einen Wert für die Abwehr, das Mittelfeld und den Angriff. Manche Werte sind für einen Bereich doppelt angegeben. Je nachdem, ob man in Ballbesitz ist, gilt jeweils ein Wert. Jeder Spieler erhält 7 Spieler-Karten auf die Hand.

Das Spiel beginnt mit dem Anstoß. Der wird ausgelost. Wer in Ballbesitz ist, legt einen Spieler neben das Spielfeld. Da man sich nach dem Anstoß im Mittelfeld befindet, gilt der Spielwert für das Mittelfeld. Sein Gegner spielt ebenfalls einen Spieler aus. Es werden die beiden Spielwerte für das Mittelfeld verglichen (Zweikampf). Wer seinen Spieler für den Zweikampf aufwerten will, darf nun noch eine Aktionskarte aufdecken. Der erste (gelbe) Wert dieser Karte wird zu dem Spielwert addiert. Wer den höchsten Wert hat, gewinnt den Zweikampf. Wer den Ball erobert hat, darf man ihn in den nächsten Spielbereich kicken (Fußball-Figur verstellen).

Wer mit dem Ball in den Strafraumbereich des Gegners vorstößt und hier den Zweikampf gewinnt, schießt auf das Tor. Dazu wird eine Aktionskarte aufgedeckt. Sie zeigt den (blauen) Wert für einen Torschuss an. Der gegnerische Torwart dreht ebenfalls eine Aktionskarte um und versucht den Ball mit dem (weißen) Abwehrwert zu fangen. Der höhere Wert gewinnt: Ist es der Angreifer, fällt ein Tor. Ist es der Torwart, geht das Spiel weiter. Ist der Wert, mit dem der Torwart den Ball abwehrte, hoch genug, schlägt er den Ball gleich in den Angriffsbereich des Gegners.

Mancher ausgelegte Spieler hat besondere Eigenschaften, die von bestimmten Spielsituationen ausgelöst werden. So etwa Leon, der mit einem hohen Wert oder aus dem Mittelfeld auf das Tor schießt, sobald er den Zweikampf gewinnt. Die Aktionskarten, die die Zweikampfwerte erhöhen sollen, bergen auch Tücken: Fouls und Gelbe Karten. Bei einem Foul kommt sofort der Gegner in Ballbesitz. Kommt zum Foul auch eine Gelbe Karte, wird auf dem bereit liegenden Spielblatt der Name des Verwarnten notiert. Bei einer zweiten Gelben fliegt dieser Spieler vom Platz.

Wer die Aktionskarten bemüht, um auf das Tor zu schießen, kann statt eines Schusswertes auch daneben oder drüber schießen. Aber es ist auch möglich, dass der Torwart gar nicht zu halten versuchen muss, wenn die Aktionskarte bestimmt, dass der Torschuss erfolgreich ist („Tor“). Auch für den Torwart halten die Aktionskarten Überraschungen bereit: Statt eines Abwehrwertes kann er den Ball gleich abwehren („Gehalten“), muss einen Nachschuss halten („Latte“, „Pfosten“) oder muss ihn durchlassen („Tor“).

Die erste Halbzeit endet, wenn ein Spieler keine Fußballer mehr nachziehen kann. Dann werden alle Karten gemischt und die zweite Halbzeit beginnt. In beiden Halbzeiten werden alle Tore, Torschützen sowie Gelben Karten auf einem Spielberichtsbogen festgehalten. Das ist wichtig, weil manche Aktionen oder Fähigkeiten davon abhängen, ob ein Spieler eine Karte gesehen hat oder seine Mannschaft in Führung oder Rückstand ist. Wer nach der zweiten Halbzeit die meisten Tore geschossen hat, verlässt das Spielfeld als Sieger.

Fazit

Die wilden Fußball-Kerle ist eine durchaus gelungene Simulation eines Fußballspiels. Das Spielgeschehen pendelt zwischen Angriff, Mittelfeld und Abwehr und hängt ganz vom Einsatz der Karten ab. Durch kluge Kartenwahl lässt sich der Glücksanteil im Spiel ein wenig verringern, doch bleibt es der bestimmende Faktor. Die Spielkarten geben alle wichtigen Informationen (Spielwert, besondere Fähigkeit) gut erkennbar wieder. Das Design orientiert sich an der Jugendbuchreihe von Joachim Masannek und Jan Birck. Man muss es deswegen aber nicht mögen.

Doch für den Spielfluss ist das unwichtig. Hier kommt es darauf an, alle Regeln und Bedingungen im Kopf zu haben, soll der Spielfluss nicht durch häufiges Nachlesen unterbrochen werden. Leider ist das Regelwerk nur grafisch ansprechend. Eine gute und durchgängige Strukturierung, die das Auffinden mancher Spielsituationen erleichtert, fehlt. Eher wird man von Text erschlagen, auch wenn der sich in Farbspielereien ergeht. Zudem werden an manchen Stellen fußballerische Fachbegriffe (z.B. „Sturm“) verwendet, die nicht allen bekannt sind. Oder ist das Spiel nur für Fußball-Fans konzipiert?

Schade ist auch, dass weder das Regelheft noch der Block mit den Spielberichtsbögen in die Vertiefung der Schachteleinlage passen. So stehen sie (zusammen mit dem Spielplan) über den Schachtelrand hinaus und verhindern, dass sich die Schachtel wirklich gut schließen lässt. Doch dies ist eine ludophile Nebensächlichkeit, die vielleicht den Ordnungsfreak stört, sich auf den Spielablauf aber nicht auswirkt. So bleibt Die wilden Fußball-Kerle ein Kartenspiel mit hohem Glücksanteil, das zwei Spielern umso mehr Freude bereitet, je mehr sie von Fußball verstehen, und je mehr Zeit sie sich für das Regelstudium nehmen. Jedoch sollte man sich nicht vornehmen, dieses Spiel mit einem Achtjährigen zu spielen, auch wenn Amigo dieses Spiel ab 8 Jahren freigibt. Jedenfalls haben drei Achtjährige vor dem doch recht komplexen Ablauf frühzeitig die Segel gestrichen.

Rezension Jürgen Henrich

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Weitere Infos

Die Spieleautoren Thorsten Löpmann und Andi Wetter mussten einige Anläufe starten, bis sie das Fußballspiel bei einem Verlag unter brachten, denn Sportspiele sind in aller Regel keine Selbstläufer. Amigo-Spiele suchte sich jedoch einen sehr geschickten Moment heraus, um das Spiel heraus zu bringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bis zum Sommer 2004 wurde Die wilden Fußballkerle über 40.000 mal verkauft.

Wie kommts? Ganz einfach: Die wilden Fußballkerle ist eine erfolgreiche Jugendbuchreihe über eine Kinder-Fußball-Straßenmannschaft. Das Thema wurde in 2003 in einen Film umgesetzt, der im Herbst selbigen Jahres in die Kinos kam. Parallel zum Film kam das Spiel auf den Markt und erfreut sich seit dem einer beachtlichen Beliebtheit. (Frank Gartner)

'Die wilden Fussballkerle - Das Kartenspiel' online bestellen

Kaufen bei Idealo Kaufen bei Spiele-Offensive Kaufen bei Meeple-Box 

H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Die wilden Fussballkerle - Das Kartenspiel: 3,5 3,5, 12 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.05.04 von Jürgen Henrich
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Michael Andersch
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.04.04 von Michael Reitz
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.07.04 von Jörn Griesbach
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.07.04 von Thomas Wolter
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.07.04 von Helga Wilde
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.07.04 von Jochen Traub
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.07.04 von Susanne Schlappner - Durch die vielen Texte auf den Spielerkarten wird der Spielfluß unheimlich gehemmt. Bis man weiß, ob die Karte gerade passt oder nicht, muß man das Spiel einige male hintereinander gespielt haben, und das dauert.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.07.04 von Stephan Gehres
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.07.04 von Klaus Jörder
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.07.04 von Nicole Biedinger
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.07.04 von Frank Gartner - Man muss kein Kenner der wilden Fußballkerle sein, um Spaß am Spiel zu haben. Man benötigt jedoch ein, zwei Partien, um die Karten und deren Möglichkeiten kennen zu lernen. Aus diesem Grund benötigen 8-jährige Kinder etwas Unterstützung der Eltern oder älterer Geschwister. Die Spielergebnisse sind meist sehr realistisch. Es kann somit Halbzeiten geben, in denen kein Tor fällt. Dieses "Hin und Her" ist nicht jedermanns Sache, weshalb die Bewertungen der Mitspieler oft auch nur mittelmäßig ausfällt. Was das Regelwerk betrifft, schließe ich mich den Worten des Rezensenten an. Es kommt zumindest anfänglich immer wieder mal vor, dass man nachschlagen muss und dann sucht man!! Dennoch spiele ich das Spiel durchaus gerne. Ein kleines Fußballkerle-Turnier im Verlauf eines Spielewochenendes macht immer wieder Laune. Noch mehr Spaß macht es, wenn man flüssig von der Leber weg spielt und man parallel in die Rolle eines Fußballkommentators schlüpft.

Leserbewertungen

Leserwertung Die wilden Fussballkerle - Das Kartenspiel: 5,0 5.0, 4 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.07.04 von FM Gmür - Mir hats viel Spass gemacht auch ohne dass ich den Hintergrund der wilden Fussballkerle kennen würde. Und Kinder hatten noch mehr Spass!
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.10.04 von Carsten Pinnow
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.12.04 von Jan - Von der ersten Partie an, macht es Spass die wilden Fußball-Kerle über den Rasen flitzen zu lassen. Gut, bei der ersten Partie muss man noch etwas nachlesen - das hält sich aber auch in Grenzen. Leider gibt es einige wenige Fragen, die im Regelwekr nicht behandelt werden, sich aber zwangsläufig im Spielverlauf stellen. Ich bin noch auf der Suche nach Antworten... Man kann sich aber auch selbst behelfen! Insgesamt ein gelungenes Spiel, dass immer mal wieder auf den Tisch kommt.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.02.10 von deni

Weitere Informationen zu 'Die wilden Fussballkerle - Das Kartenspiel' auf unseren Partnerseiten