Rezension/Kritik - Online seit 03.09.2016. Dieser Artikel wurde 6713 mal aufgerufen.
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In diesem Stichspiel darf der Spieler mit der höchsten Karte sich als Erster eine der gespielten Obstkarten aussuchen, um Obstmischungen zu erfüllen.
Wir sammeln Obst. Kein gammeliges, verfaultes, sondern frisches, schön gestaltetes in Form von Karten. Dazu erhalten wir 6 Obstkarten, die die Werte 1 - 24 aufweisen. Im Uhrzeigersinn spielt nun jeder eine Karte aus seiner Hand offen aus.
Der Spieler, der in diesem Stich den höchsten Zahlenwert gespielt hat, darf nun aus den gerade gespielten Karten als Erster eine wählen, dann der Spieler mit dem zweithöchsten Wert usw. Die so erhaltene Karte lege ich offen vor mir ab und bildet meine Auslage. Und weiter geht's: Der Spieler, der den Stich gewonnen hat, spielt wieder auf, und jeder legt wieder eine Handkarte dazu. So erhalten die Spieler wiederum Karten wie im ersten Stich.
Es gibt übrigens 9 Obstsorten, von jeder Sorte also 3 im Spiel. Aber: Es bringt mir nix, wie wild drauf los zu sammeln. Denn ein Großteil der Karten hat neben dem Zahlenwert und der abgebildeten Obstsorte noch eine Sonderfunktion. Im Hinblick auf das Sammeln von Punkten ist auf etlichen Karten noch eine Siegpunktzahl plus die zu erfüllende Bedingung aufgeführt, z. B. sammle 3 Karten einer Sorte wie 3 Birnen und erhalte 6 Punkte oder sammle 3 x 2 Paare und erhalte 15 Punkte.
Und das geht so: Wenn ich am Zug bin, also gerade eine Stichkarte ausgewählt habe, und nun eine oder mehrere Siegpunktkarten erfüllen kann, nehme ich die entsprechenden Karten aus meiner Auslage und lege die Siegpunktkarten verdeckt vor mir ab. Die so abgelegten Karten ergo Punkte sind mir am Spielende sicher. Solange es mir aber nicht gelingt, im Laufe des Spiels diese Siegpunktkarten überhaupt zu ergattern, indem ich sie aus einem Stich wähle, kann ich gar keine Punkte machen. Da kriegste einen am Appel!
Außerdem gibt es noch weitere Sonderfunktionen auf manchen Karten: Beispielsweise darf ich zu der Karte, die ich gerade gewählt habe, noch Obst aus Nachbars Garten klauen, nämlich eine Karte bei einem Mitspieler aus dessen Auslage. Schützen kann ich mich dagegen durch einen Wachhund - erspiele ich mir eine Karte, auf der ein Wachhund abgebildet ist, lege ich die Karte vor meine Auslage und bin nun vor solch gierigen Langfingern geschützt. Allerdings nur solange kein anderer Spieler sich den Wachhund nimmt.
Dann gibt es noch das Sondersymbol Pi auf Karten. Bei der Wahl einer solchen Karte darf ich mir von einem separaten Stapel 3 Pi-Karten auf meine Hand nehmen. Im weiteren Verlauf der Partie kann ich nun beim Ausspielen meiner Zahlenkarte beliebig viele Pi-Karten mitausspielen, um meinen ursprünglichen Zahlenwert zu erhöhen. Denn jede Pi-Karte erhöht den Wert um 3,14. Der Spieler mit dem geringsten Zahlenwert eines Stichs hat ja keine Auswahl, aber erhält zum Ausgleich dafür neben der Restkarte von einem separaten Stapel eine Pflaumenkarte.
Im Gegensatz zu den anderen Obstsorten haben die Pflaumen keine Sonderfunktion. Nach 6 Stichen wird die zweite Epoche gestartet: Die Auslagen bleiben liegen, die Karten der neuen Epoche werden verteilt. Nach insgesamt 3 Epochen, also 18 Stichen, decken alle Spieler ihre gesammelten Siegpunktkarten um und addieren ihre Punkte, um den Sieger zu ermitteln.
Nach ein bis zwei Stichrunden ist das System verstanden und die Sonderfunktionen ebenfalls begriffen. Kernelement sind die Karten, die für meinen Geschmack sehr schön gestaltet sind inklusive der 3 unterschiedlichen Rückseiten zur Unterscheidung der Epochen, nämlich Raupe, Kokon, Schmetterling. Ach, ich fühle mich in meine ersten Bio-Stunden zurückversetzt ... Auch die Vorderseite finde ich schön gestaltet, Richtung Vintage.
Die eingängige, verständliche Symbolik der Sonderfunktionen auf den Karten gefällt mir und erleichtert dem Erklärbären die Einführung ins Spiel. Von der Gestaltung sehr stimmig. Die Epochen steigern sich zudem, was die Siegpunkte und Bedingungen hierfür betrifft. Wir haben hier ein ungewöhnliches Stich-Sammel-Spiel.
Durch die Sonderfunktionen kommt viel Interaktion nebst Ärgerfaktor ins Spiel. Wem klaue ich am besten nun eine Karte? Wer kann gleich eine Siegpunktkarte erfüllen? Oder nehme ich mir lieber den Wachhund? Denn ich habe ja schon viele Karten in meiner Auslage. Und wer weiß, ob ich mit meinem hohen Zahlenwert den Stich machen kann, denn mein linker Nachbar hat schon 6 Pi-Karten. Vielleicht spiele ich aber auch bewusst niedrig, um auf jeden Fall noch eine Pflaume zu kriegen, denn davon habe ich schon welche und für diese eine Siegpunktkarte in meiner Auslage wäre das hilfreich. Aber vielleicht wird mir auch gleich genau diese Karte geklaut?
Es gibt auf jeden Fall einiges, was ich nicht so durchplanen kann. In den letzten Runden einer Epoche hilft es schon durchaus nachzuhalten: Welche hohen Werte sind schon weg? Wer hat wie viele Pi-Karten? Mal in der Rückhand sitzen hilft auch. Entgegen herkömmlichen Stichspielen kriege ich ja nicht alle Karten eines Stichs, den ich gewonnen habe, sondern darf mir eben nur EINE Karte aussuchen, die ich in meine Auslage lege, um damit Punkte zu machen. Doch Ob(st)acht! Auch hier ist die Karte noch nicht sicher für mich.
Ich sollte immer darauf achten, wer denn nun schon viele Punkte gemacht hat und ausgebremst gehört. Ein paar Frotzeleien und das Hinweisen auf den gerade aktiven Spieler, doch Bitteschön nicht bei mir zu klauen, sondern bei dem da, denn der hat schon ordentlich Punkte gesammelt, gehört dazu.
Bei der Fortgeschrittenen-Variante darf ich im Übrigen nur EINE Obstmischung erfüllen. Da ist Timing von größerer Bedeutung als bei der Grundversion.
Die Spieldauer ist mit 30 - 40 Minuten angemessen, und der Spannungsbogen fiel in den Testpartien nicht ab. Nichtsdestotrotz bleibt zu erwähnen, dass auch Testspieler dabei waren, die der Spielidee gar nichts abgewinnen konnten. Dies war jedoch ein kleiner Anteil im Verhältnis zu allen Testspielern. Ich kann dieses ungewöhnliche Kartenspiel allen empfehlen, die auch mit Überraschungen zurechtkommen und Taktiken auch mal kurzfristig ändern. Mit Mitspielern, die ihren optimalen Zug minutenlang planen, macht mir das Spiel wenig Spaß und für Strategen ist es eher nichts, aber ein kurzweiliges, unterhaltsames, interaktionsreiches Stich-Sammel-Spiel. Mir schmeckt dieser Obstsalat, denn es ein erfrischend anderes Spiel.
Rezension Andreas Hirz
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Pi mal Pflaumen: 5,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.06.16 von Andreas Hirz |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.08.16 von Rene Puttin - Sehr schönes Kartenspiel, mit einfachen Regeln und wunderschöner Optik. |
Leserwertung Pi mal Pflaumen: 4.5, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.09.16 von edru - Stimmt, ist wirklich eines der sehr guten Kartenspiele des aktuellen Jahrgangs, das aber in der Flut der vielen Neuerscheinungen unterzugehen droht. Nicht immer steuerbar zu spielen, aber dennoch mit großem Vergnügen. Tolle Grafik! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.10.16 von Pasvik - Ab 4 Spielern kaum noch steuerbar. Zu dritt noch in Ordnung. Der Spielmechanismus ist schön und irgendwie mal was anderes. Auch die Grafik ist ganz nett. Aber mehr als "irgendwie nett" wird es insgesamt nicht. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.12.16 von Oliver Müller - Ein wunderschön illustriertes Stichspiel mit eigenem Charme und Charakter. Der interessante Wertungsmechanismus hebt es aus der Masse der Spiele seines Genres heraus! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.03.17 von Scholle |